Stuttgart 21 in wenigen Schritten – Turmforum-Chef David Bösinger demonstriert einen begehbaren Stadtplan mit den Elementen des Bahnprojekts. Und so sieht es ... Foto: Leif Piechowski

Das Turmforum, für 500.000 Euro digital aufgerüstet, wird diesen Donnerstag eröffnet. Misston zur Feier: Die Stadt will einen Sonderzuschuss zum Umbau der S21-Schau doch nicht gewähren.

Stuttgart - Von der Königstraße aus in den Bonatzbau, rein in die große Schalterhalle, die Rolltreppe runter auf den Bahnsteig – in schätzungsweise zehn Jahren hasten so Reisende zu den Zügen. Im Turm des Stuttgarter Hauptbahnhofs lässt sich dieser Weg jetzt schon virtuell beschreiten. Per großem Monitor und Touchpad, einem kleinen Berührbildschirm, können sich Besucher des Turmforums im künftigen Hauptbahnhof so bewegen, als wäre er real, vergleichbar einem Flugsimulator für angehende Jetpiloten.

Nach mehreren Monaten Umbau sind von diesem Donnerstag an wieder alle Ebenen der Stuttgart-21-Schau im Bahnhofsturm geöffnet. Für 500.000 Euro wurde das Turmforum nach einem Konzept der Agentur Macom und des Designstudios Heller mit viel digitaler und interaktiver Technik versehen. Der virtuelle Gang durch die unterirdische Zugstationen bildet dabei nur eine der zahlreichen Spielereien der S-21-Show, die, so Wolfgang Dietrich, „für eine neue Zeit steht“. Der Projektsprecher erhofft sich nach den monatelangen Debatten um Milliarden-Mehrkosten „eine vorwärtsgewandte Diskussion“ um das Infrastrukturvorhaben. So sollen in Zukunft aktuelle Entwicklungen beim Projekt schneller in die Ausstellung eingearbeitet werden können.

Stuttgart 21 in komprimierter Form

Besucher der Schau sollen sich Ebene für Ebene durch das Projekt nach oben arbeiten und dann von der Plattform auf dem Dach des Turms einen Überblick darüber erhalten, was schon verwirklicht ist. Für Menschen mit wenig Zeit bietet Ebene drei Stuttgart 21 in komprimierter Form. Dort ist auch der Protest gegen das Projekt festgehalten – mit Bildern vom sogenannten schwarzen Donnerstag, dem 30. September 2010, als im Schlossgarten gegen Demonstranten Wasserwerfer in Stellung gebracht wurden. auf Abbildungen des Wasserwerfers haben die Ausstellungsmacher verzichtet.

Der ein oder andere Misston wird die heutige offizielle Eröffnung womöglich begleiten. Das hängt mit den nicht immer deckungsgleichen Interessen der Beteiligten zusammen. Das Turmforum ist Teil des Vereins Bahnprojekt Stuttgart-Ulm, dem auch Dietrichs Sprecherbüro angehört. Träger des Vereins sind die Projektpartner Bahn, Land Baden-Württemberg, Stadt Stuttgart und Verband Region Stuttgart, wobei die grün-rote Landesregierung derzeit ihre Mitgliedschaft ruhen lässt. Das Land wird der Eröffnung fernbleiben. Weil die Mitgliedschaft ohnehin ruhe, wolle man nicht an der Terminplanung von Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) rütteln, so ein Sprecher. Stuttgarts OB Fritz Kuhn (Grüne) lässt sich aus Termingründen vom Ersten Bürgermeister Michael Föll (CDU) vertreten.

Im Gespräch mit dem SPD-Fraktionschef im Landtag, Claus Schmiedel, und Regionalpräsident Thomas Bopp (CDU) dürfte es auch über einen Sonderzuschuss der Stadt zum Ausstellungsumbau gehen. 100.000 Euro, dem Turmforum noch 2012 in Aussicht gestellt, wurden nicht überwiesen. CDU und SPD im Gemeinderat haben bereits einen Rückzieher vom Rückzieher gefordert.

Das Turmforum hat täglich (außer Heilig Abend und 1. Weihnachtsfeiertag) von 10 bis 18, donnerstags bis 21 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Die Nacht der Museen am nächsten Samstag steht ab 19 Uhr unter dem Motto 20er Jahre.