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Baustopp aufgehoben – die Bahn kann an der Aufbereitungsanlage fürs Grundwasser weiterarbeiten. Weil aber das Ja des Eisenbahn-Bundesamts laut S-21-Sprecher Wolfgang Dietrich verspätet kam, verzögert sich der Weiterbau.

Stuttgart - Der Job von Wolfgang Dietrich ist es – außer über den Stand des Vorhabens zu informieren – Begeisterung für Stuttgart 21 zu entfachen. „Wir müssen den Bautakt komplett ändern“, sagte der Projektsprecher am Donnerstag vor Medienvertretern nur bedingt euphorisch. Es könne dadurch zu Verzögerungen auch beim Tunnelbau kommen. Ziel sei aber, die Bauzeit von sechs Jahren einzuhalten. Näheres dazu möchte er erst im Januar sagen, Fragen dazu jetzt nicht beantworten.

Ursache für den veränderten Bauablauf sind die Umplanungen beim Grundwassermanagement, die vor knapp einem Jahr zum Baustopp in dem Bereich geführt haben. Der Reihe nach: Eigentlich sollte es am Donnerstag nur um die sogenannte fünfte Planänderung für Stuttgart 21 gehen. Dahinter verbirgt sich, dass der Ende 2011 gerichtlich erwirkte Baustopp für die Grundwasseranlage im Mittleren Schlossgarten aufgehoben ist.

Inzwischen wurde der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) zum Artenschutz angehört. Dies war unterblieben, als die Pläne fürs Grundwassermanagement hin zu einer zentralen Anlage abgeändert wurden. Mit der Genehmigung des Eisenbahn-Bundesamts (EBA) habe man bereits im August gerechnet, so Dietrich. Nun soll „die funktionsfähige erste Ausbaustufe“ des Grundwassermanagements verspätet im März 2013 fertig sein. Damit ist die Grundwasserentnahme aber immer noch nur eingeschränkt möglich. Denn nach wie vor fehlt die Erlaubnis, 6,8 Millionen Kubikmeter statt ursprünglich drei Millionen Kubikmeter Grundwasser abpumpen zu dürfen. Die Bahn erwartet diese Genehmigung des EBA im September 2013. Man werde zunächst dort ausheben, wo vergleichsweise geringe Mengen Grundwasser anfallen, so Wolfgang Dietrich.

Was der Sprecher nicht sagt: Die Arbeiten am Fildertunnel beginnen durch den veränderten Bauablauf offenbar nicht wie geplant im März 2013, sondern bestenfalls sechs, womöglich aber auch zehn Monate später. Das geht aus einem internen Bahn-Papier hervor, das die Initiative Parkschützer derzeit übers Internet verbreitet. Demnach wird das Baufeld am Gebhard-Müller-Platz erst von August 2013 an vorbereitet, gegraben wird der Tunnel frühestens ab Januar 2014. Damit dürften zusätzliche Kosten anfallen, denn der Hersteller der Tunnelbohrmaschine müsste das Gerät mindestens fünf Monate länger als vertraglich vereinbart lagern.

Zunächst verlegt die Bahn jedoch wieder blaue Rohre. Während des Baus am Tiefbahnhof wird die Grundwasseranlage je nach Bedarf um- und/oder ausgebaut. Für die beantragte höhere Wassermenge wird gegebenenfalls eine zweite Anlage samt zweitem Rohr Richtung Neckar errichtet. Dort werden die rund 700 000 Kubikmeter Grundwasser eingeleitet, die nicht mehr über Brunnen im Erdreich versickern sollen.

Probleme mit den tieferliegenden Mineralwasserschichten erwartet die Bahn während des abschnittsweisen Baus der unterirdischen Zugstation nicht. „Das können wir sicherstellen“, sagte Projektsprecher Wolfgang Dietrich.