Die Bahn will ihre Pläne zum Flughafenanschluss ändern. Der Halt soll nicht mehr tief unter der Messe-Piazza, sondern vor dem Bosch-Parkhaus an der A 8 entstehen. Foto: Manfred Storck

Der Schienenkonzern kann den Baupartnern in Stuttgart keine Kosten für den Anschluss des Airports nennen. DB-Vorstand Ronald Pofalla kündigt an, sich stärker um das Projekt zu kümmern.

Stuttgart - Die Projektgesellschaft der Bahn für Stuttgart 21 versucht, beim geplanten und in Teilen genehmigten Anschluss des Landesflughafens umzusteuern. Die Planer haben am Montag den Partnern Land, Stadt und Region Stuttgart sowie den Flughafen-Geschäftsführern gravierende Schwierigkeiten der genehmigten Planung geschildert. Sie sieht einen Tunnelhalt für die Fernzüge in 27 Metern Tiefe unter der Messe-Piazza vor. Beredt angesprochen wurden offenbar auch Probleme bei der Station für die Gäubahnzüge. Sie soll parallel zur S-Bahn-Haltestelle gelegt und stellenweise mit dieser verbunden werden. Die Genehmigung fehlt hier noch.

Die Bahn verbreitete nach dem Treffen eine widersprüchliche Pressemitteilung. In ihr steht, dass die Projektgesellschaft die Bauarbeiten für den Halt an der Messe in Auftrag geben werde, sobald der Verwaltungsgerichtshof Mannheim die Klagen der Schutzgemeinschaft Filder und des Naturschutzbundes entschieden habe. Ein Termin ist laut Gericht nicht absehbar. Weiter heißt es in der Mitteilung, dass jeder wisse, dass man Pläne am Flughafen nur im Einvernehmen ändern könne. „Auf dieser Grundlage“ wolle man im Januar 2018 weiter über den Flughafen sprechen. Also doch keine Bauaufträge für die über Jahre verfolgten Lösung?

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Die Projektpartner geben sich verschlossen

Die S-21-Partner hatten bei der jüngsten Sitzung des Lenkungskreises von DB-Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla Transparenz eingefordert. Am Montag verfielen sie in das Kommunikationsmuster des Schienenkonzerns. Es gebe nichts zu sagen. Möglichst wenig Öffentlichkeit also für ein Projekt, das vor allem aus öffentlichen Geldern bezahlt wird und dessen Gesamtkosten vor wenigen Wochen von der Bahn von 6,5 auf bis zu 7,9 Milliarden Euro korrigiert werden mussten.

Bei der Sitzung am Montag haben die Bahnplaner angeblich einen Art Offenbarungseid geliefert. Die Kosten für den Bau des Flughafenanschlusses seien wegen der teils unkalkulierbaren Schwierigkeiten im Bau nicht vorhersehbar. Allerdings habe es keine Zahlen zu der von der Bahn verfolgten Alternative, einem oberirdischer Halt an der A 8, gegeben, heißt es im Umfeld der Teilnehmer.

Was kostet die Alternative?

In diesen neuen Halt könnten die Fernzüge aus Ulm und Stuttgart und die der Gäubahn aus Singen einfahren. Die zwei Tunnelhalte würden in einer offenen Station zusammengefasst. Zahlen will die Bahn im Januar liefern. Pofalla hat in einem Weihnachtsbrief an seine Mitarbeiter angekündigt, dass er sich „noch stärker als bislang auf die Führung der Geschäftsfelder des Ressorts und des Projekts Stuttgart-Ulm“ konzentrieren werde – eine klare Ansagen an die Projektgesellschaft.

Die Planungsalternative an der A 8 wird von den S-21-Partnern kritisch gesehen. Der Flughafen lehnt sie ab, der Verband Region Stuttgart ebenfalls.

Die Zeit drängt

Es gibt aber auch Fürsprecher des A-8-Halts. Der Ulmer SPD-Landtagsabgeordnete Martin Rivoir fordert, die Alternative im Detail zu untersuchen. Der bisher geplante Tiefhalt könne dazu führen, dass nur wenige Züge am Flughafen Station machten. Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Matthias Gastel (Filderstadt), plädiert für die A-8-Lösung. Sie könne für die Mehrzahl der Reisenden sinnvoller sein. Gastel bemängelt den schleppenden Fortschritt in den Gesprächen. „Der Kittel brennt, aber keiner weiß, wie er ihn löschen soll.“ Verhandlungen seien „zäh wie in einer Erbengemeinschaft“.

Gastel drängt darauf, dass neben dem Flughafenanschluss auch über den zweigleisigen Bau der Wendlinger Kurve (Anschluss des Raums Reutlingen/Tübingen an die Neubaustrecke) verhandelt wird.