Anstelle einer Festschrift präsentiert der Vorsitzende Ulrich Groß die Bildwände zur Vereinsgeschichte Foto: Susanne Müller-Baji

Die Musikalische Vereinigung begeht ihren 100. Geburtstag – mit einem Festakt und mehr. Los geht es am Samstag, 19. Januar, um 18.30 Uhr im Saal des Bürgerhauses.

Botnang - Sie begann als Streichorchester, wurde zur Blaskapelle und feiert nun ihr 100-jähriges Bestehen: Am 9. Januar 1919 gründete sich die Musikalische Vereinigung Botnang (MVB). Im kleinen Kreis hat man bereits gefeiert, am Samstag, 19. Januar, folgt nun der offizielle Festakt im Bürgerhaus an der Griegstraße.

1919 standen die Zeichen auf Erneuerung: Der Krieg war vorbei, Frauen durften zum ersten Mal wählen und überall im Land gründeten sich Musikvereine: „Es gab ja praktisch keine Musik aus der Konserve und die Nachfrage nach Orchestern war riesig“, erzählt Ulrich Groß, welcher der MVB seit 18 Jahren vorsteht. Er selbst spielt das Tenorhorn, doch gerade das kam in den ersten Jahren nicht zum Zuge:  Zunächst trat man als reines Streichorchester an und musizierte bereits im ersten Jahr allein auf 21 Hochzeiten und auf 40 Veranstaltungen insgesamt.

Streicher pausierten bis 1946

1926 schloss sich die Blaskapelle Musikverein Eintracht Botnang an. Die große Besetzung war quasi komplett, doch dann kam der Zweite Weltkrieg und die Streicher pausierten bis 1946, die Bläser gar bis 1950. Danach hatten sich die Dinge verändert: 1964 stellte das Streichorchester seine Proben aus Nachwuchsgründen ein, die MVB ist heute eine reine Blaskapelle. Unverändert ist aber die Verbundenheit des Vereins mit seinem Stadtbezirk geblieben: 1953 rief man den Laternenumzug ins Leben, der heute vom Bürgerverein organisiert und noch immer von den MVB-Bläsern angeführt wird. 1975 hob man mit der Freiwilligen Feuerwehr eine Hocketse aus der Taufe, die zum Botnanger Straßenfest wurde und heute Kuckucksfest heißt.

Was noch auffällt, ist eine gewisse entspannte Haltung: Während sich viele der ungefähr zur gleichen Zeit in der Region gegründeten Musikvereine bald in Wertungsspielen maßen, stand und steht in Botnang das gemeinschaftliche Musizieren im Vordergrund. Das zeigen auch die vier von der MVB organisierten Maifeste, die auch eine Plattform für die örtlichen Vereine waren und die, so wie Groß erzählt, bisweilen wie eine Botnanger Fassung von „Spiel ohne Grenzen“ gewesen sein müssen.

Eigenes Jugendorchester

Die MVB verfügt über ein eigenes Jugendorchester und blickt optimistisch in die Zukunft: Man müsse freilich viel in die Nachwuchsarbeit investieren, und oft gehen dem Orchester die Jungmusiker auf dem Weg ins Erwachsenenorchester „verloren“, erzählt Ulrich Groß. „Aber wir freuen uns über Menschen, die aus beruflichen Gründen nach Botnang ziehen oder im Erwachsenenalter wieder mit der Musik anfangen.“ Und weil der Verein für jeden offen stehe und Musik ohnehin keine Grenzen kenne, sei man auch stolz auf „musikalische Unterstützung aus dem Oberschwäbischen, aus Frankreich, Namibia und Südafrika“.

Seit einigen Jahren gibt es nun eine Maihocketse, für die sich die MVB im Jubiläumsjahr eine Besonderheit ausgedacht hat: Gerade ist man in Kontakt getreten mit einem Chor im tschechischen Brünn, das seit 30 Jahren partnerschaftlich mit Stuttgart verbandelt ist. Läuft alles wie angedacht, dann werden die Sänger das Blasorchester bei der diesjährigen Hocketse unterstützen und die Botnanger im Gegenzug im Herbst in der Tschechei auftreten.

Was hat sich die MVB im 100. Jahr ihres Bestehens vorgenommen? Auf die Herausforderungen einer sich verändernden Welt reagieren, sagt Groß. Aber auch das feiern, was den Verein und Stadtbezirk ausmacht: „Man lebt in einer liebenswerten, dörflichen Gemeinschaft mit einem sozialen Umfeld – und das im 21. Jahrhundert mitten in einer Großstadt.“

Info Der Festakt findet am Samstag, 19. Januar, von 18.30 Uhr an im großen Saal des Botnanger Bürgerhauses, Griegstraße 18, statt.

Weitere Infos: www.mvbotnang.de