Die Bundesstraße ist für zwei Stunden für Autos tabu gewesen. Foto: Lg/Rettig

Statt Autos rollten am Sonntagnachmittag in Stuttgart Bobbycars, Fahrräder und Kinderwägen über die B14 zwischen Staatsoper und Charlottenplatz – die Teilnehmer setzten sich für saubere Luft ein.

Stuttgart. - Kinder haben am Sonntag auf der Bundesstraße 14 mit bunten Kreidestiften gemalt und sind mit Bobbycars umher gefahren. Erwachsene setzen sich an Infoständen mit dem Thema Umwelt auseinander. Grund für das bunte Treiben war das „Frühlingsfest“ des Bündnisses Stuttgart-Ökologisch-Sozial (SÖS), das von vielen Umweltgruppen und der Partei Die Linke unterstützt wurde. Die B14 wwar von der Staatsoper bis zum Charlottenplatz für zwei Stunden gesperrt.

Nach Angaben der Polizei nahmen rund 250 Leute am Protestmarsch von der Staatsoper zum Charlottenplatz teil, insgesamt wurde die Zahl der Besucher, die zu der Aktion für saubere Luft kamen, von den Beamten auf 300 geschätzt. Dazu passt, dass die Stadt Stuttgart am Sonntag Feinstaubalarm ausgerufen hat: Autofahrer sind von Dienstag, 0 Uhr, an aufgerufen, auf den öffentlichen Nahverkehr umzusteigen.

Kritik an Merkel und Kretschmann

„Wir setzen heute ein klares Zeichen für saubere Luft, sonst bewegt sich hier nichts – außer dem Autoverkehr“, sagte SÖS-Stadtrat Pantisano. Seine Forderungen: Weniger Parkplätze, mehr Radwege und mehr Raum für Menschen. „Uns geht es nicht nur um einen Bereich, sondern um ein umfassendes Mobilitätskonzept für die Stadt in der wir leben,“ ergänzte der Vorsitzende der Fraktionsgemeinschaft SÖS/Linke-plus Hannes Rockenbauch.

Die Initiatoren kritisierten Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne): „Sie ignorieren unser Recht auf eine Stadt mit sauberer Luft. Wenn die Politik nicht handelt, müssen wir eben handeln“, so Pantisano. Er zog am Sonntagnachmittag ein positives Fazit: „Sowas machen wir wieder, trotz Kälte haben uns so viele Organisationen unterstützt. Es kamen so viele Menschen auch Kinder, das motiviert uns unglaublich.“

Unter den Demonstranten sind tatsächlich viele Familien gewesen. „Ich bin heute für die Zukunft unserer Kinder und Stuttgart hier“, sagte die 27-jährige Sarah Blies aus Stuttgart-Ost. Wenn ihre sechsjährige Tochter an der Bushaltestelle stehe, könne man die Luft dort kaum atmen. Auch das Ehepaar Tochtermann ist gekommen, weil es sich für seine Enkel eine saubere Stadt wünscht. Hierfür müsse vor allem am öffentlichen Nahverkehr gearbeitet werden.