So eng man saß man im Ufa-Palast, das im heutigen Metropolgebäude vor dem Zweiten Weltkrieg mit 1221 Sitzplätzen das zweitgrößte Kino in Stuttgart war. Foto:  

Mit 1221 Sitzplätzen zählte der Ufa-Palast zu Stuttgarts größten Lichtspielhäusern. Man saß eng zusammen in einem Saal mit Empore. Das neue (alte) Metropol an diesem Ort verfügt nun in drei Sälen über 580 Plätze mit viel Beinfreiheit. Ein Rückblick.

Das Metropolgebäude an der Bolzstraße atmet Stadtgeschichte wie wenige Orte in Stuttgart. Drei Torbögen aus der Originalfassade des 19. Jahrhunderts erinnern an eine wechselhafte Vergangenheit. Eröffnet worden ist der Centralbahnhof, wie er hieß, 1846 zum 65. Geburtstag von König Wilhelm I. Jetzt wird ein neues Kapitel in der Geschichte dieses Gebäudes geschrieben.

 

Das Kino im Metropol, das nach dem Willen der Eigentümer zur Boulderhalle werden sollte, erstrahlt im alten Glanz – verbunden mit hochmoderner Technik. Der neue Pächter Heinz Lochmann hat das Lichtspielhaus nach den Originalplänen in enger Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutzamt sanieren lassen. Dafür wurde die Lichtkuppel im großen Saal freigelegt und mit Gold verziert, ein neuer Balkon gebaut. Sehr großzügig lässt der Betreiber bestuhlen: Über viel Beinfreiheit können sich die Besucherinnen und Besucher freuen, es gibt in einigen Reihen sogar Fußhocker.

Heute kann man sich im Metropol ausstrecken – in einigen Reihen gibt es sogar einen Fußhocker. /Klaus Schnaidt

Dies war früher ganz anders, wie die alten Fotos beweisen. Da saß man eng zusammen. Der Ufa-Palast, der sich hier befand, verfügte vor dem Krieg über 1221 Sitzplätze – in einem Saal! Heute gibt es im Metropol drei Säle mit insgesamt 580 Plätzen, nur halb so viel wie in den Anfangsjahren des Kinos an diesem Ort. Früher, als alles beengt war, kam große Welt aus Hollywood: Kirk Douglas und Gary Cooper besuchten Premieren ihrer Filme in Stuttgart, im Metropol oder im Atrium der Familie Colm.

Die heutige Bolzstraße hieß einst Schlossstraße. Der Centralbahnhof, der ein Kopfbahnhof mit einer Drehscheibe für die Lokomotiven war, ist im 19. Jahrhundert samt Umgebung zu dem geworden, was man heute „In-Viertel“ nennen würde. Ein Stück große Welt war hier zuhause.

In unmittelbarer Nachbarschaft befand sich das vornehme Hotel Marquardt, das erste Haus am Platz, das bis 1938 existierte. Weil acht Gleise nicht mehr reichten und eine erneute Erweiterung nicht möglich war, musste ein neuer Standort her. So entstand der Hauptbahnhof wenige hundert Meter weiter nach den Plänen von Paul Bonatz. Der alte Centralbahnhof wurde 1922 geschlossen. Schon damals wurde über Denkmalschutz gestritten. Investoren wollten den gesamten Bahnhof plattmachen für Geschäftshäuser. Der Bund für Heimatschutz kämpfte für den Erhalt. Am Ende sind von den fünf Torbögen drei geblieben, die heute noch stehen.

Die Bombennächte ließen von der alten Pracht wenig übrig

Der Überbau mit der Uhr konnte nicht gerettet werden. Hinter den Portalresten entstand auf Betreiben der städtischen Industriehof AG der architekturgeschichtlich bedeutsame Ufa-Palast, der 1926 eröffnet worden ist, der als eines der schönsten Lichtspielhäuser der damaligen Zeit in Süddeutschland galt.

Die Bombennächte des Zweiten Weltkriegs ließen von der alten Pracht wenig übrig. Nach der Währungsreform 1948 begann der Wiederaufbau, den die Industriehof AG bezahlte, während das Pächterpaar Martha und Philipp Metzler für die Innenausstattung aufkam. Die Rechnung der Brillenfabrikanten ging auf, einen von Kino und Varieté doppelt genutzten Theatersaal mit 1300 Sitzplätzen und zwei Lichtkuppeln zu bauen.

Schon bei der feierlichen Eröffnung am 1. August 1949 mit der Varieté-Schau „Auf Wiedersehen im Metropol“ und der Premiere des Films „Fabiola“ strömten die Massen. So blieb es in den 1950er Jahren, als das Metropol die Starbühne Stuttgarts und Württembergs wurde. Hier spielten die Wiener Philharmoniker, hier tanzte Marika Rökk, hier feierte man eine Filmpremiere nach der anderen , hier blickte man vom Dachcafé des Metropol auf die sich langsam wieder erholende Stadt.

Das Metropol wurde zum führenden Premierenkino der Stadt

Die große Zeit war jedoch vorbei, als der Fernseher die Menschen daheim hielt. 1966 ist das Metropol geschlossen worden. Das Gebäude wurde als Palast-Kino weitergeführt, das man in den 1970ern mit fünf Sälen verschachtelte. Eberhard Mertz, Chef der Innenstadt-Kinos, ließ, als er 2000 die Säle übernahm, die alte Pracht erahnen. Eine der beiden Kuppel wurde freigelegt, die Steintreppe von Linoleum befreit. Ufa-Skulpturen kehrten zurück. Das Metropol wurde zum führenden Festivalkino der Stadt.

Einst hat der Stadt das Metropol gehört

Doch dann zogen sich die Innenstadt-Kinos von diesem Standort zurück. Die Miete war dem Unternehmen zu teuer geworden, das sich auf seine Gloria- und Cinema-Kinos konzentrierte. Traumpalast-Chef Heinz Lochmann war zur Stelle, als die Denkmalschutzbehörde die Nutzung als Boulderhalle verhinderte, schuf mit Liebe zum Detail ein glanzvolles Kino, einen Mix aus Historie und Zukunft. Mit dem Neustart ist er sehr zufrieden und freut sich über viel Lob, das er hört.

Einst hat das Metropol der Stadt gehört, 1990 ging der Besitz 1990 an die Energieversorgung TWS über, später an die EnBW, die an die Bülow AG verkaufte. Schließlich landete das Kulturdenkmal im Eigentum der Union Invest. Jetzt will Lochmann an die große Kinotradition erinnern. Wer wird auf Kirk Douglas und Gary Cooper bei Filmpremieren folgen? Glanzvoll sieht das neue (alte) Metropol mit rotem Samt an den Wänden aus, als sei es immer bereit für die Stars.

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