Der Spaziergang endete nach rund anderthalb Stunden an der Birkacher Jugendfarm. Auf ein Pferd wagte sich Bürgermeister Fabian Mayer (blaues Hemd) jedoch nicht. Foto: Julia Bosch

Viele Anwohner haben einen Spaziergang des Verwaltungsbürgermeisters Fabian Mayer durch Stuttgart-Birkach genutzt, um ihre Anliegen zu äußern. Im Fokus waren auch große Streitthemen.

Birkach - Schon der Treffpunkt für den Spaziergang ist ein Dauerbrenner: die Feierhalle auf dem Birkacher Friedhof. Am Dienstagabend zeigten Anwohner und Bezirksbeiräte aus Birkach dem Bürgermeister für Allgemeine Verwaltung, Kultur und Recht, Fabian Mayer, ihren Bezirk sowie die Orte und Themen, die derzeit brisant sind. Vieles davon kennt Mayer selbst, schließlich wohnt der 36-jährige Jurist und CDU-Politiker im Stadtteil Schönberg.

So ist Mayer beispielsweise gut informiert darüber, dass viele Menschen die Feierhalle ohne Außenwände auf dem Friedhof für unwürdig halten. Doch bei dem Spaziergang wurde deutlich, dass die Meinungen, was hier gemacht werden soll, auseinandergehen: So sind einige Birkacher der Auffassung, dass eine Verglasung der Halle ausreichend ist, damit der Wind nicht mehr durchpfeife, während man einem Menschen die letzte Ehre erweist. Andere halten den Ort für derart unwirtlich und wenig ansehnlich, dass für sie nur ein Neubau infrage kommt.

Stadtrat und Bürgermeister halten Neubau für unrealistisch

„Eine Verglasung der Feierhalle hilft nicht weiter, wenn die Halle nicht heizbar ist“, meinte etwa der Birkacher CDU-Bezirksbeirat Werner Schmückle zu Bürgermeister Mayer. Dieser hatte Verstärkung aus der Lokalpolitik dabei; den Stadtrat Carl-Christian Vetter (CDU). „Nach meinem Verständnis ging es immer nur um eine Verglasung“, sagte Vetter. „Zumindest im nächsten Doppelhaushalt wird ein Neubau sicherlich nicht kommen.“

Vetter betonte, dass er keine falschen Hoffnungen wecken wolle: „Ein Neubau ist vielleicht wünschenswert, doch eine Verglasung ist zeitnah machbar.“ Bürgermeister Mayer gab dem CDU-Stadtrat recht: „Ich sehe ein, dass die bestehende Feierhalle kein schöner Rahmen für Trauerfeiern ist“, sagte er. „Und der Wunsch nach einem Neubau ist berechtigt, doch der Haushalt hat nur begrenzte Möglichkeiten, und man muss das Machbare vom Nicht-Machbaren trennen.“

Café Fröschle sucht neue Räumlichkeiten

Von der Feierhalle aus zog die Gruppe weiter zur Alten Dorfstraße – ebenfalls ein beliebtes Streitthema. Der Anwohner Günter Seyfferth berichtete von dem ständigen Konflikt zwischen den Verkehrsteilnehmern: „Wir haben hier viele Situationen, bei denen die Fußgänger auf die Straße müssen, da die Autos auf dem Gehweg parken.“ Dazu komme, dass die Alte Dorfstraße relativ uneben und durch viele Schlaglöcher gezeichnet sei. Johannes Kälber vom städtischen Tiefbauamt, der ebenfalls mitspazierte, versprach noch vor Ort, dass sich die Stadt zeitnah um die Schlaglöcher kümmern werde.

Großes Interesse zeigte Fabian Mayer beim Besuch der Tagesstätte des Gemeindepsychiatrischen Zentrums, die im Café Fröschle beheimatet ist: Der Bereichsleiter Joachim Schittenhelm nutzte die Gelegenheit, um auf die Suche nach neuen Räumlichkeiten aufmerksam zu machen: „Mittelfristig wird es uns hier zu eng, außerdem brauchen wir ein barrierefreies Gebäude.“ Auf Nachfrage von Mayer, wie viele Menschen an der Alten Dorfstraße betreut und beraten werden, erläuterte Schittenhelm: „Über das Jahr hinweg sehen wir rund 450 Menschen – manche täglich, andere nur drei- oder viermal.“ Rund 300 Menschen aus Birkach, Plieningen, Degerloch und Sillenbuch würden langfristig betreut werden – und dafür seien die 330 Quadratmeter umfassenden Räume zu klein. Nötig sei eine Wohnung oder ein Haus, das 400 bis 500 Quadratmeter Platz biete. Dieses müsste in einem der Bezirke unter dem Fernsehturm sein.

Klage über „Hochhaus“ am Pallotti-Areal

Die letzte Station, bevor der Spaziergang mit Apfelschorle und Chips an der Jugendfarm Birkach endete, war das Pallotti-Areal. Im Herbst soll die Vinzenz-Pallotti-Kirche abgerissen werden, dann entstehen auf dem Gelände 64 Eigentumswohnungen des Siedlungswerks. Viele Anwohner fordern bis heute, dass die Baupläne aufgegeben werden – insgesamt hatten 730 Menschen gegen den Abriss unterschrieben. Die FDP-Bezirksbeirätin Ingrid Tillmanns beklagte sich bei Mayer über die geplante Höhe der Bebauung von 24 Metern. Dieser meinte daraufhin: „Irgendwo müssen wir nun einmal nachverdichten. Ich halte es beispielsweise für richtig, dass das Birkacher Feld nicht bebaut wird. Aber generell brauchen wir mehr Wohnraum.“