Regionalpolitiker wollen, dass hier auch künftig nur S-Bahnen halten Foto: Leif Piechowski

Die Technische Uni Dresden will bis Ende Februar eine neue Überprüfung der Bahnpläne für den Gäubahnanschluss des Flughafens bei Stuttgart 21 vorlegen. Die Wissenschaftler wollen eigene Vorschläge den scharf kritisierten Bahnplänen gegenüberstellen.

Stuttgart - Der Verkehrsausschuss der Regionalversammlung hat sich am Mittwoch erneut mit dem beim Bahnprojekt Stuttgart 21 geplanten Anschluss des Landesflughafens beschäftigt. Die Bahnpläne stehen in der Kritik und gelten spätestens seit dem Gutachten der Technischen Uni Dresden als praktisch nicht fahrbar, weil sie vorgeschriebene Zugabstände nicht einhalten und Verspätungen auf der S-Bahn verschärfen würden. Regionalpräsident Thomas Bopp (CDU) bemüht sich daher mit Bahn, Stadt und Land um Alternativen.

Die Aussagen der Uni, die im Auftrag von Leinfelden-Echterdingen arbeitet, waren von der Bahn bei der Erörterung ihrer Baupläne bezweifelt worden. In der öffentlichen Debatte im September musste der Schienenkonzern einräumen, dass er den Wissenschaftlern trotz Nachfrage andere Fahrplandaten zur Verfügung gestellt hatte als jene, mit denen er den Betrieb zwischen Rohr und Flughafen selbst simulierte. Nun rechnet die Uni auf Kosten des Staatskonzerns neu.

„Wir warten noch auf eine Sache von der Bahn, eine Aussage. Wenn die nicht kommt, werden wir für die neue Untersuchung die bisher gültige verwenden“, sagt Uwe Steinborn vom Institut für Bahnsysteme und Öffentlichen Verkehr an der TU Dresden. Nach wie vor wird geprüft, welche Wirkungen sich ergeben, wenn auf der heutigen S-Bahn-Strecke künftig auch Regional- und Fernzüge aus Richtung Singen zum Flughafen fahren und für den S-Bahn-Halt dort nur noch ein statt zwei Gleise bleiben.

Neu ist, dass der Auftraggeber Leinfelden-Echterdingen „erwartet, dass wir Vorschläge machen, wie der Anschluss für die Gäubahn alternativ erfolgen könnte. Wir werden Vorschläge erarbeiten, wie man es noch machen könnte“, sagt Steinborn. Allerdings würden die nicht vertieft untersucht werden, da kein Auftrag ergangen sei.

Ein Alternativvorschlag, über den die Projektpartner sprechen, sieht ein drittes Gleis vor, das für die Gäubahn parallel zum S-Bahn-Halt unter die Flughafenstraße gelegt wird. Dann müsste die Station nicht umgebaut werden. Die betriebliche Wirkung dieser Variante habe man noch nicht betrachtet, sagt Steinborn. Eine Frage sei aber, welche Probleme die Aus- und Einfädelung dieses dritten Gleises in die S-Bahn-Strecke auslösen könnte. Ende Februar werde man mehr wissen.

Im Verkehrsausschuss berichtete der Vorsitzende Bopp (CDU) auf Antrag der SPD über die Verhandlungen. Laut Bopp haben sich Bahn, Land, Landeshauptstadt und Region bis zur Sitzung des Lenkungskreises am 20. April Zeit gegeben, eine bessere Lösung als die Antragstrasse zu finden. Besser im Sinne der S-Bahn ist für Bopp weiterhin die Plus-Variante, bei der die S-Bahn-Station unverändert bliebe. Sie soll 228 Millionen Euro mehr als die Antragstrasse kosten.

Die 140 Millionen günstiger taxierte Variante „drittes Gleis“ dagegen sei „noch nicht zukunftsfähig“, so Bopp, „sie kommt nur in Frage, wenn es eine Anbindung an die Schnellbahntrasse Richtung Wendlingen gibt“. Die Region liebäugelt langfristig mit einer S-Bahn-Südumfahrung von Stuttgart. Dazu will Bopp auch über eine Einfädelmöglichkeit an der Wendlinger Kurve in Richtung Plochingen verhandeln. Wenn die Bahn das dritte Gleis untersucht hat , solle es „hoffentlich im März“ ein weiteres Spitzengespräch geben. Der Ausschuss hat schon zweimal in Aussicht gestellt, sich prozentual an einer Verbesserung des Flughafenbahnhofs zu beteiligen – wenn die Partner mitmachen. Im Gespräch sind rund zehn Millionen Euro. Thomas Leipnitz (SPD), Bernhard Maier (Freie Wähler) und Burghard Korneffel (AfD) signalisierten Bopp Unterstützung. Die Grünen, die sonst immer gegen Mehrkosten wettern, weil dies den S-21-Kostendeckel heben würde, und auf die Anbindung der alten Gäubahnstrecke an den Tiefbahnhof pochen, sagten diesmal nichts. Kein Wunder: Parteifreund und Verkehrsminister Winfried Hermann hat sich im Interview mit unserer Zeitung dazu bekannt, die Situation am Flughafen verbessern zu wollen – das könnte etwas kosten.