Die Parkplätze an der Felix-Dahn-Straße würden in eine Tiefgarage verlegt werden. Foto: Tilman Bauer Foto:  

Die Stadtverwaltung kann sich an der Felix-Dahn-Straße in Stuttgart-Degerloch eine Mischnutzung vorstellen – inklusive eines Supermarkts. Das sind gute Nachrichten für Aldi. Der Konzern schielt schon lange auf die Fläche.

Degerloch - Was passiert mit dem städtischen Grundstück an der Degerlocher Felix-Dahn-Straße? Die Grünfläche neben dem Spielplatz dient seit geraumer Zeit als Hundewiese, ein Parkplatz schließt daran an. Der bereits vor zwei Jahren bekundeten Absicht des Discounter-Konzerns Aldi Süd, das Grundstück für eine Filiale mitsamt Tiefgarage nutzen zu wollen, standen viele Lokalpolitiker bislang weitgehend skeptisch gegenüber.

Es gibt aber auch Befürworter wie den Gewerbe- und Handelsverein (GHV), der im Aldi ein mögliches Zugpferd für den Einzelhandel im Ort ausmacht. So könnten künftige Aldi-Kunden ihre übrigen Einkäufe ebenfalls in Degerloch erledigen und so den Handel insgesamt stärken, argumentiert der GHV-Sprecher Eberhard Klink.

Der GHV wäre für einen Aldi

Einen Fürsprecher hat die Idee auch in Person von Michael Köstler, Sprecher der Fraktion SÖS/Linke-plus im Bezirksbeirat. „Es gibt in Degerloch eben nicht nur reiche Leute“, sagt Köstler. Menschen mit schmalem Geldbeutel hätten bislang in andere Bezirke ausweichen müssen, um beim Discounter einzukaufen – für sie wäre der Aldi eine Chance, findet Köstler.

Über die „städtebauliche Neuordnung des Flurstücks 210 an der Felix-Dahn-Straße“ hätte der Bezirksbeirat eigentlich bereits im November beraten sollen. Kurzerhand verschwand das Thema dann jedoch von der Tagesordnung.

Unstimmigkeiten in der Sache gebe es jedoch keine, versichert Sven Matis, der Pressesprecher der Stadt. Vielmehr sei der Erste Bürgermeister Michael Föll wegen der laufenden Haushaltsberatungen schlichtweg nicht rechtzeitig dazu gekommen, die Vorlage zu unterzeichnen. Im Januar dürfte es dann aber zur öffentlichen Diskussion kommen.

Bei der Planung soll Maß gehalten werden

Klar ist bereits jetzt, dass die Stadtverwaltung die Haltung von GHV und Michael Köstler teilt. „Die Stadtplaner im Rathaus erachten die Ansiedlung eines Discounters als sinnvolle Ergänzung des Angebots. Dies stabilisiert das Versorgungszentrum und macht es attraktiver“, so Matis. Das Angebot, von dem er spricht, ist das Gesamtkonzept, das aus einer gemischten Nutzung bestehen soll. So wolle man dem Gemeinderat vorschlagen, einen Teil ihres Grundstücks mit einem vielfältigen Projekt weiterzuentwickeln.

„Dazu zählen ein Discounter oder auch ein möglicher generationsübergreifender Treffpunkt und Wohnen in unterschiedlicher Ausgestaltung, der Schwerpunkt soll beim Inklusionswohnen liegen“, erklärt Matis. Das Grundstück habe Potenzial, glaubt man im Rathaus, und eine Mischnutzung sei in dieser zentralen Lage besonders geeignet.

Bei der Planung soll Maß gehalten werden. „Wir wollen darauf achten, dass möglichst viel Vorhandenes erhalten bleibt: Das gilt für den Spielpunkt und einen Großteil der Bäume. Die Parkplätze sollen in einer neuen Tiefgarage Platz finden“, so der Pressesprecher.

Aldi Süd dürfte sich freuen

Nachdem einem Konzernvertreter bei seinem letzten Auftritt im Bezirksbeirat viel Gegenwind entgegengeschlagen war, dürfte sich Aldi Süd über diese Entwicklung freuen. Konkret will sich das Unternehmen derzeit nicht äußern, doch die Filiale ist längst nicht abgeschrieben. „Wir können bestätigen, dass wir nach wie vor großes Interessehaben“, sagt eine Sprecherin von Aldi Süd.

Skeptisch äußert sich Betreuungsstadtrat Joachim Rudolf (CDU): „Wir sind, was das Einkaufen betrifft, in Degerloch glänzend aufgestellt“, so Rudolf, einen Discounter brauche man nicht zwingend. Wettbewerb sei zwar immer willkommen, aber Aldi müsse sich mit weniger, als zunächst gefordert, zufriedengeben. „Es kann nicht sein, dass wir einen Supermarkt bekommen, der sich bis ganz runter zum Polizeirevier zieht.“ Für Beate Schiener, Betreuungsstadträtin der Grünen, hat der Discounter keine Priorität. Es gebe viele Interessen, denen man gerecht werden müsse. „Man könnte hier bezahlbaren Wohnraum schaffen oder Seniorengruppen Raum geben“, so Schiener, die dem von der Verwaltung ausgearbeiteten Konzept nicht vorgreifen will. „Wir müssen jetzt die Vorlage abwarten“, so die Stadträtin.