Gemeindemitglieder hatten am Mittwochabend die Chance, ihre Meinung in die Planungen einzubringen. Foto: Jacqueline Fritsch

Der Pfarrplan wirkt sich auch auf Degerloch aus: Zum Jahr 2024 gibt es in der Gesamtkirchengemeinde nur noch zwei statt 2,75 Pfarrstellen. Verantwortliche könnten sich eine Neueinteilung der Gemeinden vorstellen.

Degerloch - Große Löcher klaffen an der Wand und der Decke des Gemeindehauses an der Erwin-Bälz-Straße. Es ist eine der letzten Veranstaltungen in diesem Raum, bevor im April das Haus der Kirche als neues Gemeindehaus bezogen wird. Doch das ist nicht die einzige Veränderung, die auf die Degerlocher Gemeindemitglieder zukommt. Der Pfarrplan 2024 sieht vor, der Gesamtkirchengemeinde künftig eine 75-Prozent-Pfarrstelle weniger zuzusprechen. Eine Steuerungsgruppe aus Degerlocher Pfarrern und Kirchengemeinderäten will die Gemeinden nun neu aufteilen, damit die verbleibenden Pfarrstellen gerecht auf alle Gemeindemitglieder verteilt werden können. Bei einer Informationsveranstaltung am Mittwoch wurden erste Konzepte vorgestellt.

Aus drei Gemeinden könnte eine werden

„Das sind bisher nur Ideen, keinesfalls Beschlüsse“, betonte die Dekanin Kerstin Vogel-Hinrichs. Da es künftig nur noch zwei Pfarrstellen geben soll, wäre eine Zweiteilung der Gesamtkirchengemeinde gut vorstellbar. So wären beide Pfarrer für etwa 2000 Gemeindemitglieder zuständig. Die Steuerungsgruppe schlug vor, Degerloch entweder in West und Ost oder in Nord und Süd aufzuteilen. Die rund 50 Gemeindemitglieder, die zur Infoveranstaltung kamen, waren von einer Zweiteilung nicht begeistert. „Warum können wir nicht eine Gemeinde ohne Grenzen werden?“, fragte ein Mann. „Wenn wir uns jetzt auf eine Grenze festlegen, verschieben wir die in zehn Jahren sowieso wieder“, meinte ein anderer. Die Dekanin Kerstin Vogel-Hinrichs erklärte, warum eine Lösung ohne Grenzen schwer umsetzbar ist: „Bei jeder Taufe und jeder Beerdigung müsste man sich neu überlegen, welcher Pfarrer das macht. Wenn wir zwei Gebiete haben, hat jeder eine klare Zuständigkeit und die Gemeindeglieder eine Zugehörigkeit.“

Kooperation besteht bereits durch Gesamtkirchengemeinde

Die Aufteilung innerhalb der Gesamtkirchengemeinde wäre nur eine interne Regelung. Nach außen sollen die Michaels-, Versöhnungs- und Hoffeldkirchengemeinde zu einer Gemeinde mit einem Namen und einem Kirchengemeinderat zusammenwachsen. Als Gesamtkirchengemeinde organisieren die drei bereits jetzt vieles gemeinsam. So sind beispielsweise die Mutter-Kind-Gruppen, das Waldheim und die Öffentlichkeitsarbeit in der Gesamtkirchengemeinde angesiedelt. Auch das Haus der Kirche ist eine Einrichtung für Mitglieder aller drei Gemeinden.

Im Gebiet der evangelischen Landeskirche Württemberg werden bis zum Jahr 2024 insgesamt 220 Pfarrstellen gestrichen. Grund: Die Zahl der Gemeindemitglieder geht stetig zurück. Es kommen weit weniger junge Pfarrer nach, als in den Ruhestand gehen. Und selbst wenn es genügend Nachwuchs gebe, könnte man sie aufgrund der sinkenden Gemeindemitgliederzahlen nicht mehr bezahlen. Alle sechs Jahre werden deshalb die Anzahl der Pfarrstellen in jedem Kirchenbezirk auf die aktuellen Umstände angepasst.

Bis 2024 wohl nur noch 4300 Gemeindemitglieder

Genau das passiert gerade auch in Degerloch. Die Gesamtkirchengemeinde hat derzeit 4660 Mitglieder. Die Prognose für das Jahr 2024 geht von 4300 Mitgliedern aus. Der Pfarrplan sieht deshalb vor, die bislang 2,75-Pfarstellen in den drei Gemeinden auf zwei zu reduzieren. Damit bleiben für drei Gemeinden zwei Pfarrstellen, neben der Dekanin – und der ihr zur Dienstaushilfe beigeordneten 50-Prozent-Stelle. Damit können aber rechnerisch nur zwei Gemeinden abgedeckt werden: „An der Seite der Dekanin muss immer eine Hundert-Prozent-Pfarrstelle sein, da man als Dekanin oft unterwegs ist und andere Aufgaben hat“, sagte Vogel-Hinrichs. Dieser Pfarrstelle für die Michaelskirche steht dann letztlich eine Pfarrstelle für die Versöhnungskirche und die Hoffeldkirche gegenüber. Letztlich wollen aber alle drei Gemeinden versorgt sein. Aus diesem Grund gibt es in Degerloch jetzt auch den Wunsch, die Gemeinden neu aufzuteilen. Die Entscheidung, aus wie vielen Teilen die Gesamtkirchengemeinde künftig bestehen oder ob alles beim Alten bleiben soll, fällt voraussichtlich noch in diesem Jahr.