Bündnisse aus Stuttgart-21-Gegner werben für drei Querverbindungen ohne Hauptbahnhof. Foto: dpa

Eigentlich wollten sie mit einer echten S-Bahn durch die Region fahren, um für Direktverbindungen zwischen Waiblingen und Esslingen, Esslingen und Ludwigsburg sowie Ludwigsburg und Böblingen zu werben. Weil die Bahn nicht mitspielt, starten die beiden Bündnisse aus Stuttgart-21-Gegnern nun mit einem historischen Zug.

Stuttgart - Eigentlich wollten sie mit einer echten S-Bahn durch die Region fahren, um für Direktverbindungen zwischen Waiblingen und Esslingen, Esslingen und Ludwigsburg sowie Ludwigsburg und Böblingen zu werben. Weil die Bahn nicht mitspielt, starten die beiden Bündnisse aus Stuttgart-21-Gegnern nun mit einem historischen Zug. Die Fahrt am 28. September ist ausverkauft.

Das Bündnis Filderbahnhof Vaihingen und das Informationsbündnis Zukunft Schiene Obere Neckarvororte sehen ihre Aktion erst in zweiter Linie im Zusammenhang mit Stuttgart 21. „Wir wollen einfach zeigen, dass die Mittelstädte um Stuttgart schon heute schnell verbunden werden können“, sagt Hans-Jörg Jäkel, Organisator der Ausfahrt namens Stuttgarter Stern. Deshalb setzt sich der von der Schienenverkehrsgesellschaft SVG angemietete Elektrotriebwagen ET 25 – im Volksmund Roter Heuler genannt – an diesem Samstag um 14.08 Uhr vom Hauptbahnhof in Richtung Waiblingen in Fahrt. Von dort aus geht es um 14.28 Uhr über eine Güterzugquerverbindung in Bad Cannstatt direkt nach Untertürkheim und Esslingen; von Esslingen (15.05 Uhr) geht es über die Schusterbahn und den Viadukt in Münster direkt nach Kornwestheim und Ludwigsburg; von Ludwigsburg (15.57 Uhr) geht es über die Gäubahn und den Stuttgarter Westen über Vaihingen nach Böblingen.

„Auf diesen Strecken könnte man innerhalb weniger Jahre ohne großen Aufwand Querverbindungen einrichten“, behauptet Hans-Jörg Jäkel. Ohne den Aufwand, erst einmal den Hauptbahnhof unter die Erde zu verlegen, meint Jäkel. Doch Stuttgart 21 wird bereits gebaut, und ein Vorteil sollen die neun neuen Regionalzuglinien sein, die künftig direkt etwa von Ludwigsburg oder Backnang zum Flughafen fahren sollen.

Bahn kann eine solche Fahrt ohne Zustimmung genehmigen

Jäkel, Mitglied des Bündnis Filderbahnhof, wollte seine „S-Bahn-Express“-Linien eigentlich mit einer echten S-Bahn vorstellen, um die er sich seit vergangenem Winter bemühte. Er bekam nach eigenen Angaben auch ein Angebot für rund 8000 Euro. Dieses zog die Bahn später allerdings wieder zurück. „Als ich sagte, dass wir einen Teil der Karten bei der Montagsdemo verkaufen würden, ging bei denen die Klappe runter“, erinnert sich Jäkel. Die Bahn befürchtete offenbar, dass der Verband Region Stuttgart als Besteller und Bezahler des S-Bahn-Betriebs und Finanzierungspartner von Stuttgart 21 etwas dagegen haben könnte.

Auf einen Antrag der Linken in der Regionalversammlung antwortete Wirtschaftsdirektor Jürgen Wurmthaler jetzt, dass die Bahn eine solche Fahrt ohne Zustimmung genehmigen könne, dass aber der Preis eigentlich der Region zufließen müsse. Der Betrieb der S-Bahn mit 148 Zügen sei allerdings nicht für Ausflugsfahrten ausgelegt, so dass die Regionalversammlung kein Interesse an solchen Vermietungen haben könne.

Wolfgang Hoepfner, Regionalrat der Linken, nannte es in der jüngsten Sitzung des Verkehrsausschusses ein „Unding, so mit dem Engagement von Bürgern umzugehen, die den Nahverkehr befördern wollen“. André Reichel (Grüne) pflichtete ihm bei: „Da geht es um unsere Anliegen, wie etwa die Schusterbahn“. SPD-Sprecher Thomas Leipnitz dagegen nannte „die ganze Aufregung sinnlos“, da die Bahn nicht die Pflicht habe, private Initiativen zu befördern. „Der Rote Heuler ist ein schöner Zug, den hat die SPD auch schon für Informationsfahrten genutzt.“ Kai Buschmann (FDP) fand wichtig, dass sich die Bahn nicht generell gegen die Fahrt gestellt habe und sie in ihrem Fahrplan unterbringt. „Die Diskussion war schon etwas enttäuschend“, sagte Hans-Jörg Jäkel hinterher. Aber Hauptsache, der Stuttgarter Stern kann an diesem Samstag starten. Mit 250 Fahrgästen ist er längst ausverkauft, und die Kosten von rund 5300 Euro sind laut Jäkel so gut wie gedeckt.