Das Parkhaus soll weg. An seine Stelle sollen Büros. Doch wo dann all die dort Beschäftigten parken sollen, ist unklar. Foto: Tilman Baur

Ein Bauträger will das Parkhaus an der Löffelstraße in Stuttgart-Degerloch abreißen und Büros bauen. Trotz der geplanten Tiefgarage zeichnet sich bereits jetzt ein Parkplatzproblem ab.

Degerloch - An der Löffelstraße entsteht in den kommenden Jahren ein Neubau. Drei Neubauten, um genau zu sein. Der Investor, die Freiburger Bauträgergesellschaft Unmüssig, will das Parkhaus abreißen und an der Stelle drei neue Bürogebäude errichten, in denen zwischen 700 und 800 Arbeitsplätze entstehen sollen. Gleichzeitig plant es eine dreigeschossige Tiefgarage mit rund 850 Stellplätzen. Das Gebäude an der Löffelstraße 40 will das Unternehmen stehen lassen und sanieren.

Wann es losgeht mit dem Projekt, ist derzeit noch unklar. Momentan laufe eine Bauvoranfrage beim Baurechtsamt, die wahrscheinlich positiv beschieden werden, sagte Susanne Frucht vom Stadtplanungsamt am Dienstag im Bezirksbeirat. Architekt Jörg Mieslinger vom Stuttgarter Büro WMA Architekten hatte zur Veranschaulichung ein Modell des Baus mitgebracht. „Durch die Verlegung der Tiefgarage reduziert sich der Baukörper massiv“, sagte Mieslinger.

„Eine tolle städtebauliche Situation“

Die geplanten Gebäude haben zusammen das gleiche Volumen wie das Parkhaus, dafür aber eine größere Geschossfläche. Der Eingang ist auf der rechten Seite zur Schrempfstraße hin vorgesehen. Dort soll ein neu geschaffener Weg Fußgängern den Durchgang durch die Innenhöfe der Neubauten bis hin zum Nachbargebäude (Löffelstraße 42 bis 46) und im weiteren Verlauf bis zur Bodelschwinghstraße ermöglichen. Durch den neuen, ruhigen Weg abseits des Lärms der Bundesstraße bekomme man eine „tolle städtebauliche Situation“, sagte Mieslinger.

Zwar gebe es noch keinen Ankermieter, das Projekt sei in dieser Phase noch nicht am Mietmarkt. Trotzdem hätten sich schon Interessenten gemeldet, darunter auch namhafte Firmen. „Der Standort ist toll, das hat sich schon an der Löffelstraße 42 bis 46 gezeigt“, sagte Mieslinger. Im Nachbargebäude aus dem Jahr 2000 habe es in 18 Jahren bislang noch nie einen Leerstand gegeben.

Trotz der dreigeschossigen Tiefgarage könnte dem Standort ein Parkplatzproblem drohen. Denn mehr als die derzeit 980 Parkplätze, die es im Parkhaus gibt, sind nicht eingeplant. Dafür sollen aber bis zu 800 Berufstätige hinzukommen, wovon nicht wenige das Auto benutzen dürften. Wo sie parken, ist bislang offen. Konflikte mit Anwohner scheinen vorprogrammiert. Jörg Mieslinger versichert, man wolle kein Stellplatzproblem aufkommen lassen und ein passendes Angebot für den Individualverkehr anbieten. Wie das Angebot aussieht, ist derzeit noch nicht klar.

Im Vergleich erscheint die Forderung als Luxusproblem

Vor diesem Hintergrund scheint die Forderung nach Park-and-ride-Plätzen, die unter anderem die Grünen und die Freien Wähler ins Spiel brachten, fast wie ein Luxusproblem. Während Susanne Frucht dem Ansinnen wenig Chancen einräumte, versprach Jörg Mieslinger immerhin, den Vorschlag zu überdenken. Zwar sei bereits der Bau einer dreigeschossigen Tiefgarage eine Herausforderung, doch auch ein viertes Geschoss sei „geologisch machbar“.

Vertreter von SPD und SÖS/Linke-plus kritisierten, dass keine Wohnungen entstehen sollen. Dafür hätte man den Bebauungsplan ändern müssen, erklärte Susanne Frucht. „Der Bauträger hat sich entschieden, nach geltendem Recht zu bauen, was deutlich schneller geht.“

Pläne für neue Wohnungen hatte es indes in der Vergangenheit durchaus gegeben: Sowohl der ehemalige Eigentümer UBS als auch seit 2015 dessen Nachfolger Unmüssig hatten ein Wohnkonzept erwogen, Technik- und Städtebauausschuss hatten beraten. Die Beteiligten haben die Idee aber wieder verworfen, weil man das komplette Gebiet über die Löffelstraße hätte erschließen müssen. Außerdem wären eine Pufferzone und eine Lärmschutzwand nötig gewesen, um die Anwohner vom Lärm der Bundesstraße abzuschirmen.