Vertreter von Region, Bahn, Land und Stadt Stuttgart sprechen über das Projekt Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Die Art der Anknüpfung des Landesflughafens an die beim Bahnprojekt Stuttgart 21 geplante Infrastruktur bleibt umstritten. Bahn, Land, Stadt und Region Stuttgart wollen im Bundesverkehrsministerium klären, ob der Bund für eine verbesserte Variante am Flughafen Geld zuschießt.

Stuttgart - Bei der zwölften Auflage des politisch besetzten Stuttgart-21-Lenkungskreises haben die Verantwortlichen am Montag keine Lösung für das Streitthema Flughafenanschluss gefunden. „Keiner hat seine Position geräumt“, sagte Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) nach einer dreistündigen Sitzung in den Schulungsräumen der Sparkassenakademie. Der Zeitdruck für die Airport-Pläne habe sich verschärft.

„Wir sind uns nicht einig, ob die Antragstrasse der Bahn die Prämissen des Finanzierungsvertrages nach einem besseren Schienenverkehr erfüllt“, sagte Stuttgart OB Fritz Kuhn (Grüne). Er hatte in der vergangenen Woche politische Gespräche gefordert und scheint sich durchgesetzt zu haben. Nun soll der Bund mit an den Tisch.

Einig sei man sich, so Hermann, dass das Problem Flughafenanschluss „auf eine höhere Ebene gestellt“ werden solle. Man wolle mit der Spitze des Bundesverkehrsministeriums darüber sprechen. Der Bund als Bahn-Eigentümer habe „Interesse an dem Projekt“. Der Bund ist Finanzierungspartner (1,23 der 6,5 Milliarden Euro). Ein Vertreter wird regelmäßig zu den Lenkungskreissitzungen eingeladen, allerdings hat sich seit Jahren keiner gezeigt. „Wir wollen herausfinden, ob es genügend Interesse für Veränderungen gibt und wer Interesse an der Finanzierung hat“, sagte DB-Infrastrukturvorstand Volker Kefer. Er will sich um ein Treffen mit Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) oder Staatssekretär Michael Odenwald bemühen. Der Mann aus Karlsruhe sitzt auch im Bahn-Aufsichtsrat.

Zunächst steht auf den Fildern aber ein neues Gutachten der Uni Dresden an. Mit ihm soll geklärt werden, ob mit der vom Verkehrskonzern geplanten Infrastruktur ein risikoloser Betrieb und sinnvoller Fahrplan möglich sind. Im ihren ersten Gutachten bestritt das die Uni. Nun soll sie mit neuen Bahn-Daten nochmals rechnen.

Der Verband Region Stuttgart (VRS) drängt laut Regionaldirektorin Nicola Schelling auf die Filderbahnhof-plus-Variante, mit der der heutige S-Bahn-Halt unter den Terminals unverändert bliebe. Die Bahn will hier auch Fernzüge der Gäubahn aus Richtung Singen einfahren lassen. Der „Vorstoß zum Thema Funktionsfähigkeit im Filderbahnhof“ sei aufgegriffen worden, sagte Schelling. Für Hermann ist die Plus-Variante allerdings ein „Lösungsvorschlag mit einigen Nachteilen“. Kefer bekräftigte, dass diese Variante 224 Millionen Euro Mehrkosten bedeute, die die Bahn mit dem bisherigen Budget nicht abdecken wolle. Man werde die jetzigen Pläne daher „uneingeschränkt vorantreiben“.

Am Montag tauchte ein neues Thema auf, das Hermann kritisch sieht: Die Bahn will beim Abstellbahnhof in Untertürkheim laut deren Infrastrukturvorstand Volker Kefer 130 bis 150 Millionen Euro sparen. Die neue Anlage soll kleiner ausfallen als bisher vorgesehen (1,4 Kilometer weniger Abstellgleise). Es soll auf vorhandene Schienen in Münster und Obertürkheim zurückgegriffen werden. Außerdem würde auf zwei Brücken für eine kreuzungsfreie Zugfahrt verzichtet. „Die Bahn etikettiert das als Optimierung, wir haben erhebliche Bedenken“, kommentierte Hermann Knapp. Für Kefer handelt es sich beim Abstellbahnhof um eine „Anpassung“.

Kefer lobte den Projektfortschritt und berichtete über Verbesserungen beim Brandschutz: Die Stuttgarter Feuerwehr hat sich mit ihrer Forderung nach einer stetig mit Wasser gefüllten Leitung im Fildertunnel durchgesetzt. Einig sei man sich, dass in Berlin auch die Planbearbeitung zum Thema werden müsse. Das Eisenbahn-Bundesamt brauche drei bis fünf zusätzliche Kräfte für S 21,wenn es vorangehen solle.