Die Unfallstatistik der Polizei Stuttgart für 2018 erscheint zwar erst Ende März, einen Trend kann man trotzdem schon erkennen: In der Waiblinger Straße gibt es besonders viele Stadtbahnunfälle.
Bad Cannstatt - Eine Stadtbahn ist nicht zu unterschätzen. Im täglichen Verkehrsgetümmel verschwinden die fixen und leisen Kolosse schnell mal aus dem Blickfeld. Mit oft fatalen Folgen wie etwa am Freitag, 25. Januar: Ein 36-jähriger Autofahrer, der auf der Waiblinger Straße stadtauswärts unterwegs war, bog an der Daimlerstraße verbotswidrig nach links über die Gleise ab und stieß dabei mit einer Stadtbahn der Linie U 13 zusammen, die in gleicher Richtung unterwegs war. Kein Einzelfall, weiß die Polizeisprecherin Monika Ackermann: „In der Waiblinger Straße kommt es besonders häufig zu Unfällen mit Stadtbahnen.“
Wie oft es dort im vergangenen Jahr gekracht hat, kann sie jedoch noch nicht sagen. Die Unfallstatistik für das Jahr 2018 erscheint erst Ende März, Anfang April, erklärt sie. Doch ein Trend lasse sich für das Stadtgebiet Stuttgart, für das die Statistik jährlich erhoben wird, bereits erkennen: Es gibt einen leichten Anstieg der Stadtbahnunfälle. „Die häufigste Ursache ist das Missachten des Rotlichts“, erklärt Ackermann, „und illegales Abbiegen.“
Linksabbiegen verboten
Genau das habe in den meisten Fällen zu den Unfällen in der Waiblinger Straße geführt. Das Besondere an der Waiblinger Straße sei, dass die Gleise in der Mitte der Fahrbahn verlaufen und die Fahrspuren teilen, sagt Ackermann. Wer stadtauswärts unterwegs ist, der dürfe nicht links über die Gleise abbiegen. Das passiert dennoch, vor allem an der Kreuzung Daimlerstraße/Waiblinger Straße, sagt die Polizeisprecherin. Es komme auch vor, dass Autofahrer von der Daimlerstraße vom Bahnhof kommend verbotenerweise links über die Gleise auf die Waiblinger Straße abbiegen. Auch ein paar Meter weiter, an der Kreuzung Taubenheim-/Waiblinger Straße besteht dieselbe Situation. „Die einfachste Regel ist: Die vorgeschriebene Fahrtrichtung befolgen, auch wenn die Beschilderung zunächst nicht sinnvoll erscheint. Doch diese Regelungen haben oftmals einen Hintergrund“, rät Ackermann. Und vor allem sollte man nicht immer blind aufs Navi vertrauen.
Beschilderungen zu missachten, ist aber nicht immer Absicht. Oft seien Ortsunkundige in Stadtbahnunfälle verwickelt, einige Verkehrsteilnehmer sind unaufmerksam oder hektisch, sagt Monika Ackermann. „Die Gründe lassen sich aber nicht pauschalisieren.“ Wer sich in Bad Cannstatt nicht auskennt und beispielsweise auf der König-Karls-Brücke unterwegs ist, für den ist die Verkehrssituation besonders unübersichtlich, räumt sie ein. Man müsse auf die Lichtanlagen achten und gleichzeitig darauf, auf welcher Fahrspur man sich befindet.
Kampagne „Sicher zu Fuß“
Die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) hat 2017 gemeinsam mit der Deutschen Verkehrswacht die Kampagne „Sicher zu Fuß“ initiiert, sagt SSB-Betriebsleiter Reinhold Schröter. Sie soll das Bewusstsein für die Gefahren des Stadtverkehrs und für den richtigen Umgang mit Stadtbahnen erhöhen. Im Internet machen Kurzfilme der SSB unter anderem auf das Linksabbiegeverbot aufmerksam. Einmal im Quartal beteiligen sich Jugendliche der Verkehrswacht an der SSB-Kampagne und machen Autofahrer aktiv darauf aufmerksam, dass links von ihnen die Stadtbahn fährt. Und das sind nur einige Aktionen, die die SSB mit der Deutschen Verkehrswacht durchführt. Ob das was bringt? „Das können wir nicht genau sagen“, sagt Schröter. Aber die SSB-interne Unfallstatistik zeige, dass es im vergangenen Jahr im gesamten SSB-Netz etwas weniger Stadtbahnunfälle gegeben habe als im Jahr 2017. „Wir sind darüber sehr erstaunt, weil der Straßenverkehr ja eigentlich zunimmt. Deshalb ist das ein gutes Ergebnis“, so Schröter.
Die Entwicklung sollte man beibehalten. „Wer absichtlich ein Verbot missachtet, der glaubt, die Situation unter Kontrolle zu haben“, warnt er. Schnell übersehe man aber die leisen Stadtbahnen, die von der Gegenrichtung kommen. „Bei solchen Manövern ist man nur auf einen Teilaspekt fokussiert, ob zum Beispiel die linke Spur frei ist.“ Sollte man die Beschilderungen anpassen, um das künftig zu verhindern? „Nein“, findet Schröter, man habe bereits alles getan, was man tun könne. Er appelliert stattdessen an die Verkehrsteilnehmer, aufmerksamer zu sein und sich an die Vorschriften zu halten – damit es nicht erst zum Unfall kommen muss.