Sport treiben, soziale Kontakte aufrechterhalten und kleine Natur-Oasen pflegen. Das sind die Ziele des Vereins, erklärt der Vorsitzende Ralf Ücker. Foto: Heiko Rehmann

Die Mitglieder des Degerlocher Bundes für freie Lebensgestaltung sporteln gern ohne Kleider.

Degerloch - Mit T-Shirt und Arbeitshose steht Ralf Ücker, der Vorsitzende des „Bundes für freie Lebensgestaltung“ (BffL) auf dem Vereinsgelände im Degerlocher Ramsbachtal. Schließlich hat der gelernte Landschaftsgärtner noch ein Stück Arbeit vor sich, und 14 Grad bei wolkenverhangenem Himmel laden nicht gerade zum „Licht- und Luftbaden“ ein, wie die FKK-Bewegung ihre Leidenschaft in der Anfangszeit vor mehr als hundert Jahren bezeichnet hat. „Wenn das Wetter so ist wie heute, läuft hier keiner nackt rum“, sagt Ralf Ücker.

Mit einem Gelände in Birkmannsweiler bei Winnenden, einem auf dem Simonsberg bei Öhringen und dem Areal in Degerloch bietet der Verein seinen 620 Mitgliedern genügend Möglichkeiten, schöne Sonnentage hüllenlos zu genießen. Mit einem Naturschwimmbad, einer Beachvolleyball-Anlage, Tischtennisplatten und schön angelegten Sonnenterrassen sind auf dem Degerlocher Gelände alle Voraussetzungen gegeben. Die Vereinsmitglieder verbringen ihre Zeit mit Boule und Bogenschießen, mit Tischtennis, Volleyball und Gymnastik. Und natürlich im Wasser. Der wesentliche Unterschied zu anderen Sportvereinen besteht darin, dass die Mitglieder all dies am liebsten nackt tun.

Als der Verein 1926 gegründet worden ist, führte das noch zu heftigen Auseinandersetzungen. Dicke Akten mit Briefwechseln und Ordnungsstrafen sind überliefert. Der Gründer Eugen Sannwald verschwand sogar für kurze Zeit im KZ.

Sport treiben und kleine Naturoasen erhalten

Heute ist die Gesellschaft offener und das Verhältnis zur Freikörperkultur entspannter. „Wir haben gute Kontakte zum Sportamt“, sagt Ücker. „Und der Bürgermeister von Pfedelbach war schon mal bei unserem Vereinsjubiläum.“

Als Mitglied des Württembergischen Landessportbundes tritt der BffL bei Turnieren auch gegen andere Sportvereine an – dann allerdings weniger freizügig als bei Turnieren, die er mit anderen FKK-Vereinen austrägt. Auch die Ziele des BffL unterscheiden sich nicht von denen sonstiger Vereine: Sport treiben, soziale Kontakte pflegen, kleine Naturoasen erhalten. Darüber hinaus glaubt Ücker, dass in FKK-Vereinen die sozialen Unterschiede weniger ins Gewicht fallen als anderswo: „Durch die Kleidung definiert sich Status“, sagt er. „Bei uns sind alle gleich.“

Es fragt sich, ob ein Verein für etwas notwendig ist, das heute an jedem zweiten Baggersee längst Normalität ist. Hier sieht Ralf Ücker das Problem, dass Spanner die Nackten belästigen und schlimmstenfalls kriminelle Energie entwickeln könnten. In den Vereinen indessen sei ihm bundesweit kein solcher Fall bekannt.

Auch das war einmal anders: Als der „Licht- und Luftbadeverein Stuttgart-Winnenden“ 1926 gegründet wurde, bevölkerten Jugendliche mit ihrer Schaulust die umliegenden Bäume. „Wer heute was sehen will, geht ins Internet“, sagt Ücker. Ein Problem gibt es dennoch: „Vor 50 Jahren hat man versäumt, den Begriff FKK schützen zu lassen“, sagt Ücker. „Manche verstehen darunter etwas anderes als wir. Deshalb werden wir manchmal mit dem Rotlichtmilieu verwechselt. Dabei geht es bei uns viel gesitteter zu als anderswo.“

BUND FÜR FREIE LEBENSGESTALTUNG

Anschrift
: Das Büro ist an der Gablenberger Hauptstraße 37, 70186 Stuttgart. Das Vereinsgelände ist im Degerlocher Ramsbachtal.

Telefon:
46 64 10

Mail:
buero@bffl-stuttgart.de

Homepage: www.bffl-stuttgart.de

Vorsitzender
: Ralf Ücker

Gründungsjahr:
1926

Mitgliederzahl
: 620

Stuttgart aktiv

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