Nachwuchssorgen kennt man bei den Hymnus-Chorknaben nicht. Foto: Horst Rudel

Seit mehr als 100 Jahren singen die Stuttgarter Hymnus-Chorknaben große Werke von Bach, Händel, Haydn oder auch Mozart.

S-Nord - Wenn hohe Engelsstimmen durch große Kirchensäle schweben, dann sind die Stuttgarter Hymnus-Chorknaben in ihrem Element – und das ist die geistliche Vokalmusik vom Frühbarock bis zur Gegenwart. Regelmäßig singt der bekannte Knabenchor Werke wie das Weihnachtsoratorium und die Passionen von Johann Sebastian Bach, den Messias von Georg Friedrich Händel, die Oratorien von Joseph Haydn oder das Requiem von Wolfgang Amadeus Mozart.

Wer glaubt, dass mit so anspruchsvollen Werken kein Junge vom Fernseher oder von der Clique wegzulocken ist, der täuscht sich. Nachwuchssorgen kennen die Hymnus-Chorknaben nicht. Und wenn die Kinder an der Bushaltestelle stehen, dann singen sie eher Bach als einen aktuellen Song. „Das ist eine Musik, die ganz offensichtlich einleuchtet“, sagt Kirchenmusikdirektor Rainer Johannes Homburg. Zudem erkennt der Chorleiter einen generellen Trend zur klassischen Musik. Trotzdem muss er einiges unternehmen, um den Chor am Leben zu erhalten. Im Alter von sieben Jahren beginnen die meisten Chorknaben ihre Ausbildung im A-Chor, um dann als Zehnjährige im Konzertchor mitzusingen. Aber auch hier bleiben sie nicht lange, da spätestens drei bis vier Jahre später der Stimmbruch ihrer Karriere ein vorläufiges Ende bereitet. Dementsprechend hoch ist das Tempo der Nachwuchsgewinnung. Fünfmal im Jahr zieht Homburg durch die Grundschulen und hört sich talentierte Knaben an, um schließlich 40 bis 60 davon für seinen Chor zu gewinnen.

„Hier sind die Jungens unter sich“

Neben der Musik gibt es auch noch andere Anreize, in den Chor einzutreten, insbesondere die Tatsache, dass es dort keine Mädchen gibt. „Hier sind die Jungens unter sich und können kicken bis zum Umfallen“, sagt Homburg. In diesem Alter ist das natürlich ein wichtiges Argument. Im Gegensatz zu anderen Chören wie etwa den Regensburger Domspatzen sind die Hymnus-Chorknaben kein Internatschor. „Dadurch werden die Kinder nicht aus ihrem Umfeld gerissen.“ Einen weiteren Vorteil des vierstimmig singenden Chores sieht Homburg in der altersgemischten Struktur. Nach dem Stimmbruch kommen viele der Knaben zurück, um als Bassisten oder Tenöre mitzusingen. Bei den Konzertreisen bilden immer zwei Männer mit drei Knaben eine Kleingruppe, die die fremde Umgebung erkundet. „Für die Großen ist es spannend, den Kleinen die Welt zu zeigen, und die freuen sich, dass die Großen sich um sie kümmern. Das schafft eine starke Bindung und damit einen Anreiz weiterzumachen.“

Dass die Hymnus-Chorknaben im Jahr 1900 gegründet wurden, hat Stuttgart dem Unternehmer Paul von Lechler zu verdanken, der jährlich zehn Prozent seines Firmengewinns für wohltätige Zwecke stiftete. Begeistert von den Leipziger Thomanern initiierte er die Gründung der Chorknaben nach Leipziger Vorbild.

Heute werden die Hymnus-Chorknaben vom evangelischen Kirchenkreis Stuttgart, dem Förderkreis der Stuttgarter Hymnus-Chorknaben, dem Kulturamt der Stadt Stuttgart und dem Land Baden-Württemberg mit jährlich einer halben Million Euro unterstützt.

HYMNUS CHORKNABEN

Anschrift
: Birkenwaldstraße 98, 70191 Stuttgart Telefon:
2 59 40 40Mail:
info@hymnus-chor.deHomepage: www.hymnus-chor.de
Chorleiter
: Rainer Johannes Homburg Gründungsjahr:
1900 Mitgliederzahl:
200 Abteilungen:
Konzertchor, A-Chor

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