Ausgerechnet während des Weihnachtsmarkts im Winter 1931 brennt das Alte Schloss. Foto: Eugen Zügel

Adventslichter funkeln, Weihnachtsmänner sind zur Parade arrangiert, Glühwein, das saisonale Nationalgetränk, duftet von jeder Ecke. Der Stuttgarter Weihnachtsmarkt ist einer der ältesten in Europa. Wir erinnern an frühere Zeiten mit festlicher Stimmung.

Adventslichter funkeln, Weihnachtsmänner sind zur Parade arrangiert, Glühwein, das saisonale Nationalgetränk, duftet von jeder Ecke. Der Stuttgarter Weihnachtsmarkt ist einer der ältesten in Europa. Wir erinnern an frühere Zeiten mit festlicher Stimmung.

Stuttgart - Grüzi miteinander! Die Beziehungen des Stuttgarter Weihnachtsmarkts zu unseren Nachbarn in der Schweiz reichen länger zurück als bisher angenommen. Nicht erst in den 1970ern hat es angefangen, dass die Eidgenossen an kalten Dezembertagen in vollgestopften Bussen zur festlich illuminierten Stuttgarter Innenstadt pilgern, die mittelalterlich geprägt vom Alten Schloss das Fest der Feste so herrlich herausputzt. Wer das Weihnachtsmarkt-Foto aus dem Jahr 1949 heute im Stuttgart-Album genau betrachtet, wird nicht nur den Rathausturm unverbaut in die Höhe gestreckt sehen, sondern eine Menschenansammlung vor einem Stand, an dem „Schweizer Spielhalle“ steht.

„Gab es solche nichtfestlichen Verkaufsstände auf dem Weihnachtsmarkt früher?“, hat Sybille Nagel zu diesem Foto auf der Facebook-Seite des Stuttgart-Albums gefragt. Und was es früher alles gab! Laut Online-Lexikon Wikipedia hatte der Stuttgarter Weihnachtsmarkt, dessen erste urkundliche Erwähnung auf das Jahr 1692 zurückgeht, einst „noch eher den Charakter eines Jahrmarktes mit Seiltänzern, Zauberern, Gauklern, Spaßmachern und Tierdressuren.“

Der Winter 1931 muss eisig kalt gewesen sein. Wer konnte, so ist überliefert, blieb daheim in seiner warmen Stube. Auf dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt war deshalb nicht viel los. In den Buden boten die Händler Hausrat, süße Leckereien und Geschirr an – Werbetafeln prangten an ihren Ständen. „Obacht“, war etwa zu lesen, „hier sind die richtigen Berliner Kravatten“. Das Stück für eine Mark. Als Eugen Zügel sein Foto des Berliner Obacht-Stands machte, dachte freilich keiner an Schlipse und Fliegen. Aus dem Alten Schloss stieg Rauch in den Himmel. Es war jener schicksalsträchtige Winter von 1931, in dem ein tagelang nicht zu beherrschender Brand das historische Gemäuer zerstörte und drei Feuerwehrmänner ihr Leben verloren.

Lust auf mehr? Dann blättern Sie doch durch unsere historischen Bildergalerien in unserer Rubrik „Stuttagrt früher“.

Die Bilder vom brennenden Schloss mit dem Weihnachtsmarkt im Vordergrund, die der Urenkel Marcel Zügel des Fotografen dem Stuttgart-Album geschickt hat, haben auf der Facebook-Seite dieses Geschichtsprojekts für viele Klicks gesorgt. Im Schock vor den Flammen konnte sich keiner an dem Weihnachtsmarkt erfreuen, und auch der Glaube an ein Fest der Liebe fiel schwer.

Alte Stände aus Klapptischen, Zeltdächern, Planen

Dabei soll der Weihnachtsmarkt mit all dem schönen Schein doch die stimmungsvolle Zeiten einläuten. Auf dem Markt- und dem Schillerplatz sowie auf der Planie sind dafür immer noch mehr Händler dazugekommen. In den frühen 1970er-Jahren hat der Tourismus den Budenzauber entdeckt. Die alten Stände aus Klapptischen, Zeltdächern und Planen wurden durch einheitliche Holzbuden mit aufwendiger und glanzvoller Dekoration ersetzt.

Seit 40 Jahren mit dabei sind Ronald und Helga Kurey, die ihren Glühwein nach eigenem, natürlich geheimen Rezept kreieren. „Hirtentrunk“ nennen sie ihn. Vor 40 Jahren, sagen sie, gab es „weniger Beschimpfungen, wenn kein Alkohol an Jugendliche ausgeschenkt wurde.“ Damals war es zwischen 12 und 13 Uhr bei ihnen besonders voll – wenn in den Behörden und Büros Mittagspause war und sich manch einer mit „Hirtentrunk“ für die zweite Arbeitshälfte stärken wollte. In den 1970ern kamen mehr Besucher aus der Region, berichten die Kureys, und es sei alles „viel familiärer“ gewesen, auch unter den Händlern.

Es weihnachtet sehr. Mit dem Volksfest sind die glänzenden Buden mit Christbaumkugeln und Kerzenduft eine der größten Attraktionen in Stuttgart für ausländische Gäste. Die „German Bratwurst“ ist begehrt.

Das Stuttgart-Album ist als Buch im Silberburg-Verlag erschienen. Infos unter www.facebook.com/Album.Stuttgart