Wie soll im Notfall die Umleitung der S-Bahnen nach Fertigstellung des Tiefbahnhofs Stuttgart 21 bewerkstelligt werden? Uneinigkeit herrscht auch weiterhin. Foto: Michele Danze

Der Brandalarm am Mittwoch zeigt: Bei Stuttgart 21 gibt es noch immer keine Lösung, auf welchen Strecken die S-Bahnen umgeleitet werden sollen.

Der Brandalarm am Mittwoch zeigt: Bei Stuttgart 21 gibt es noch immer keine Lösung, auf welchen Strecken die S-Bahnen umgeleitet werden sollen.

Stuttgart - Wegen eines Brandalarms war der Tunnel zwischen Hauptbahnhof und Schwabstraße am Mittwochmorgen blockiert. Das Notfallkonzept in einem solchen Fall: Die Linien S 1 und S 2 wurden über die oberirdische Gäubahntrasse umgeleitet. Die Linie S 3 verkehrte nur zwischen Backnang und Bad Cannstatt, wo Fahrgäste am Wilhelmsplatz in die Stadtbahn umsteigen mussten. Die S 4 näherte sich der Landeshauptstadt nur bis Kornwestheim. Dort gab es eine Umsteigemöglichkeit in die S 5 aus Bietigheim. Wer in der S 6 aus Weil der Stadt unterwegs war, musste sich in Feuerbach neu orientieren.

Wieder einmal musste die Gäubahntrasse als Ausweichstrecke herhalten – Vaihingen und vor allem der Flughafen wären sonst völlig von der Innenstadt abgehängt gewesen. Wie soll die Umleitung nach Fertigstellung des Tiefbahnhofs Stuttgart 21 bewerkstelligt werden? Die Bahn AG und der Verband Region Stuttgart (VRS) sind sich da weiterhin uneins.

„Die Gäubahntrasse ist nach Fertigstellung von Stuttgart 21 nach unserem Konzept nicht mehr nötig“, erklärte ein Bahnsprecher auf Anfrage. Als Notventile sollen vielmehr der ICE-Tunnel auf die Filder und der innerstädtische Tunnelring dienen. „Die S-Bahn wird in den neuen Tiefbahnhof umgeleitet, und der Fildertunnel übernimmt die Rolle der Gäubahntrasse“, heißt es bei der Bahn.

Zu wenig Kapazitäten und Signaltechnik für zusätzlichen Bahnverkehr

Für den Regionalverband ist dieses Konzept aber längst überholt – zumal die Kapazitäten und die Signaltechnik für einen zusätzlichen S-Bahn-Verkehr voraussichtlich gar nicht ausreichten. Im Gegensatz zur Gäubahn-Variante wäre Vaihingen bei Störfällen abgehängt. Die S-Bahn Richtung Herrenberg würde über den Flughafen ausweichen.

2011 hatten die Regionalräte das geänderte Notfallkonzept der Bahn, bei dem zudem ein Linientausch vorgesehen war, einhellig abgelehnt. 2012 stellte Jürgen Wurmthaler, im Regionalverband für die Infrastruktur zuständig, fest, dass die Gäubahntrasse erhalten bleibe und dafür auch nicht einmal ein Linientausch notwendig sei. Ein Zusatzzug auf der Linie S 2 an der Endhaltestelle Schorndorf würde dafür ausreichen. Immerhin: Die Gäubahntrasse, die sich im Besitz der Stadt Stuttgart befindet, ist für die nächsten Jahre noch als Notventil verfügbar. Sie wäre auch nach der Fertigstellung des Stuttgart-21-Tiefbahnhofs von Feuerbach aus zu erreichen.

Freilich: Mit der Pünktlichkeit der S-Bahn hapert es trotz Gäubahntrasse. Im 215 Kilometer langen Netz wurde 2013 ein neuer Negativrekord in Sachen Pünktlichkeit eingefahren. Nur noch 86,2 Prozent aller Züge schafften weniger als drei Minuten Verspätung zu den Fahrplan-Vorgaben. So wenig wie noch nie. Dabei ist vorgeschrieben, dass mehr als 94 von 100 Zügen diesen Wert erreichen. Die Beschwerdeanrufe beim Verkehrsverbund stiegen 2013 um 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr.