Der Bau des Tunnels, der bei Stuttgart-Wangen den Neckar unterquert, ist ins Stocken geraten. Bei Obertürkheim gibt es Probleme. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

In Obertürkheim braucht die Bahn für den Weiterbau eine neue Genehmigung. Die Verzögerung sei für das Gesamtprojekt nicht zeitkritisch, sagt ein Sprecher.

Stuttgart - Beim Bahnprojekt Stuttgart 21 ruht der Bau von zwei Tunnelröhren nach Obertürkeim, und zwar seit rund sechs Monaten. Die Mineure, die nahe der Straße Am Nordkai nur zwischen zehn und 15 Meter unter der Geländeoberfläche graben, kommen wegen des aus dem Untergrund zuströmenden Grundwassers nicht weiter. Im Mittel dringen rund 30 Liter pro Sekunde in die Baustelle. Mit dieser Menge ließen sich pro Tag rund fünf Hallenbäder füllen.

Tunnel sind wasserdicht

Der jüngste Tunnelvortrieb sei am 8. September unterbrochen worden, so ein Projektsprecher. Auf die bisherige Weise weiterzubauen sei grundsätzlich zwar möglich, mit der bisherigen Vortriebsmethode aber „nicht wirtschaftlich“. Die Röhren werden aus dem Gestein gesprengt und zunächst mit Spritzbeton gesichert. Dieser sei zum Teil unter zufließendem Grundwasser aufgebracht worden und standsicher. Dauerhaft wasserdicht bekommt die Bahn den Tunnel durch eine Doppelschale mit zwischenliegender Dichtungsbahn aus Kunststoff.

Keiner weiß, wie viel Wasser kommt

Für die eine Röhre nach Obertürkheim fehlen noch 570, für die andere 650 Meter. Ein noch stärkerer Wasserandrang sei „nicht ganz auszuschließen“, so der Sprecher. Um weiterbauen zu können hat die Bahn beim Eisenbahn-Bundesamt (Eba) in Bonn im Dezember ein wasserrechtliches Änderungsverfahren beantragt. Dazu würden die Träger öffentlicher Belange gehört, so das Eba, dem allerdings noch Unterlagen fehlen. Klarheit über die zu erwartende Wassermenge soll der Bahn ein hydrogeologisches Prognosemodell verschaffen. Die Berechnungen nähmen „noch Zeit in Anspruch“, so der Sprecher. Die ist bei dem Infrastrukturprojekt immer mal wieder Mangelware. Der nun verzögerte Bauablauf mit der Anbindung des Tunnels an die Bestandsgleise in Obertürkheim sei aber „auf keinem zeitkritischen Weg“, Auswirkungen auf den Gesamtterminplan des Projekts gebe es keine. Laut dem jüngsten, im Lenkungskreis für Stuttgart 21 vorgestellten Terminplan, soll der Ausbau der beiden Tunnelröhren Ende 2020 begonnen und Ende 2021 abgeschlossen werden. Dann folgt die Bahntechnik.