Eine Haltestelle, zwei Namen Foto: Sägesser

Der Busstopp „Pallottikirche“ in Stuttgart-Birkach heißt nun „Lerchenwiesen“. Der Widerstand ebbt jedoch nicht ab. Jetzt werden auch Stadträte aktiv. Ein Bürger bringt ein ganz neues Gegenargument ein.

Birkach - Der neue Busfahrplan gilt seit 10. Dezember. Seitdem heißt die Bushaltestelle „Pallottikirche“ „Lerchenwiesen“. Wer dieser Tage die Aulendorfer Straße entlangkommt, liest aber zwei Namen: Auf dem Haltestellenschild steht „Lerchenwiesen“, auf dem Wartehäuschen „Pallottikirche“. Nach Angaben der Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) soll der alte Name diese Woche getilgt werden.

Die Umbenennung hat im Bezirk Wirbel ausgelöst. Bezirksbeiräte, Bürgerverein, Kirchengemeinde – alle fühlen sich überrumpelt von der SSB. Ist die Vinzenz-Pallotti-Kirche doch gerade erst entweiht worden. Die Abrissarbeiten beginnen erst im Januar. Dass jetzt seitens der SSB alles so schnell gehen musste, hat viele unangenehm überrascht.

Stadträte schreiben an SSB-Vorstandssprecher

Mittlerweile ist die Debatte um den neuen Namen der Birkacher Haltestelle auf die nächst höhere politische Ebene geklettert. Die CDU-Gemeinderatsfraktion hat, wie nun bekannt geworden ist, kurz vor dem Fahrplanwechsel einen Brief an Wolfgang Arnold, SSB-Vorstandssprecher, versandt. Die Stadträte Jürgen Sauer und Carl-Christian Vetter äußern sich verwundert über das Vorgehen in Sachen Umbenennung. Die Kirche sei für die Menschen eine Erinnerung – auch wenn sie bald nicht mehr steht. „Aus diesen Gründen haben wir großes Verständnis für den vor Ort sich äußernden Unmut über diese Umbenennung, denn das Verschwinden der Kirche macht unseres Erachtens eine Erinnerung an sie um so wichtiger.“ Als Namen der Haltestelle schlagen die Stadträte daher „Pallotti-Siedlung“ oder „Pallotti-Areal“ vor. Und an Arnold gerichtet: „Es wäre wichtig, wenn Sie diesen Vorschlag aufgreifen würden und sobald wie möglich dafür sorgen könnten, dass die ,Lerchenwiesen‘ durch eine dieser Alternativen ersetzt wird.“

Was, wenn die Lerchen irgendwann aussterben?

Nach der Berichterstattung in unserer Zeitung hat sich der Plieninger Walther Pfisterer so sehr geärgert, dass er an den OB Fritz Kuhn geschrieben hat. „Stuttgart ist leider schon immer eine geschichtsvergessene Stadt gewesen“, schreibt er. „Bitte setzen Sie sich als SSB-Aufsichtsratsvorsitzender dafür ein, dass der Pallotti-Name bestehen bleibt“, schreibt Pfisterer. „Der von der SSB vorgeschlagene Name Lerchenwiesen klingt zwar schön, aber wenn es in einigen Jahren keine Lerchen mehr gibt, dann muss man die Haltestelle auch wieder umbenennen.“ Er spielt damit auf das Vogel- und Insektensterben an. Laut SSB ist der nächstmögliche Zeitpunkt für eine erneute Umbenennung Ende 2018. Die Stadträte Vetter und Sauer wollen die Antwort von Arnold abwarten und dann entscheiden, wie es weitergeht. Klar ist, so Sauer auf Nachfrage, „dass wir das Ganze auf jeden Fall nicht vergessen werden, wir werden den Druck erhöhen“.