In den Tunnelröhren in Wangen wird Gestein nachts gemeißelt. Das ist in den Häusern darüber zu hören Foto: Jan Reich

Der Baulärm aus den Tunneln unter Wangen ist nachts zu heftig. Die Klagen der Anwohner seien berechtigt, sagt ein Gutachter im Auftrag der Bahn. Das Unternehmen bietet Hotelübernachtungen an.

Stuttgart - Ein Lärmgutachter im Auftrag der Bahn AG hat am Freitag bestätigt, dass in den Häusern über der Bahn-Tunnelbaustelle in Wangen in der Nacht nicht gewohnt werden kann. Die Messungen hätten den subjektiven Eindruck der Eigentümer, die unmittelbar über dem Tunnelvertrieb wohnen, bestätigt, sagt ein Sprecher des Projekts Stuttgart 21 zu deren Lärmbeschwerden.

 

Die Bahn baut in Wangen von einem Schacht in der Ulmer Straße aus zwei parallele Tunnelröhren zum Tiefbahnhof in der Innenstadt. Sie haben eine Tiefe von 30 Metern erreicht. Zwar darf die Bahn rund um die Uhr graben, nachts aber nur mit Meißeln und nicht wie tagsüber per Sprengung. Über die Meißelschläge werden Gebäude an der Oberfläche zu Schwingungen angeregt. Anwohner hatten 45 Dezibel gemessen, der Gutachter nun 37. Eigentlich wäre bei 35 Dezibel die Grenze des Zumutbaren erreicht, der gesetzliche Grenzwert gilt aber nicht für den hier auftretenden sekundären Luftschall. Gleichwohl, so die Bahn, „handelt es sich um eine Belastung, die die Bahn zu freiwilligen Schutzmaßnahmen veranlasst“.

Insgesamt 70 Haushalte in der Nähterstraße, Im Degen und Jägerhalde seien ermittelt und in einem Schreiben über die Möglichkeit von Hotelübernachtungen informiert worden. „Wir stehen zu unserem Wort, schnell und unbürokratisch zu sein, wenn Anwohner durch unsere Arbeit in außergewöhnlichem Maße in ihrer Nachtruhe gestört werden“, sagt Manfred Leger, Chef des Bahnprojekts Stuttgart– Ulm. Die Bahn will möglichst schnell vom Meißeln auf Sprengungen umstellen, die laut Bauabschnittsleiter Günter Osthoff drei- bis viermal je Nacht erfolgen würden.