Die Chancen auf einen Vollanschluss der Tränke an die B27 stehen schlecht. Während SPD und GHV Bedingungen stellen, lehnen die Grünen die Pläne rundweg ab. Foto: Tilman Baur

Die Chancen auf einen Vollanschluss des Gewerbegebiets Tränke in Stuttgart-Degerloch an die B27 stehen schlecht. Während SPD und Gewerbe- und Handelsverein Bedingungen stellen, lehnen die Grünen die Pläne rundweg ab.

Degerloch/Möhringen - Bereits seit 15 Jahren diskutiert der Gemeinderat über einen Vollanschluss für das Degerlocher Gewerbegebiet Tränke an die B 27 – bislang ohne Erfolg. Der Anschluss bestünde aus einer Auffahrtsrampe auf die B 27 Richtung Autobahn-Anschlussstelle Stuttgart-Degerloch (Echterdinger Ei) sowie einer Abfahrtsrampe aus der von Süden kommenden Fahrbahn in die Tränke.

Zu den Unterstützern des Projekts gehört – wie in den Jahren zuvor – neben der AfD und den Freien Wählern die CDU als zweitgrößte Gemeinderatsfraktion. Für den kommenden Doppelhaushalt hat sie 3,5 Millionen Euro für den Anschluss beantragt. „Dies beinhaltet sowohl den Anschluss selbst, als auch zahlreiche Begleitmaßnahmen, um einen zusätzlichen Schleichverkehr durch Degerloch zu unterbinden“, erklärt Klaus Wenk, politischer Referent der Gemeinderatsfraktion. Das Projekt käme nicht nur den dortigen Gewerbetreibenden, sondern auch der Internationalen Schule, dem zukünftigen AWS-Betriebshof und dem Neubau der Feuerwache Filder in Möhringen zugute, erklärt Wenk.

Ökosoziale Mehrheit hat gravierende Einwände

Eine Mehrheit zeichnet sich aber bei den Beratungen für den Doppelhaushalt für 2018 und 2019 nicht ab. Einzig ein Teilausbau hat gute Chancen. So sollen Autofahrer vom Gewerbegebiet Tränke und von Möhringen kommend auf die B 27 in Richtung Echterdinger Ei auffahren können.

Gegen den Vollanschluss wiederum hat eine ökosoziale Mehrheit im Rathaus gravierende Einwände. So sei der Schleichverkehr von der B 27 durch Degerloch schon jetzt erheblich, die Situation für viele Gewerbe unbefriedigend, sagt Stadtrat Hans H. Pfeifer (SPD). „Deshalb ist es für uns unverzichtbar, dass zuerst die vorgesehenen und notwendigen Begleitmaßnahmen geplant, umgesetzt und erprobt sind“, sagt er.

Damit meint Pfeifer bereits vor Jahren geplante Maßnahmen wie eine bessere Verkehrslenkung auf der B 27 durch die Integrierte Verkehrsleitzentrale (IVLZ) mit Kameras und verbesserter Ampelschaltung, Tempo 40 im Gewerbegebiet und vereinzelte zusätzliche Ampeln. 1,8 Millionen veranschlagt die SPD für das Paket.

Es gebe ein praktisches Poblem

Diese Zusatzmaßnahmen allein hält der Gewerbe- und Handelsverein (GHV) Degerloch für nicht ausreichend. Bedingung für einen Vollanschluss sei, dass es sowohl eine Abfahrt in die Tränke hinein, aber auch eine Ausfahrt aus der Tränke heraus auf die B 27 in Richtung Echterdinger Ei gibt, sagt Sprecher Eberhard Klink. Doch hier gebe es ein praktisches Problem: Denn das für die Ausfahrt vorgesehene Gelände gehöre der Bahn, und die wolle es nicht hergeben, so Klink. „Man plant einen Vollanschluss, wohlwissend, dass es nur die Abfahrt geben kann.“

Bereits heute stünden Lieferfahrzeuge in der zweiten Reihe, bräuchten stundenlang zum An- und Abladen. „Sollte nur die Abfahrt kommen, fürchten manche Gewerbetreibende um ihre Existenz“, berichtet Klink, denn dann drohe ein totaler Verkehrskollaps. Diese Befürchtung teilt Beate Schiener, Grüne Betreuungsstadträtin für Degerloch. Ihre Partei lehnt den Vollanschluss grundsätzlich ab. „Sinnhaftigkeit und Mehrwert sind für Degerloch einfach nicht erkennbar“, sagt Schiener, die das Ansinnen der CDU als „Schildbürgerstreich“ bezeichnet.

Der Mehrwert für Stuttgart-Degerloch sei nicht erkennbar

Die Tränke sei in den 1980er Jahren als kleines Gewerbegebiet geplant worden, um Degerlocher Betriebe aus dem Zentrum auszulagern. Trotz der zwischenzeitlichen Ansiedlung größerer Unternehmen wie Daimler oder Mädler habe das Gebiet sich diesen Charakter erhalten. Mit dem Vollanschluss würde „die Tränke volllaufen“, so Schiener. Sie hält die bestehenden Zu- und Abfahrtswege für ausreichend.

Das bestätigt ihr Parteifreund Michael Huppenbauer. „Bisher kennen wir kein schlüssiges Konzept, bei dem durch Begleitmaßnahmen Degerloch nicht mit Mehrverkehr rechnen müsste“, sagt der Degerlocher Bezirksbeirat.