Im Garten sind die Entscheidungen recht einfach, sagt Sabine Metzger. Foto: Sägesser

Wer beim Siedler- und Kleingärtnerverein mitmacht, bekennt sich zum Obst- und Gemüseanbau.

Sillenbuch - Beim Unkrautjäten kriegt sie den Kopf frei. Die Entscheidungen, die Sabine Metzger dann zu treffen hat, sind einfache. „Du darfst bleiben und du nicht“, sagt sie und meint den Wildwuchs im Gemüsebeet. Sabine Metzger ist die Vorsitzende des Siedler- und Kleingärtnervereins Sillenbuch.

Der Verein ist ein Zusammenschluss von Leuten, die günstig städtisches Land gepachtet haben, um Kirschen, Karotten und Kartoffeln zu hegen und zu pflegen. Es sind Leute, die der Volksmund für gewöhnlich als Schrebergärtner abstempelt. Abstempelt deshalb, weil dem Bild des Schrebergärtners etwas Spießiges anhaftet. Sabine Metzger kennt dieses Vorurteil und sie kann sich denken, woher es rührt: „Das ist, weil wir so viele Regeln haben“, sagt sie.

22-seitige Gartenordnung

Tatsächlich braucht es insgesamt 22 Seiten, um in der Gartenordnung all das aufzulisten, was der Gärtner darf und was nicht. So ist es beispielsweise nicht erlaubt, dass die Obstbäume mehr als ein Drittel der Kleingartenfläche ausmachen. Und Hecken sind ebenso unerwünscht wie die Verwendung von mineralischen Volldüngern. Dafür sind Komposthaufen gern gesehen.

Wer eine Weile mit Sabine Metzger über das Kleingärtnertum plaudert, merkt, dass dieser Verein viel mehr bietet als ein ausgefeiltes Regelwerk. Die Hobby-Gärtner können sich in einer der insgesamt 150 Sillenbucher Parzellen ein kleines Paradies erschaffen. „Interessenten müssen nicht gärtnern können“, sagt Sabine Metzger. Wichtig sei nur, dass sie es lernen wollten. Anders geht es nicht.

Liegestuhl und Gartenanbau

Für den Liegestuhl allein bekommt hier nämlich niemand ein Gartengrundstück zur Pacht. Mindestens ein Drittel der Fläche muss zum Obst- und Gemüseanbau genutzt werden, erklärt Sabine Metzger. „Jeden zusätzlichen Quadratmeter begrüßen wir natürlich.“ Dass der Verein einen so großen Wert auf den Nutzgarten legt, hängt mit seiner Geschichte zusammen. Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg war vom Hunger geprägt. In Gärtchen wie denen am Sillenbucher Silberwald haben sich die Menschen damals herangezogen, was sie satt gemacht hat.

Zwar gibt es heute alles, vom Apfel bis zur Zwiebel, zu erschwinglichen Preisen im Supermarkt zu kaufen. Doch wollen sich die Gärtner vom Ursprung ihrer Bewegung nicht verabschieden. Da kommt ihnen zupass, dass immer mehr Leute den biologischen Anbau preisen. Eltern pachten heuer Gartengrundstücke, um ihren Kindern zu zeigen, woher Tomaten und Salat kommen.

Es geht um Gemeinschaft

Wer beim Siedler- und Kleingärtnerverein Mitglied wird, sollte dies wörtlich nehmen. Es geht um Gemeinschaft, nicht um Grenzen. Eigenbrötler, die sich am liebsten hinter hohen Zäunen verschanzen, sind fehl am Platz. „Ja, man hat mit seinen Nachbarn zu tun“, sagt Sabine Metzger und schmunzelt. Die eigene Freiheit endet, wo die des anderen beginnt. Letztlich ist die Schrebergartensiedlung also nichts anderes als ein Abbild des Lebens.

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