Auf 230 Quadratmetern bietet die Alte Scheuer Platz für Veranstaltungen. Foto: Julia Bosch

Mehrere Vereine in Degerloch beklagen die hohen Preise, wenn sie die Alte Scheuer für eine Veranstaltung mieten wollen. Sie verlangen, dass Degerlocher Vereine weniger bezahlen müssen. Nun suchen sie das Gespräch mit Förderverein und Stadt – bisher erfolglos.

Degerloch - Es ist ein alter Streit, doch die sechs Vereine aus Degerloch erwecken nicht den Eindruck, als hätten sie vor, aufzugeben. Der Unmut und der Grund dafür, warum sie am Donnerstag zu einer Pressekonferenz in das Naturfreundehaus Roßhau eingeladen haben, entstand Anfang August 2015.

Bis dahin genossen die Degerlocher Vereine, wenn sie die Alte Scheuer am Agnes-Kneher-Platz für eine Mitgliederversammlung oder eine Veranstaltung mieteten, vergünstigte Preise. Doch am 5. August 2015 erhöhte der Förderverein Degerloch, der die Belegung der Alten Scheuer verwaltet, die Preise. Seitdem gelten für die Vereine dieselben Preise, wie für Privatpersonen oder Parteien, die die Scheuer mieten wollen.

Für kleine und mittlere Vereine sind die Kosten zu hoch

Konkret handelt es sich dabei um mehrere hundert Euro: Bis zum 4. August 2015 bezahlten die Vereine für die Miete werktags 255,85 Euro, am Wochenende und an Feiertagen 374,85 Euro, plus Endreinigung. Seit dem 5. August 2015 müssen sie 434,35 Euro unter der Woche sowie 612,85 Euro an Wochenenden und Feiertagen berappen, zuzüglich der Kosten für die Endreinigung. „Für kleine und mittlere Vereine ist es seitdem nicht mehr möglich, die Alte Scheuer zu mieten“, sagt Helmut Doka, der Vorsitzende der Geschichtswerkstatt.

Einer dieser kleineren Vereine ist die Degerlocher Ortsgruppe des Sozialverbands VdK. Der Vorsitzende, Rolf Zimmermann, sagt: „Im vergangenen Jahr hatte unser Verein mit 153 Mitgliedern insgesamt 1470 Euro zur Verfügung. Davon muss ich die Mitgliederversammlung, Rundschreiben, kleine Geschenke an Weihnachten für die Mitglieder und alles andere bezahlen.“ Er hält es für ungerecht, dass Stadtbezirke wie Möhringen oder Vaihingen Bürgerhäuser hätten, die die Vereine einmal im Jahr kostenfrei nutzen dürften. Degerloch sei deutlich benachteiligt.

Der Treffpunkt Degerloch ist nur für 30 Personen erlaubt

Helmut Doka erläutert, warum die Vereine die Alte Scheuer benötigten: „Aufgrund der Brandschutzbestimmungen dürfen im Treffpunkt Degerloch nur noch Veranstaltungen mit bis zu 30 Personen stattfinden.“ Für die meisten Vereine reiche das hinten und vorne nicht. Daher haben die sechs Vereine mittlerweile mehrere Briefe an den Förderverein geschickt. In diesen machten sie immer wieder ihre Sichtweise deutlich und baten um ein Gespräch.

„Wir erwarten, dass die gemeinnützige Nutzung der Vereine Vorrang hat bei der Belegung der Alten Scheuer“, sagt Doka. Dass die öffentliche Nutzung für Vereins-, Stadtteil-, und Schulfeste Vorrang habe, stehe auch in Paragraf fünf des Erbbaupachtvertrags, der für die Alte Scheuer gelte. Strauß ergänzt: „Uns ist klar, dass sich die Alte Scheuer finanzieren muss. Aber derzeit herrscht eine völlige Schieflage.“

Der Förderverein bezeichnet die Vereinsvertreter als ‚Wutbürger’

Auf viele Briefe habe der Förderverein nicht reagiert, vor wenigen Wochen meldete sich aber der amtierende Vorsitzende, Joachim Adis, und schrieb: „Was die Kostendeckung betrifft, haben wir konkrete Vorstellungen. Die Stadt verlangt jedoch ein Gutachten eines externen Wirtschaftsprüfers. Hier werden alle relevanten Fakten und Aspekte einfließen. Insofern sind wir für das Thema derzeit gar nicht mehr zuständig. Ihr Gesprächsangebot kommt zu spät.“

Besonders ärgern sich die Vertreter der Vereine darüber, dass Adis sie in diesem Brief als „Wutbürger“ bezeichnete, wie Udo Strauß von den Naturfreunden berichtet. „Außerdem wurde uns vorgeworfen, dass wir den Förderverein mit unseren Briefen bedrohen – das ist der Höhepunkt der Unverschämtheit.“ Joachim Adis vom Förderverein selbst war am Donnerstag für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Mittlerweile haben die sechs Vereine versucht, mit der Stadt Kontakt aufzunehmen. „Wir haben 2016 drei Briefe an OB Kuhn geschrieben, die an das Liegenschaftsamt weitergeleitet wurden. Es kam keine Reaktion“, sagt Doka. „Wir erwarten, dass die Stadt auf uns zukommt und die Bedingungen der Vereine verbessert.“