Mit den Mountainbikes über die Alpen zur Akropolis: Die ehemaligen Fußballer Nikolaos Radis (li.) und Vassili Kirtzakis Foto: Pressefoto Baumann

Cycle2Greece: Zwei Griechen aus Stuttgart fahren per Rad von einem Heimatland ins andere.

Stuttgart - Es ist eine große sportliche Herausforderung, der sich Nikolaos Radis und Vassili Kirtzakis stellen: Auf dem Rad wollen die beiden Griechen von Stuttgart nach Athen fahren. An diesem Samstag machen sie sich auf zu ihrer Tour voller Symbolik.

Auf etwas Interesse an ihrem Projekt hatten Nikolaos Radis (33) und Vassili Kirtzakis (35) gehofft. Dass der Rummel um die in Stuttgart wohnenden Griechen aber so groß werden würde, hätten sie nicht geglaubt: Radis‘ Handy steht kaum noch still, Radiosender und Zeitungen aus Deutschland und Griechenland wollen über das Duo berichten. Dabei machen die beiden Sportler im Grunde nichts Ungewöhnliches: Sie setzen sich an diesem Samstag gegen 11 Uhr am Stuttgarter Fernsehturm auf ihre Mountainbikes brechen auf zu einer Tour, bei der sie zu Hause starten und daheim wieder ankommen.

Eine mörderische Strecke quer über die Alpen

Und genau dort wird das Vorhaben spannend: Denn zwischen Start und Ziel, zwischen Stuttgart und Athen, liegen knapp 1500 Kilometer – eine mörderische Strecke quer über die Alpen, die die beiden auf ihren Zweirädern zurücklegen möchten. Radis würde dem Ballyhoo am liebsten jetzt schon entfliehen: „Ich will eigentlich nur noch aufs Rad und weg“, sagt er. Doch noch zehren nicht etwa teuflische Anstiege, sondern die letzten Vorbereitungen an der Kraft der beiden Stuttgarter: „Wir müssen noch die Rucksäcke packen“, sagt Kirtzakis, „ein paar Ersatzteile, Ersatzkleidung, ein Erste-Hilfe-Set und Schmerzmittel.“

Die werden sie auf der einen oder anderen ihrer 17 Etappen gut gebrauchen können: Im Durchschnitt 100 Kilometer wollen die beiden Hobby-Radler an jedem Tag zurücklegen, dabei in den Alpen auch mal mehr als 2000 Höhenmeter innerhalb weniger Stunden überwinden. „Sicher geht es auch darum, seine eigenen Grenzen auszuloten“, sagt Radis, „die Tour wird richtig hart, und ich bin froh, dass wir zwischendrin die Regeneration auf der Fähre haben.“ Bis zur Ankunft in Athen wird der 18. Juli der einzige Tag sein, an dem das Duo nicht auf dem Rad sitzen wird. Die Strecke von Venedig nach Igoumenitsa an Griechenlands Westküste legen sie mit dem Schiff zurück, danach beginnt der Endspurt: „In Griechenland haben wir noch gute 700 Kilometer vor uns“, rechnet Radis vor, „möglicherweise bei 40 Grad im Schatten.“

Am 24. Juli wollen sie die Akropolis erklimmen

Ihren Spaß am Radsport hatten die beiden schon entdeckt, als sie noch als begnadete Fußballer für Schlagzeilen sorgten: Radis war um die Jahrtausendwende Vertragsamateur bei den Stuttgarter Kickers, Kirtzakis trat für 07 Ludwigsburg gegen das runde Leder. „Wir haben schon immer viel Sport gemacht“, sagt Radis, „und uns irgendwann gefragt: Was können wir Verrücktes machen?“ Den entscheidenden Ausschlag gab dann der Leichtathlet Jürgen Mennel, der im Herbst 2010 von Heilbronn nach Athen lief und dem Radis im Griechenland-Urlaub zufällig begegnete. „Niko hat damals direkt aus Griechenland angerufen“, erinnert sich Kirtzakis, „und musste mir gleich von der Idee erzählen.“ Um ihr Vorhaben auch in die Tat umsetzen zu können, trainieren die beiden seit einem halben Jahr intensiv – oft auch auf dem Weg zur Arbeit. Radis erklärt: „Wir wohnen in Feuerbach und Zuffenhausen, ich arbeite in Möhringen, Vassili in Plieningen. Da haben wir uns morgens getroffen und sind ins Geschäft gejoggt oder geradelt.“ Und dass im Rahmen der Finanzkrise in den Boulevardmedien gerade oft vom „faulen Griechen“ die Rede ist, war für das Tandem zusätzlicher Ansporn. Kirtzakis: „Wir machen die Tour auch, damit es wieder mal positive Schlagzeilen über Griechenland gibt.“

Ohnehin steckt ihre Tour nach Athen voller Symbolik: Nicht nur, dass auf ihren Trikots die deutsche und die griechische Fahne abgebildet sind. Über die fünfte Etappe, die die beiden zur „Königsetappe“ erklärt haben und auf der sie von Ischgl nach Nauders fast 2500 Höhenmeter auf 62 Kilometern Distanz erklimmen werden, sagt Radis: „Genau wie wir stehen auch die Griechen vor einem großen Berg, den sie bewältigen müssen.“ Und natürlich haben sich die Sportler nicht aus Zufall berühmte Sehenswürdigkeiten als Start- und Zielort ausgesucht. Läuft alles nach Plan, erklimmen sie am 24. Juli die Akropolis. „Die beiden Wahrzeichen sollen die zwei Identitäten symbolisieren, die in Niko und mir stecken“, sagt Kirtzakis.

Wie man diese beiden Identitäten verknüpfen kann, zeigt schon die Getränkeauswahl der beiden Deutschgriechen: Denn auf ihre Ankunft an der Akropolis wollen sie nicht etwa mit eisgekühltem Ouzo anstoßen. „Freunde aus Athen haben uns schon angerufen“, erzählt Kirtzakis mit einem breiten Grinsen, „sie haben das Stuttgarter Bier schon kaltgestellt.“

Nikolaos Radis und Vassili Kirtzakis berichten im Internet tagesaktuell von ihrer Tour nach Athen: www.cycle2greece.de und www.facebook.com/cycle2greece