Die Fotos auf der Stellwand dokumentieren gemeinsame Projekte der Jugendlichen mit den Senioren aus der Cannstatter Brücke. Foto:  

Tag der offenen Tür in der Inzel. Die Einrichtung in der Wilhelmastraße wurde 1996 eröffnet.

Bad Cannstatt - Alle haben einen gleich ins Herz geschlossen“, sagt die 16-jährige Julija Glajm, während sie die Besucher am Tag der offenen Tür durch die Räume der Inzel führt. Sie ist seit etwa drei Jahren ehrenamtlich im offenen Jugendtreff tätig. Genau wie die 17-jährige Sharmin Patwary. Die beiden jungen Frauen fühlen sich hier seit dem ersten Tag wohl. Sie und viele andere Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 12 bis 26 Jahren kommen regelmäßig in den offenen Treff in der Wilhelmastraße. „Im Café können wir chillen und reden. Nebenan gibt es auch einen Tischkicker und einen Billardtisch“, sagt Julija Glajm. Sie und Sharmin Patwary sind aber auch hinter der Theke ehrenamtlich im Einsatz, geben Essen und Snacks aus oder arbeiten am Programm der Jugendeinrichtung mit.

Aktionen mit Senioren

Weiter geht es in den nächsten Raum, in dem viele Stellwände mit Fotos von Aktionen und Ausflügen der vergangenen Jahre zu sehen sind. „Wir waren zum Beispiel gemeinsam mit Senioren der Cannstatter Brücke in der Wilhelma und haben zusammen gebastelt“, sagt Julija Glajm. Besonders im Gedächtnis ist ihr und Sharmin Patwary ein Geschichtsprojekt geblieben: Die Jugendlichen aus der Inzel haben die Senioren zu ihrer persönlichen Geschichte befragt. Aus den Interviews, die sie mit Videokamera aufgezeichnet haben, ist ein Theaterstück entstanden. „Die Geschichten aus den Kriegsjahren haben mich teilweise zu Tränen gerührt“, sagt Sharmin Patwary. Das Stück wurde dann im Jugendhaus Hallschlag aufgeführt.

Anschließend gehen die Teilnehmer des Rundgangs in den Keller des Gebäudes, wo sich Holzwerkstatt, Atelier und Büroräume mit Computern befinden. „Hier kann man in Ruhe lernen, Bewerbungen schreiben, einen Job oder eine Wohnung suchen“, sagt Julija Glajm. Auch gegärtnert wird in der Inzel: Hinterm Haus stehen Blumenkübel, in denen Paprika, Chili, Kräuter und vieles mehr angepflanzt werden.

KZ Dachau besucht

Auch außerhalb der Neckarvorstadt gibt es für die Jugendlichen einiges zu entdecken: Zum Beispiel ging es bereits für zwei Tage nach München, die Stadt und die KZ-Gedenkstätte Dachau wurden besucht. Aber auch die Landeshauptstadt haben die Besucher der Inzel bereits per Citytour im Doppeldecker inklusive Besuch des Fernsehturms erkundet. Das Besondere an der Inzel, die im Jahr 1996 eröffnet wurde, ist das Zusammenspiel von offener Jugendarbeit im Gebäude an der Wilhelmastraße sowie der mobilen Jugendarbeit. Die Mitarbeiter unterstützen Jugendliche beim Berufseinstieg, rechtlichen Fragen aber auch bei Problemen mit Eltern, Freunden oder Lehrern. Streetworker suchen Jugendliche an beliebten Plätzen auf, an denen sie sich im Stadtteil treffen und bieten Beratung und Hilfe an. Außerdem kooperiert die Einrichtung mit der Steigschule und der Brunnenrealschule. Gül Mutlu ist für die Schulsozialarbeit an der Brunnenrealschule verantwortlich, ihre Kollegin Michaela Aysenbrey ist Schulsozialarbeiterin an der Steigschule.