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Gegner und Befürworter von S21 treffen sich nun doch - erstes Gespräch am Freitag.

Stuttgart - Befürworter und Gegner von Stuttgart 21 unternehmen einen weiteren Anlauf für direkte Gespräche über das umstrittene Bahnprojekt. Am Freitag soll dazu ein Sondierungsgespräch unter Vermittlung des katholischen Stadtdekans Prälat Michael Brock stattfinden.

An dem Treffen, das voraussichtlich im Haus der katholischen Kirche auf der Königstraße stattfinden wird, nehmen auf Seiten der Projektbetreiber der Bahnvorstand für Technik Volker Kefer, OB Wolfgang Schuster und der Amtschef des baden-württembergischen Umwelt- und Verkehrsministeriums Bernhard Bauer teil. Die Gegenseite wird vertreten durch Grünen-Stadtrat Werner Wölfle, den Sprecher des Aktionsbündnisses gegen Stuttgart21, Gangolf Stocker, sowie den früheren SPD-Bundestagsabgeordneten Peter Conradi.

Mit seiner Initiative will Brock dazu beitragen, den Konflikt zu versachlichen. In erster Linie wolle man abklären, ob ein Runder Tisch von beiden Seiten derzeit überhaupt erwünscht sei, erklärte am Dienstag Alexander Lahl, Geschäftsführer des katholischen Stadtdekanats. "Falls das Angebot positiv aufgenommen wird, wird man versuchen, sich über die Rahmenbedingungen für künftige Gespräche zu verständigen", sagte Lahl. Auch für den Fall, dass kein Dialog zu Stande komme, sollten die Konsequenzen daraus offen benannt werden.

Stadtdekan Brock will auch sondieren, ob für die kommenden Treffen ein Moderator gewünscht wird. Nach seiner Vorstellung kommt für die Aufgabe nur eine "bundesweit akzeptierte Persönlichkeit" in Frage. Ob Brock dazu am Freitag einen konkreten Vorschlag macht, ist ungewiss. Er selbst hat es bereits abgelehnt, die Rolle zu übernehmen.

Ein erstes Angebot von Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) und Landtagsfraktionschef Winfried Kretschmann (Grüne) für einen Runden Tisch hatten die Stuttgart-21-Gegner am 6.September kurzfristig ausgeschlagen, nachdem die Bahn die laufenden Abbrucharbeiten am Nordflügel des Hauptbahnhofs nur für einen Tag unterbrechen wollte. Nach der Absage hatte Stadtdekan Brock seine Vermittlung angeboten.

Das Sondierungsgespräch am Freitag findet ohne Vorbedingung statt. Doch das gilt nur für diesen einen Termin: "Ein richtiger Runder Tisch ist nur sinnvoll, wenn sich die Bahn bereit erklärt, für die ganze Dauer solcher Gespräche auf das Abholzen der Bäume im Schlossgarten oder den Abbruch des Südflügels zu verzichten", betont Stocker. " Auch bei der Landesregierung ist man skeptisch, nicht zuletzt wegen der zurückgezogenen Einladung an OB Schuster zur sogenannten Montagsdemonstration. "Sollten wir am Freitag miteinander ins Gespräch kommen, wäre das schon ein gutes Ergebnis", heißt es.

Eine Person, die bereits als möglicher Moderator des Runden Tisches genannt worden war, hat sich durch ihre eindeutigen Äußerungen selbst von der Kandidatenliste gestrichen: In der ARD-Sendung "Beckmann" am Montag forderte Joachim Gauck die Politik auf, Stuttgart21 trotz Bürgerprotesten zu realisieren. In der Vergangenheit habe es viele Entscheidungen für das Bahnprojekt gegeben, sagte der ehemalige Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten. "Diese Entscheidungen jetzt nicht zu vollziehen, das wäre ja fast eine Straftat", sagte Gauck: "Die Politiker, die jetzt sagen, ich baue nicht weiter - die dürfen das ja gar nicht tun, wenn sie sich selbst ernst nehmen."