Baisch (links) im Kreise seiner Shy Guys (von li.): Patrizia Moresco, Udo Schöbel, Clemens Winterhalter. Foto: Domenik Stromer

Wir schreiben das Jahr 1978. Marine­richter a. D. Hans Filbinger macht als Ministerpräsident den Abgang. Reinhold Messner besteigt ohne Sauerstoffgerät den Mount Everest. Und ein junger Mensch aus Korntal betritt die Bühne.

Stuttgart - Das erste Foto, das er uns zeigt, hätte von einem RAF-Fahndungsplakat stammen können. Der junge Mann trägt einen Zauselbart, seine Haare scheinen länger keinen Kamm mehr gesehen zu haben. Was irritiert, ist das leichte Grinsen um die Mundwinkel. So ließen sich Topterroristen für gewöhnlich nicht ablichten.

Jango Edwards als Vorbild

Das Bild stammt aus dem Jahr 1978 und und ist auf einem Ausweis festgetackert, der für den jungen Mann so etwas wie eine Eintrittskarte zum Show-Geschäft werden sollte. Roland Baisch, 1954 in Stuttgart geboren, in Korntal aufgewachsen, gelernter Industriekaufmann, ließ sich beim Festival of Fools in Amsterdam von dem US-Clown Jango Edwards, einer Art Urgroßvater der Comedy-Bewegung, in die Geheimnisse des Straßentheaters einführen.

Mit leisen Tönen wirst du nicht gehört

Ein anderes Bild zeigt Baisch, wie er zusammen mit Bernd Schray, einem Gründungsmitglied des Scherbentheaters, am Schlossplatz in Clownshosen Faxen macht. „Straßentheater“, sagt Baisch, „ist eine gute Schule. Nur wenn du die Leute erreichst, bleiben sie stehen.“ Baisch und seine Komikerkollegen der ersten Jahre, neben Schray auch Patrizia Moresco, wollten nicht stehen bleiben – und haben sich deshalb früh daran gemacht, mit schrägen Shows und schrillen Musicals die Bühnen zu erobern. „Auf der Straße“, sagt Baisch, „wirst du mit leisen Tönen nicht gehört. Man hatte ja doch auch so seine künstlerischen Ansprüche.“

Die hat Baisch später mit den Shy Guys nicht nur in Deutschland, sondern auch im Ausland ausgelebt. Im Englischen ist Baisch sattelfest, im Italienischen weniger. Deshalb kritzelte er in Italien die Texte mit Kreide auf die Bühne – nicht ahnend, dass eine Putzfrau vor der Show noch sauber macht.

Gags am laufenden Band

Wer mit Baisch über seine Karriere spricht, landet irgendwann bei der „Comedy Factory“. Drei Jahre konnten er und Kollegen in den Neunzigern ihrem Humor auf Kosten von Pro 7 freien Lauf lassen und Gags am laufenden Band produzieren. Geld spielte keine Rolle. Nachdem Sketchpartner Otto Kuhnle gehen musste, wurde Baisch gefragt, wen er nun für eine Barnummer hinterm Tresen haben möchte. „Ein Pferd“, sagte Baisch. Rechtzeitig zum Dreh stand ein Gaul an der Bar. Baisch: „Anfangs hatten wir sieben Mietwagen für neun Schauspieler. Irgendwann mussten wir uns zu fünft einen Corsa teilen. Da wussten wir, dass der Sender das Interesse verloren hatte.“

Er feiert mit Freunden auf der Bühne

Wo besser könnte er sein 40-Jahr-Jubiläum feiern als auf der Bühne? Baisch tut’s am Montag, 29. 10., 20 Uhr, im Theaterhaus mit der Show „Der Goldene Roland“. Es treten Freunde und Weggefährten auf, darunter StN-Kolumnist Joe Bauer, die Band Rikas (mit Baischs Sohn Sam), die Artistin und Baisch-Tochter Vanessa Lee, Dieter Thomas Kuhn, Philipp Feldtkeller, Martin Luding, Rudie Blazer sowie Baischs langjähriger musikalischer Begleiter Frank Wekenmann. Karten unter Telefon 07 11 / 4 02 07 20.