An der Wielandshöhe geht es regelmäßig eng zu. Foto: Tilman Baur

Seit Jahrzehnten wird über die Durchfahrtsregelung zwischen Degerloch und Stuttgart-Süd gestritten. Etliche Autofahrer halten sich nicht an das werktags geltende Verbot. Nun hat ein Anwohner eine neue Idee.

Degerloch - Seit Jahrzehnten verbietet die Stadt Autofahrern die Durchfahrt durch die Alte Weinsteige in der einen oder anderen Form. Erfolglos: Täglich gibt es starken Schleichverkehr in beide Richtungen, wie drei Kontrollen seit November jüngst wieder gezeigt haben. Wenn aber eine bestehende Regelung täglich von vielen Verkehrsteilnehmern missachtet werde, müsse man sich fragen, ob das Problem in der Regel selbst besteht, findet Jan Kopp. Der Komponist wohnt im unteren Teil der Alten Weinsteige und ist von den Verboten direkt betroffen.

Statt der naheliegenden, kurzen Strecke müssten Autofahrer einen oft doppelt oder dreimal so langen Umweg über die ohnehin überlastete Neue Weinsteige fahren und vergrößerten so das dortige Stauproblem, meint Kopp. Doch dass ausgerechnet die Grünen im Bezirksbeirat mit ihrem jüngsten Vorstoß längere Strecken fördern wollen, geht ihm nicht in den Kopf: So will die Fraktion im Degerlocher Bezirksbeirat demnächst das Verbot durch einen Antrag verschärfen und Radfahrer schützen. Dieses Vorhaben hält Kopp für unverhältnismäßig: „Es gibt hier nicht viele Radler“, sagt er. Außerdem gebe es für die wenigen durch die Mitnahmemöglichkeit in der Zahnradbahn bereits eine gute Lösung. Die Stadt führte bereits im Jahr 2012 in einem Brief an Kopp mehrere Gründe dafür auf, warum die Alte Weinsteige nicht als Durchfahrtsstrecke taugt. Das Längsgefälle sei mit bis zu 13 Prozent sehr hoch, die Strecke kurvenreich, die Fahrbahn nicht breit genug und der Gleiskörper nicht ausreichend baulich von der Fahrbahn abgegrenzt.

Laut Stadt ist die Strecke zu steil

Kopp sieht das ganz anders: Die Strecke sei großteils gut einsehbar, die Fahrbahn, abgesehen von einer Verengung an der Wielandshöhe, eigentlich zweispurig, der Bordstein zwischen Gleisbett und Fahrbahn hoch genug. „Der Verkehr funktioniert trotz dichter Beparkung leidlich, es ist meines Wissens nach auch noch kein Unfall passiert“, sagt der 46-Jährige.

Ein Anwohner hat eine Idee

Eine Patentlösung hat Kopp für das komplexe Problem nicht parat, Verbesserungsvorschläge aber durchaus: So sollte zunächst die Schranke an den eigentlichen Startpunkt des gesperrten Abschnitts auf dem Haigst verlegt werden. Denn bereits dort weist ein Schild Fahrer darauf hin, dass sie in eine Sackgasse fahren. Alle Bewohner der Alten Weinsteige, nicht nur die im Sperrabschnitt, sollten Sondergenehmigungen bekommen, findet er. Der Streckenvorschlag „Alte Weinsteige“ müsse aus den Navigationsgeräten verschwinden. Außerdem solle die Stadt Ausweichflächen schaffen, indem sie Parkplätze streicht – denn selbst ohne Schleichverkehr müssten Fahrer ausweichen.

Gestritten wird über die Alte Weinsteige seit Kriegsende. Jahrzehntelang durften Autos überhaupt nicht durch. Im Jahr 1978 ersetzte ein Durchfahrtsverbot in Abwärtsrichtung ab der Wielandshöhe die Regelung. Es folgten Klagen und Widersprüche, doch die neue Regel blieb bestehen.

Die Sperrung gilt nur werktags von 15 bis 19 Uhr

Weil das Regierungspräsidium die direkten Anlieger aber benachteiligt sah, gab es nun Ausnahmeregelungen, die zuletzt im Jahr 2011 bestätigt wurden: So dürfen Anwohner und Beschäftigte von Firmen mit Sitz im Sperrabschnitt (Hausnummern 38 bis 92 sowie 45 bis 95), Eltern von Kindern des evangelischen Kindergartens Am Oberen Berg 29 und Taxis weiterhin ein- und ausfahren.

Im Jahr 1986 folgte die Sperrung in Aufwärtsrichtung ab der Wielandshöhe, die allerdings nur werktags zwischen 15 und 19 Uhr gilt. Weil die bestehende Regelung allenfalls holprig funktioniert, ist eine abermalige Änderung nicht unwahrscheinlich.