Lichterglanz des Stuttgarter Weihnachtsmarkts im Jahr 1938. Foto: Landesbildstelle Württemberg

Düfte, Kerzenglanz, strahlende Augen: Der Stuttgarter Weihnachtsmarkt weckt Erinnerungen an das Staunen der Kindheit. Das Wintertreiben wurde 1692 erstmals urkundlich erwähnt. Unser Stuttgart-Album blickt zurück.

Stuttgart - Wenn die Stuttgarter einst sagten, sie gingen „auf die Mess“, war der Weihnachtsmarkt beim Rathaus gemeint. Auf den alten Reklamemarken aus dem Jahr 1912, die Wolfgang Müller, der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Stadtgeschichte, sammelt, steht unter einem gezeichneten Marktbild: Weihnachts-Messe Stuttgart.

Im Facebook-Forum unseres Geschichtsprojekts Stuttgart-Album hat Gusti Schäfer geschrieben: „Solange ich denken kann, sind wir zur ,Mess‘ gegangen. Die Bezeichnung Weihnachtsmarkt kam erst nach dem Zweiten Weltkrieg auf.“ Angefangen hat alles mit Ochs und Esel – also mit einem Viehmarkt. Die erste urkundliche Erwähnung ist auf das Jahr 1692 datiert. Damit ist der Stuttgarter Weihnachtsmarkt nicht nur einer der schönsten und größten Weihnachtsmärkte Europas, sondern auch einer der ältesten.

Zum Viehmarkt, der im Herbst stattfand, kamen nicht nur Tierhändler, sondern auch Seiltänzer, Zauberer, Gaukler und Tierdresseure. Nach und nach rückte der Herbstmarkt an Weihnachten heran. Vieh verkaufte man nicht mehr, als die „Schwäbische Kronik“ 1835 den Markt beschrieb: „Die Händler kommen von weit her, wie der türkische Handelsmann Raubenmajor. Angeboten werden Damenbeinkleider, Galoschen, seidene Hüte, superfeine und ordinäre Hemden, Zivil- und Militärkrawatten, Haaröl, Hautpomade, englische Nähnadeln, holländische Waffeln und Basler Konfekt.“

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Bis in die 1970er war das Treiben auf den Marktplatz beschränkt. Da standen Klapptische mit Planen als Dach. Der damalige Marktleiter Lothar Breitkreuz ließ die alten Stände durch einheitliche Holzbuden mit aufwendiger und glanzvoller Dekoration ersetzen – der Schillerplatz kam hinzu. Die Verschönerung hat den Tourismus beflügelt.

Grüezi miteinander! Die Beziehungen des Stuttgarter Weihnachtsmarkts zu unseren Nachbarn in der Schweiz reichen länger zurück als bisher angenommen. Nicht erst in den 1970ern hat es angefangen, dass die Eidgenossen an kalten Dezembertagen in vollgestopften Bussen zur festlich illuminierten Stuttgarter Innenstadt pilgern, die mittelalterlich geprägt vom Alten Schloss das Fest der Feste so herrlich herausputzt. Auf einem Weihnachtsmarkt-Foto von 1949 sieht man eine Menschenansammlung vor einem Stand, an dem „Schweizer Spielhalle“ steht.

Am Mittwoch geht’s los (die Stände öffnen um 17 Uhr): Adventslichter funkeln, Weihnachtsmänner sind zur Parade arrangiert, Glühwein, das saisonale Nationalgetränk, duftet von jeder Ecke. Und so manch einer spürt Erinnerungen an Kindheitstage, als das Staunen noch viel größer war.

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