Die öffentliche Diskussion über die Pläne der Bahn, in der Bauphase von Stuttgart 21 die doppelte Menge Grundwasser abzupumpen, geht möglicherweise in die Verlängerung.
Stuttgart - Die öffentliche Diskussion über die Pläne der Bahn, in der Bauphase von Stuttgart 21 die doppelte Menge Grundwasser abzupumpen, geht möglicherweise in die Verlängerung. Das hat das federführende Regierungspräsidium (RP) am Freitag nach fünf Tagen Erörterung angekündigt.
„Wir haben in den letzten fünf Tagen sehr viele Punkte intensiv behandelt und sind ein Stück weiter“, sagte Getrud Bühler am Freitagabend. Die Juristin beim RP hatte die Erörterung gemeinsam mit ihrem RP-Kollegen Michael Trippen moderiert. In den nächsten Tagen wolle man sich in Ruhe ein Bild vom Stand der Debatte, den vorgebrachten Dokumenten und Argumenten machen und entscheiden, ob es weitere Termine brauche oder nicht. Die Fülle des Materials benötige seine Zeit, bat Trippen um Verständnis. „Wir bemühen uns schnell und transparent um ein klares Bild“, versprach Bühler.
„Wir fordern, den Termin fortzusetzen“, sagte Gerhard Pfeifer, Regionalgeschäftsführer des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND). Mehrere Themen wie Natur und Landschaft oder die Baustellenbelastungen durch Lärm, Erschütterungen und Verkehr seien noch nicht diskutiert worden. Auch andere Teilnehmer der Veranstaltung forderten eine Verlängerung, um ihre Kritik anzubringen.
Aus Sicht der Bahn sei die Fortsetzung der Erörterung „nicht erforderlich“
Insgesamt liegen dem RP seit vorigen Sommer 10 000 Einwendungen gegen die von der Deutschen Bahn beantragten Planänderungen vor. Mit den Änderungen strebt die Bahn die Erlaubnis an, über die Bauphase des Tiefbahnhofs von Stuttgart 21 und der Tunnel nach Feuerbach und Ober-/Untertürkheim hinweg bis zu 6,8 Millionen Kubikmeter Grundwasser abzupumpen. Bisher sind ihr rechtskräftig drei Millionen Kubikmeter erlaubt.
Die Bahn habe in der Erörterung belegen können, dass ihre Anträge auf „gründlicher und fachlich überzeugender Planung“ fußten, erklärte S-21-Sprecher Wolfgang Dietrich am Freitagabend. Aus Sicht der Bahn sei die Fortsetzung der Erörterung „nicht erforderlich“. Josef-Walter Kirchberg, Anwalt auf Seiten der Bahn, erinnerte daran, dass die reguläre gesetzliche Frist für die Erörterung im Oktober 2012 abgelaufen wäre.
Der zentrale Kritikpunkt der Einwender in der Erörterung zielt auf die beiden Modelle, die das Verhalten der Grund- und Mineralwasserströme abbilden sollen. Vor allem das Prüfmodell sei „nicht unabhängig“ erstellt worden und daher „unbrauchbar“,kritisierte BUND-Gutachter Josef Lueger.
Der Schutz der Bäume im Schlossgarten sei durch das Zu- und Abpumpen des Grundwassers nicht bedroht, weil sie nicht so tief wurzelten, sagte am Freitag der Sachverständige Bodo Siegert. Auch seine Aussage wurde, wie viele Darstellungen der Bahn-Seite, vom Publikum in Frage gestellt.