Freie Bahn für die Abrissbirne: Das schlanke Restgebäude vor dem Hauptbau der früheren Bundesbahn-Direktion darf jetzt auch noch abgebrochen werden. Foto: Leif Piechowski

Die Bahn AG hat dem Totalabriss der ehemaligen Bundesbahn-Direktion endgültig abgeschworen. Das zumindest glaubte der Städtebaubürgermeister Matthias Hahn (SPD) den Stadträten versprechen zu können.

Stuttgart - Die Bahn AG hat dem Totalabriss der ehemaligen Bundesbahn-Direktion endgültig abgeschworen. Das zumindest glaubte der Städtebaubürgermeister Matthias Hahn (SPD) den Stadträten versprechen zu können. Der Anlass: Hahn berichtete dem Technik-Ausschuss, dass die Bahn nach dem rückwärtigen Gebäudetrakt nun auch noch den Rest des ehemaligen Nordostflügels an der Ecke Jägerstraße/Heilbronner Straße abbrechen dürfe – aber nicht das denkmalgeschützte Hauptgebäude.

Die Abrissbirne wird ein schlankes sechsgeschossiges Gebäudeteil treffen, das auf einer Grundfläche von sieben mal sieben Metern steht und quasi am Hauptgebäude klebt. Die untere Denkmalbehörde bei der Stadt und das ehemalige Landesdenkmalamt im Regierungspräsidium haben aus fachlicher Sicht keine Bedenken. Schon an der Dachform werde deutlich, dass dieser Gebäuderest nicht zum Hauptgebäude gehöre, sagte Hahn. Die Fassade bestehe auch nicht aus Naturstein. Wenn jetzt unter den Fundamenten der ehemaligen Direktion und vielleicht bis ans Kellergeschoss des Hauptgebäudes heran die Tunnelröhren für den neuen Hauptbahnhof gebaut werden, müsste die Bahn AG für die Standsicherheit des unbedeutenden Gebäuderestes einen unverhältnismäßig hohen Aufwand treiben. Auf sechs Geschossen hätte man es am Hauptgebäude zu verankern. Alle Stockwerksdecken müssten vollständig und auf alle Ewigkeit mit Beton ausgegossen werden. Die Räume wären nicht mehr nutzbar.

Wie passen Neubauten zur Bahndirektion?

„Zentral für das Stadtbild ist, dass das Hauptgebäude erhalten bleibt. Die Bahn hat klar gemacht, dass sie den Abriss nicht mehr anstrebt“, sagte Hahn. Dabei koste die Erhaltung dieses Hauptgebäudes 14 bis 15 Millionen Euro. Unter anderem muss das Gebäude im Kellerbereich mit Stahlträgern gesichert werden. Der Aufwand dafür gehe im Gesamtaufwand für Stuttgart 21 auf, sagte Hahn. Von der Stadt werde die Bahn diese 14 bis 15 Millionen nicht holen können.

Die Ratsfraktionen können durchweg mit dem Abriss des schlanken Restgebäudes leben. Sie unterstrichen aber, wie wichtig die Erhaltung des Hauptgebäudes sei. Dessen vorgelagerter Eingangsbereich, der sogenannte Portikus, muss vorübergehend abgetragen und eingelagert werden, ehe er wieder aufgebaut werden soll. All dies sei im Einzelnen festgelegt, sagte Hahn. Andreas Reißig (SPD) forderte freilich „höchste Vorsicht“, dass beim Abbau und der Einlagerung keine Portikus-Elemente verschwinden und die Bahn sich für außerstande erklärt, den Portikus wieder aufzubauen.

Daneben gibt es bei den Fraktionen noch eine andere Sorge: wie spätere Neubauten zum historischen Direktionsgebäude passen werden. Manch einer kann sich neue Anbauten gar nicht vorstellen. Hahn dagegen sagte, bisher sei immer vorgesehen gewesen, dass die Neubauten ans alte Hauptgebäude andocken. Dessen Dach müsse nach dem Abriss des restlichen Altgebäudes angepasst werden. Ein ewiges Provisorium befürchtet Hahn nicht. Die Firma, welche die alte Direktion gekauft habe, wolle das brillant gelegene Areal verwerten. Früher sei mal an ein Hotel gedacht gewesen. Mit seinen wertvollen Ausstattungsdetails scheint das alte Hauptgebäude auch gut für ein repräsentatives Hotel geeignet zu sein.