Der Pegel des Neckars lässt sich mithilfe der Staustufen steuern. Foto: /Sebastian Steegmüller

Der Pegel des Rheins sinkt von Tag zu Tag. Der historische Tiefstand wirkt sich indirekt auch auf den Neckar aus.

Walter Braun, der Leiter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamts Neckar (WSA), blickt zurzeit nicht nur regelmäßig zum Himmel, sondern auch auf sein Mobiltelefon. Genauer gesagt auf die Dienstapp des Deutschen Wetterdienstes. Was er dort sieht, stimmt ihn jedoch wenig optimistisch – trotz so mancher Gewitterwarnung. „Ein nachhaltiger Landregen, der für die Aufpolsterung der Wasserführung notwendig wäre, wird im Südwesten nicht vorhergesagt“, so Braun. „Für die Pegelstände der Flüsse sieht es nicht gut aus, mit einer Entspannung ist nicht zu rechnen.“

Worte, die bei Binnenschiffern die Alarmglocken läuten lassen. Der Neckar kann zwar aufgrund seiner vielen Staustufen und dem ständigen Zufluss – unter anderem durch Nebenflüsse und Abwasser – eine Fahrrinnentiefe von 2,80 Meter garantieren. „Unser Problem ist jedoch, dass wir in der Logistikkette am Rhein hängen, um die großen Häfen in Antwerpen, Amsterdam und Rotterdam zu erreichen.“ Ein Nadelöhr sei in Kaub, dort werde es so langsam selbst für manch leeres Schiff eng. Aber auch an der Mündung zum Rhein bei Mannheim biete die Fahrrinne nicht mehr viel Spielraum.

Schlechte Stimmung bei den Kapitänen

Dementsprechend sind laut dem WSA-Leiter derzeit auf dem Neckar rund ein Drittel weniger Schiffe unterwegs. „Sie sind zudem nur zur Hälfte beladen, um über den Rhein zu kommen“, so Braun, den die Situation stark an das Jahr 2018 erinnert. Damals hat es nach einer längeren Trockenphase aber entsprechend geregnet. „Die Schifffahrt hat die Ausfälle noch kompensieren können, am Ende sind zehn Prozent aufs Jahr verloren gegangen.“

Danach sieht es momentan aber nicht aus. Entsprechend schlecht sei die Stimmung bei den Kapitänen, die auf Rhein und Neckar unterwegs seien. Es bestehe die Gefahr, dass der eine oder andere aufgeben müsse. „Die Binnenschifffahrt rechnet sich zurzeit oftmals nicht“, sagt Braun, zumal auch der Preis für Schiffstreibstoff stark angestiegen sei. Etwas Entspannung bringt, dass der Nachschub aus Übersee, vor allem aus dem asiatischen Raum, aufgrund der Coronapandemie noch immer ein wenig stockt. „Der Hafen in Shanghai war Monate zu, dadurch ist etwas der Druck genommen“, sagt Braun, der trotz der niedrigen Pegel im Moment keine Alternative zum Schiff sieht. „Mit Lastwagen lassen sich die Massengüter nicht auffangen, auch auf der Schiene wird es aufgrund der momentanen Auslastung schwierig.“ Der Transport lasse sich auch dort nicht schnell umsetzen.

Flotte des Neckar-Käpt’n nicht betroffen

Nicht betroffen von der Problematik ist indes die Flotte des Neckar-Käpt’n, die von Stuttgart bis nach Heilbronn unterwegs ist. Sowohl die Schiffe als auch das Partyfloß sind wie gewohnt unterwegs. „Wir verfolgen die Situation dennoch sehr genau und mit einem unguten Gefühl“, sagt Pressesprecher Heiko Volz. „Wer weiß, wie sich der Klimawandel, die Erwärmung und Trockenheit lang- oder mittelfristig auswirken. Dabei blicken wir aber genauso auf unsere europäischen Nachbarländer wie Italien und Spanien. Dank der zahlreichen Staustufen auf unserer Strecke von Esslingen bis Neckarzimmern sind wir auf dem Neckar momentan auf der sicheren Seite. Sicher wird sich das Niedrigwasser und die Wasserknappheit irgendwann auch hier bemerkbar machen.“