Der Stuttgarter Tiefbahnhof. Foto: Visualisieung Aldinger & Wolf

Grundwassermanagement im Zeitverzug: Tiefbauamt kann nicht mit Bau neuer Stadtbahnröhren beginnen.

Stuttgart - Ursprünglich wollten Tiefbauamt und Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) Mitte April mit dem Bau von vier neuen Stadtbahnröhren Richtung Türlenstraße und Europaviertel beginnen. Die Verzögerungen beim Grundwassermanagement verschieben den Baustart auf unbestimmte Zeit, wie jetzt bekannt wurde.

„Wir arbeiten nicht bei der Deutschen Bahn“, mit derart offenen Worten traten Vertreter vom städtischen Tiefbauamt und der SSB jüngst vor den Bezirksbeirat Mitte, um dem Gremium den Bauablauf bei der Verlegung des Stadtbahntunnels zwischen den Haltestellen Arnulf-Klett-Platz und Türlenstraße vorzustellen. Dementsprechend ausführlich waren die Erläuterungen, wie fünf Linien künftig den neuen Tiefbahnhoftrog unterfahren. Auch hatten die städtischen Planer detaillierte Zeitabläufe für die einzelnen Bauphasen mitgebracht, die ursprünglich ab Mitte April von drei Baugruben am Kiesinger Platz, auf dem A1-Gelände und in der Türlenstraße gegenüber dem Geno-Haus aus vorangetrieben werden sollten.

"Alle Termine sind überholt"

Doch die sind nun kurzfristig Makulatur – obwohl erst Ende Februar auch das Sprecherbüro von Stuttgart 21 verkündet hatte, dass die „Folgemaßnahme Heilbronner Straße“ um Ostern beginnen werde. „Alle Termine sind überholt“, so Bernd Schröder vom Tiefbauamt. So unterrichtete die Bahn die städtischen Planer am Donnerstag voriger Woche über weiteren Zeitverzug bei der Inbetriebnahme des Grundwassermanagements im Schlossgarten.

Die Aufbereitungsanlage, die nun nicht vor Januar 2013 anlaufen soll, ist notwendig auch für die Stadtbahnröhren. Auch während deren Bauphase muss überschüssiges Grundwasser abgepumpt werden. Am Folgetag kündigte Bahn-Vorstand Volker Kefer im S-21-Lenkungskreis offiziell an, dass der neue Tiefbahnhof samt seinen Zuläufen wegen der Schwierigkeiten beim Wassermanagement erst Ende 2020, ein Jahr später als geplant, fertiggestellt wird. Wann die städtischen Tiefbauer mit dem Bau der Stadtbahnröhren loslegen können, steht seither in den Sternen.

Vier einzelne Tunnelröhren

Wie berichtet, liegt der bestehende Stadtbahntunnel teilweise auf Höhe des geplanten Durchgangsbahnhofs Stuttgart 21. Die unterirdische Stadtbahn-Trassenführung muss deshalb in nördliche Richtung in den Kriegsberg hinein verschoben werden. Um den Abzweig der neuen U-12-Linie ins Europaviertel anzubinden, haben die Planer vier einzelne Tunnelröhren vorgesehen, die den Tiefbahnhoftrog bogenförmig unterqueren. Sie sollen vorwiegend in unterirdischer Bauweise im 24-Stunden-Betrieb von der Wagenladungsstraße im A1-Gelände aus erstellt werden. Der Aushub soll ebenfalls dort abgefahren werden.

Eine offene Baugrube wird es am Kiesinger-Platz geben, wo sich die Röhren vereinen und der Anschluss an den bestehenden Tunnel erfolgt. Dieser soll unter laufendem Stadtbahnbetrieb aufgesägt werden. Autofahrer müssen sich auf wechselnde Fahrbahnführungen einstellen. Mit umfangreichen Messungen sollen Senkungen an der Oberfläche überwacht werden. „Wir erwarten keine Probleme, da wir in keinem quellfähigen Gestein bohren“, so Bernd Schröder vom Tiefbauamt.

Nach rund dreieinhalb Jahren Bauzeit sollen die Stadtbahnen auf die neuen Trassen abbiegen. Die Kosten teilen sich Bahn und die SSB, die für den U-12-Abschnitt Bundeszuschüsse erhalten. Genaue Zahlen nennen die SSB wegen laufender Vergabeverfahren nicht. Bekannt ist, dass der alte Tunnel nach seiner Aufgabe verdämmt, also verfüllt wird. „Wir haben Nutzungen geprüft“, antwortete Schröder auf Fragen, ob das Bauwerk etwa für kulturelle Zwecke geeignet sei. Wegen aufwendigen Fluchtwegen, Belüftung sowie Unterhaltungskosten sei die Option verworfen, so Schröder.