.... Arbeiten von Anna Bittersohl, .... Foto: Foto: Galerie Abt Art /Bittersohl

Drei auf einen Streich – das bietet die aktuelle Schau der Stuttgarter Galerie Abt Art. Vor allem die Bilder von Anna Bittersohl haben „Stuttgarter Nachrichten“-Autor Nikolai B. Forstbauer überzeugt.

Stuttgart - Eine Figur, leicht nur nach vorne gebeugt. In den Händen ein undefinierbarer Gegenstand. Ein Stab vielleicht? Ein Rohr? Eine Figur im Nirgendwo, den Nornen gleich, die den Lebensfaden spinnen. Eine Traumfigur in einer Traumlandschaft, aus der Szenerie hervortretend und doch zugleich gänzlich darin aufgehend.

Brillante „Vermessung“

Gerade 30 Zentimeter hoch und 25 Zentimeter breit ist Anna Bittersohls „Vermessung“ – aber was für ein Bild! Gegenwart, Erinnerung, Traum, Abgrund – alles verdichtet, überlagert, durchdringt sich. In Nürnberg hat Anna Bittersohl studiert, bei Malerei-Verteidiger Ralph Fleck, in Leipzig lebt und arbeitet die 1982 in Dachau geborene Malerin. „Vermessung“ ist in der Galerie Abt Art in Stuttgart zu sehen.

Ein „Elch“ empfängt das Publikum

„Und dann passiert sowas“ heißt die Schau, die den um Begriffe wie Archiv und Illusion kreisenden Dialog zwischen Anna Bittersohl und Phillipp Kummer um die unbekümmert raumgreifenden und die realen Machtverhältnisse umkehrenden Tier-Mensch-Begegnungen Christian Rösners erweitert. Überlebensgroß (oder doch nicht?) empfängt schon im Eingangsbereich ein aus der Pappel geschlagener, geschnitzter Elch das Publikum. Ein Etwas versteckt sich Schutz suchend in seinem riesigen Körper, streckt sich in Folgebegegnungen zur Menschfigur, die ungelenk an einem Gorilla-Finger baumelt oder sich von einem Bär tragen lässt.

Philipp Kummers eindringliches Trio

Phillipp Kummer, auch er bis 2012 mit der Nürnberger Akademie und Ralph Fleck verbunden, zeigt in Form und Struktur die größte Distanz im Feld. Seinen stärksten Moment hat Kummer im Untergeschoss der Galerie, deren Kunsthallen-Charakter Bildern ja grundsätzlich Rückenwind gibt. „Schrödingers Feierabend“ wird zum Höhepunkt eines eindringlichen Hochformat-Trios. Weniger überzeugen kann Kummer, wenn er allzu gewollt Distanz sucht, Figurationen betont blass und rechnerkühl ein gehöriges Stück Konzept mitgibt. Umso spannender die doppelte „Grat“-Sicht – von Kummer im Unter-, von Bittersohl im Erdgeschoss.

Weltmaschinen reloaded

Buchstäblich raumgreifend schließlich wird das – vor allem doch wohl von Anna Bittersohl forcierte – Wahrnehmungs-Archiv des Maler-Paars in der Installation „Die Unendlichkeit der Dinge“. Da ziept und tuckert es gedanklich von Dada über Fluxus und die Weltmaschinen der späten 1960er Jahre bis in eine sich gerne mal undefinierten Ursprüngen erinnernde Gegenwart. Die Gefahr des Absturzes des vor Ort aufgebauten Werkes ist offensichtlich. Jedoch: Die Sache funktioniert und wahrt gar jenen leisen, aber tiefen Ton, der schon Anna Bittersohls „Vermessung“ kennzeichnet.