Die Stadtbahntrasse unter der Heilbronner Straße muss verlegt werden. Foto: Piechowski

Stadtbahnröhren können verlegt werden - Heilbronner Straße wird 2012 zur Baustelle.

Stuttgart - Nach mehrjährigen Verhandlungen haben sich die Deutsche Bahn AG und die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) auf eine sogenannte Kreuzungsvereinbarung für den Neubau von Stadtbahn-Tunneln geeinigt. Der SSB-Aufsichtsrat hat den Vertrag in einer Sondersitzung gebilligt.

Um das Projekt Stuttgart 21 mit neuem Tiefbahnhof bauen zu können, müssen die bestehenden Stadtbahn-Tunnel unter der Heilbronner Straße und unter der Kreuzung Friedrich-/Kriegsbergstraße tiefergelegt werden. Sie sind den neuen DB-Tunneln aus Feuerbach und Cannstatt im Weg.

Lange war zwischen Bahn und dem städtischen Straßenbahnbetrieb strittig, wer bei diesem Umbau welche Risiken trägt. "Eine Risikoübernahme ist für uns nicht absolut, aber weitestgehend ausgeschlossen. Wir bauen, die Bahn übernimmt die Kosten", sagt der mit den Verhandlungen beauftragte SSB-Ingenieur Winfried Reichle auf Anfrage. Neben den Technikern saßen zur Ausarbeitung des rund 50 Seiten starken Vertragswerks auch immer mehr Juristen mit am Tisch. Die Maßgabe, dass der Neubau durch die SSB selbst abgewickelt wird, genoss bei den Verhandlungen höchste Priorität. "Während der zweieinhalbjährigen Bauzeit sollen die Stadtbahnen weiterfahren, wir wollen keine Betriebsunterbrechung", begründet Reichle das Beharren auf der eigenständigen Bauabwicklung. Rund 52000 Fahrgäste nutzen täglich die vier vom Umbau betroffenen StadtbahnLinien.

Der Vertrag wird von Aufsichtsratsmitgliedern gelobt. Kritik gibt es aber auch: Die drei Kontrolleure der Grünen und ein Vertreter der Arbeitnehmer versagten dem Vernehmen nach ihre Zustimmung, weil eine Ausstiegsklausel fehlt. Die SSB können zwar die Bauabwicklung kündigen, nicht aber die Kreuzungsvereinbarung. Sollte Stuttgart 21 tatsächlich nach der Landtagswahl am 27. März scheitern, bringe dies das Unternehmen SSB nicht in Probleme, so ein Aufsichtsrat: "Wir investieren nichts." Die Grünen fordern, die Wahl abzuwarten und vor dem 27. März grundsätzlich keine Verträge für Stuttgart 21 zu schließen.

Die Stadtbahnen fahren heute unter der Heilbronner Straße. Die beiden neuen, je 680 Meter langen Tunnel vom Klett-Platz zur Haltestelle Türlenstraße werden in den Kriegsberg hinein gerückt. Gegraben werden sie mit Baggern vom Halt Türlenstraße aus. Zunächst aber braucht es eine detaillierte Ausschreibungsplanung. Diese, die Ausschreibung und Auftragsvergabe sollen bis Februar 2012 erledigt sein. "Die Inbetriebnahme soll Mitte 2014 sein", so Reichle.

Während der Bauzeit müssen Autofahrer auf der Heilbronner Straße mit erheblichen Behinderungen rechnen, denn mitten auf der Kreuzung mit der Friedrichstraße wird für den Tunnelbau eine große Grube geöffnet werden. Das Vorhaben ist komplex: Die Decken der neuen Stadtbahn-Röhren bilden den Boden der Bahntunnel.

Unter dem Kriegsberg werden die Tunnel bis zu 23 Meter tief unter der Erde liegen. Damit der Bau tatsächlich im Februar 2012 beginnen kann, muss die Bahn AG ihre Anlage zur Grundwasser-Reinigung am Schlossgarten in Betrieb haben. "Beim Tunnelbau unter dem Kriegsberg kann Wasser anfallen", sagt Reichle. Es muss, so lautet die Auflage in der Baugenehmigung, gereinigt über Versickerungsbrunnen wieder ins Grundwasser zurückfließen.

Neben den Gleisen in der Heilbronner Straße müssen auch die bei der Staatsgalerie samt der dortigen Haltestelle verlegt werden. Die dafür nötige Kreuzungsvereinbarung steht noch aus. Beide Umbauten zusammen kosten rund 131 Millionen Euro.

Durch die neuen Röhren unter dem Kriegsberg wird auch die neue Stadtbahn-Linie U12 fahren. Teile der Trasse beim Bibliotheks-Neubau sind bereits sichtbar. Die U12 soll ab Jahresmitte 2011 über die Löwentorstraße bis zum Hallschlag weitergebaut werden. 2013 soll Mühlhausen, dann Remseck erreicht sein. Letztlich sollen Bahnen vom Neckartal aus im zehn- statt 20-Minuten-Takt in die City fahren.