Festlich geschmückte Gräber auf dem Uff-Kirchhof in Stuttgart-Bad Cannstatt Foto: IMAGO/Arnulf Hettrich

An Allerheiligen gedenken die Katholiken allen Heiligen, die keinen eigenen Tag im liturgischen Kalender bekommen haben.

Die liturgischen Kalender legen fest, an welchen Tagen welchem Heiligen gedacht wird. Ursprünglich gab es eine Vielzahl verschiedener Heiligenkalender, bis es 1570 durch Papst Pius V. zu einer Vereinheitlichung kam. Im Zuge der Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils in den 1960er Jahren beschloss die katholische Kirche, wieder verschiedene Kalender zuzulassen, um den Eigenheiten der verschiedenen Kultur- und Sprachräumen Rechnung zu tragen. So regelt ein Regionalkalender die Heiligenverehrung im deutschsprachigen Raum, zu dem neben Deutschland, Österreich und der Schweiz auch die Bistümer Luxemburg und Bozen-Brixen zählen.

Liturgischer Kalender bestimmt Glaubensalltag

Die liturgischen Kalender geben den Rhythmus des christlichen Alltags vor. Viele der darin festgelegten Feiertage sind fester Bestandteil unserer Kulturtradition geworden. So freuen sich jedes Jahr viele Kinder auf St. Martin und den Nikolaustag. In einigen Strömungen der katholischen Kirche ist der Namenstag wichtiger als der Geburtstag.

Da sich in der Spätantike die Heiligsprechungen vervielfachten, hatte die katholische

Kirche schon früh das Problem, nicht alle Heiligen im liturgischen Kalender unterbringen zu können. Deshalb gab es in der östlichen Kirche bereits ab dem 4. Jahrhundert Allerheiligenfeste, die als „Herrentag aller Heiligen“ begangen wurden. 835 legte Papst Leo IV. in der westlichen Kirche Allerheiligen auf den 1. November fest. Seit Ende des 10. Jahrhunderts wird zusätzlich am Folgetag allen verstorbenen Angehörigen gedacht. Als Urheber dieses Festes gilt der französische Abt Odilo von Cluny, der das Fest einst nur in seinen Klöstern begehen ließ, was sich später änderte.

Allerheiligen früher wichtiger Familientag

Gerade auf dem Land waren Allerheiligen und Allerseelen noch vor einigen Jahrzehnten wichtige Feiertage, an denen man an die Menschen dachte, die einem den Glauben näher gebracht haben. In den Tagen davor wurden die Gräber hergerichtet und geschmückt. Verwandte kamen zu Besuch, sogenannte „Seelenlichter“ wurden auf den Gräbern angezündet und es fanden Grabumgänge statt. Heute spielt einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov zufolge Allerheiligen nur noch in wenigen Familien eine wichtige Rolle.

Für Protestanten hat der 31. Oktober eine besondere Bedeutung

Für die Protestanten hat der Tag vor Allerheiligen eine besondere Bedeutung. Laut Überlieferung soll Martin Luther am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg angeschlagen haben. Auch wenn der 31. Oktober in Baden-Württemberg kein gesetzlicher Feiertag ist, so wird an diesem Tag dennoch der Reformation der Kirche gedacht.

Die Evangelische Kirche Stuttgart lädt zu verschiedenen Vorträgen und Gottesdiensten mit musikalischer Umrahmung ein. Alle relevanten Informationen finden sich unter www.stuttgart-evangelisch.de.