Streiten für S 21: Projektsprecher Wolfgang Dietrich (li.), Projektchef Manfred Leger Foto: dpa

Im Kongresszentrum der Messe erläutert die Bahn seit Montag ihre Pläne für den Anschluss des Flughafens an den überregionalen Schienenverkehr. 2012 hatte die Bahn die Alternative Flughafenbahnhof plus durchgerechnet. Die Projektpartner verwarfen sie aber angesichts der Mehrkosten. Der kalkulierte Aufschlag von 224 Millionen Euro scheint heute weit überhöht.

Stuttgart - Im Kongresszentrum der Messe erläutert die Bahn seit Montag ihre Pläne für den Anschluss des Flughafens an den überregionalen Schienenverkehr. 2012 hatte die Bahn die Alternative Flughafenbahnhof plus durchgerechnet. Die Projektpartner verwarfen sie aber angesichts der Mehrkosten. Der kalkulierte Aufschlag von 224 Millionen Euro scheint heute weit überhöht.

Mit dem Filder-Dialog hatte die neue grün-rote Landesregierung 2012 versucht, die Wogen auf den Fildern zu glätten. Bürger und Interessenvertreter verschiedener Gruppierungen sollten mit Bahn-Experten über Alternativen reden. Die in der Abstimmung erste Wahl, der Erhalt der alten Gäubahn durch den Stuttgarter Westen, lehnte die Bahn aber ab. Der S-21-Finanzierungsvertrag schreibt den Anschluss der Gäubahn (Züge aus Singen) an den Flughafen vor.

Offen zeigte sich die Bahn dafür, den am Airport geplanten Fernbahnhof näher an die Flughafenstraße und die Terminals zu rücken. Mit der Alternative sollten die Fern- und Regionalzüge der Gäubahn aus der bestehenden S-Bahn-Station heraus gehalten werden. Alle Fernzüge würden in die neue Station fahren. Der S-Bahnhof bliebe im Terminal unverändert, der Mischbetrieb dort mit Fern- und Regionalzügen entfiele.

Knackpunkt des Vorschlags war der Preis. Die Bahn präsentierte die Summe von 760 Millionen Euro. Die Verwirklichung ihrer eigenen Pläne koste dagegen nur 536 Millionen Euro. Der Aufschlag von 224 Millionen erschreckte. Nur Regionalpräsident Thomas Bopp (CDU) bot für den Verband fünf Millionen an. Die SPD zeigte sich verhandlungsbereit. Regierungschef Winfried Kretschmann (Grüne) hob kurz den Kostendeckel: „Das ist eine Frage der Größenordnung.“ Das Angebot eines 75-Millionen-Zuschusses, mit dem alle weiteren Mehrkosten abgedeckt sein sollten, schlug die Bahn aus.

Kurz nach dem Filder-Dialog mussten Bahn-Vorstandschef Rüdiger Grube und Infrastrukturvorstand Volker Kefer eine unglaubliche Kostenexplosion eingestehen. Stuttgart 21 verteuerte sich Ende 2012 von 4,5 auf 6,5 Milliarden Euro. Die Flughafenpläne der Bahn, das bestätigt das S-21-Kommunikationsbüro, werden inzwischen mit 716 Millionen Euro taxiert. „In diesem Budget sind bereits Vorsorge für Risiken und die allgemeinen Preissteigerung enthalten“, sagt eine S-21-Sprecherin.

Die neue Summe ist damit nicht 224, sondern noch 44 Millionen Euro von der im Filder-Dialog letztlich geforderten besseren Lösung entfernt. Mit dem Obolus des Regionalverbandes wären es noch 39 Millionen. So, sagt das Sprecherbüro, dürfe man aber nicht rechnen. In den 760 Millionen hätten 2012 „diverse Risikobetrachtungen“ gefehlt. Allerdings wurden für die Alternative 96 Millionen Euro Planungskosten und sogar 61 Millionen Euro Risikozuschlag wegen „fehlender Planungstiefe“ angesetzt. Was die geforderte Alternative heute tatsächlich kosten würde? Die Bahn weiß es nicht.