Die Kuratoren Peter Rückert (li.) und Erwin Frauenknecht (re.) inmitten der Exponate: unter anderem eine kaum bekannte Altartafel aus der Werkstatt Jörg Ratgebs Foto: Torsten Schöll

Eine sehenswerte Ausstellung im Hauptstaatsarchiv zeigt, wie Herzog Ulrich von Württemberg den Bauernkrieg nutzte. Das Haus Württemberg konnte langfristig profitieren, die Bauern bekanntermaßen nicht.

„Als Vater aller Säu“ beschreibt ein Esslinger Chronist Herzog Ulrich von Württemberg. Seinen Stallmeister Hans von Hutten ermordet er eigenhändig. Mit dem aufmüpfigen Bauernvolk des „Armen Konrads“ verfährt er nicht besser. Doch das 1514 und 1515. Zehn Jahre später sieht man Ulrich inmitten eines Bauernheers durch Württemberg ziehen. Ein Fürst, der zum Bruder der Bauern wird? Kaum zu glauben. Oder etwa doch?

 

Stuttgart und die Region stehen im Fokus der Ausstellung

Mit einer eigenen kleinen Ausstellung beleuchtet das Hauptstaatsarchiv Stuttgart ein bemerkenswertes Kapitel der Bauernkriege vor 500 Jahren: die kurzzeitige Verbrüderung des abgesetzten Herrschers von Württemberg mit dem Bauernstand. Die Schau wirft dabei ihren Fokus, anders als die parallel laufende Große Landesausstellung, auf Stuttgart und die Region. „Stuttgart“, erklärt Peter Rückert, Kurator und Leiter des Hauptstaatsarchivs, war ein Brennpunkt der Ereignisse um 1525.

Die Quellen hierfür sind im Archiv reichlich überliefert: Herzog Ulrich, wegen seiner Schandtaten und dem Überfall auf Reutlingen 1519 aus Württemberg vertrieben, will der habsburgischen Statthalterschaft unbedingt ein Ende bereiten. Der Aufruhr, der die Bauern seit 1524 im ganzen Reich erfasst hat, kommt ihm da gerade recht. „Im Februar 1525 stand Ulrichs Rückkehr unmittelbar bevor“, betont Mitkurator Erwin Frauenknecht.

Ein gutes Ende hatte die Verbrüderung nur für den Herzog

Noch nie öffentlich gezeigt: der „Ulrichstein“ aus dem Jahr 1523 Foto: Torsten Schöll

Beide Seiten, Bauern und Herzog, erhoffen sich im Kampf gegen die Habsburger einen strategischen Vorteil von der ungewöhnlichen Partnerschaft. Sie manifestiert sich noch nicht bei Ulrichs Feldzug auf Stuttgart im März 1525, aber kurze Zeit später, als er mit einem Heer Hegauer Bauern vom Bodensee noch einmal Richtung Norden zieht.

Was Bauern und Herzog möglicherweise zusammenschweißt, sind die Ideen der Reformation, für deren Sache beiden Parteien streiten. Lange hält das Bündnis allerdings nicht: Schon am 12. Mai 1525 trennt sich Ulrich und Bauernheer. Offenbar überwirft man sich bei den Überlegungen, wie es nach einer gemeinsamen Eroberung Württembergs weitergehen soll. Die Einnahme Stuttgarts durch die Bauern hat bereits einige Wochen zuvor ganz ohne Ulrich stattgefunden.

Für das Haus Württemberg nahm die Geschichte ein versöhnliches Ende“, sagt Rückert, wenn auch erst bei Ulrichs endgültiger Rückkehr 1534. „Für die Bauern aber nicht.“ Die meisten Anführer wie der Stuttgarter „Bauernkanzler“ Jörg Ratgeb wurden mit dem Tod bestraft.

Man kann selten oder noch nie öffentlich gezeigte Exponate bewundern

Die Ausstellung folgt den Ereignissen um Herzog Ulrich und den rebellierenden Bauern in fünf Kapiteln. Dabei werden selten oder teils noch nie gezeigte Exponate präsentiert, wie das großflächige Gemälde eines riesigen Wildschweins, das Ulrich selbst erlegt haben soll, oder eine kaum bekannte Altartafel aus der Werkstatt Jörg Ratgebs.

Neben zahlreichen Dokumenten aus dem Besitz des Hauptstaatsarchivs ist eines der bemerkenswertesten Stücke der Schau ein kleiner Kieselstein. Der „Ulrichstein“ aus dem Jahr 1523, der bisher noch nie öffentlich nie gezeigt wurde, trägt die Inschriften „Viue düx Vlriche“ sowie „Hii gut Wirteberg“. Das Objekt, das um den Hals getragen wurde, bezeugte die Verbundenheit mit Herzog Ulrich.

Die Ausstellung „Herzog Ulrich und die Bauern im Krieg von 1525“ ist im Hauptstaatsarchiv noch bis zum 25. April zu sehen.