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Die Bahn sucht europaweit eine Werbeagentur für das Projekt Stuttgart-Ulm. Die neue, millionenschwere Kampagne soll die Bürger in Baden-Württemberg informieren und die Akzeptanz von Stuttgart 21 "nachhaltig erhöhen".

Stuttgart - Die Bahn sucht europaweit eine Werbeagentur für das Projekt Stuttgart-Ulm. Die neue, millionenschwere Kampagne soll die Bürger in Baden-Württemberg informieren und die Akzeptanz von Stuttgart 21 "nachhaltig erhöhen". Ob das Werbekonzept von 2008 mit dem roten Herzen überlebt, ist offen.

Aufgabe ist "die Aufklärung der gesamten Bevölkerung Baden-Württembergs über die Vorteile des Bahnprojekts Stuttgart-Ulm". So steht es wörtlich in der Ausschreibung, die das Büro von Wolfgang Drexler im europäischen Amtsblatt veröffentlicht hat. Bis zum 18. Dezember können sich Werbeprofis aus ganz Europa beim Sprecher des Bahnprojekts Stuttgart-Ulm bewerben. Falls die Agentur die geplante Bauzeit von 2010 bis 2019 durchhält, dürfte das Auftragsvolumen bei rund zehn Millionen Euro liegen.

Ob das im März 2008 präsentierte Werbekonzept mit dem Herz-Logo, dem Namen "Bahnprojekt Stuttgart-Ulm" und dem Slogan "Das neue Herz Europas" überlebt, ist offen. Entworfen hat das Konzept die Berliner Agentur Scholz&Friends, die seit 1999 und bis heute auch die Imagekampagne des Landes ("Wir können alles - außer Hochdeutsch") gestaltet. Die Bahn hat das Herz-Konzept für knapp 100.000 Euro gekauft; seit Mitte 2009 wird es verstärkt eingesetzt.

Drexler will das Herz-Konzept nicht weiter beurteilen, weil dies "immer auch eine Geschmacksfrage" sei. Die Ausschreibung lässt beides zu - ein Konzept mit oder ohne Herz. Die Meinungen dazu gehen auch in der Werbebranche weit auseinander: "Das Herz hat nicht funktioniert", sagt ein Agenturchef: "Falls möglich, sollte man das ändern." Ein anderer Agenturchef, der ebenso gut über das Projekt informiert ist, lobt die Botschaft: "Das neue Herz Europas, das ist inhaltlich und konzeptionell richtig." Weil die Ausschreibung noch läuft, will sich kaum ein Werbeprofi offen äußern.

Die Branche reagiert auch verhalten, weil sie offenbar Zweifel haben an der fachlichen Kompetenz der Auftraggeber. "Bei der Stuttgart-21-Kommunikation lassen bisher alle Beteiligten nur Kleinbürgerlichkeit erkennen", meint ein Werbefachmann. "Die Gegner von Stuttgart 21 konnten rasant die öffentliche Meinung besetzen", stellt sein Kollege fest: "Das haben Bahn, Land und Stadt falsch eingeschätzt. Daran kann auch beste Werbung nichts ruck, zuck ändern."