Stuttgart/BerlinDas Projekt Stuttgart 21 steht vor einer Zäsur. Foto: dpa

Trotz Mehrkosten von bis zu 2,3 Milliarden Euro ist die Realisierung von Stuttgart 21 wirtschaftlich günstiger als ein Ausstieg, argumentiert der Bahn-Vorstand. An diesem Dienstag soll der Aufsichtsrat der neuen Kalkulation zustimmen – nur dann wird das Projekt weiter realisiert.

Stuttgart/Berlin - Trotz Mehrkosten von bis zu 2,3 Milliarden Euro ist die Realisierung von Stuttgart 21 wirtschaftlich günstiger als ein Ausstieg, argumentiert der Bahn-Vorstand. An diesem Dienstag soll der Aufsichtsrat der neuen Kalkulation zustimmen – nur dann wird das Projekt weiter realisiert. Die Grafiken auf dieser Seite zeigen, auf welcher Grundlage bei der Bahn die Entscheidung fällt.

Das Projekt Stuttgart 21 steht vor einer Zäsur: Wenn der Bahn-Aufsichtsrat an diesem Dienstag in Berlin dem neuen Finanzierungsrahmen von 6,526 Milliarden Euro zustimmt, kann das Projekt trotz Mehrkosten von bis zu 2,3 Milliarden Euro verwirklicht werden.

Als Bahn-Chef Heinz Dürr das Projekt 1994 erstmals vorstellte, machte er den Projektpartnern Land, Stadt und Region eine verlockende Rechnung auf: Das gigantische Projekt finanziere sich im Wesentlichen durch Eigenmittel und höhere Erlöse der Bahn; öffentliche Kassen würden kaum belastet, so Dürr. Damals sollte S 21 rund 2,5 Milliarden Euro kosten. Heute sieht die Rechnung anders aus: Wenn der Aufsichtsrat zustimmt, liegt der neue Finanzierungsrahmen bei 6,526 Milliarden Euro. Die Bahn wird in den nächsten Jahres alles daransetzen, vor allem Land und Stadt an der jetzigen Kostenexplosion zu beteiligen. Dabei ist die öffentliche Hand bereits am bisherigen Projektvolumen von rund 4,5 Milliarden Euro direkt und indirekt mit über zwei Milliarden Euro beteiligt.

Ohne Entscheidung baut Bahn zunächst weiter

Für gut 1,1 Milliarden Euro Mehrkosten ist die Bahn verantwortlich. Das hat der Vorstand eingeräumt. Bei weiteren Kostenrisiken von 1,2 Milliarden Euro sieht er aber auch die Projektpartner gefordert. Auch sie sollen künftig aktiv dazu beitragen, die Kosten zu senken.

Das zentrale Argument des Vorstands für die Realisierung von S 21 ist der Vergleich mit den Ausstiegskosten. Laut Vorstand sind das zwei Milliarden Euro; weitere 1,5 Milliarden Euro müssten in die Ertüchtigung der Bahnanlagen des alten Hauptbahnhofs investiert werden. Selbst wenn es 6,5 Milliarden kosten sollte, wäre S 21 für die Bahn immer noch etwas wirtschaftlicher als der Ausstieg, so der Vorstand.

Falls der Aufsichtsrat am Dienstag keine Entscheidung fällt, kann die Bahn in Stuttgart zunächst weiterbauen. Doch sie könnte keine großen Arbeiten wie den Tunnelbau oder den Bau des Tiefbahnhofs starten oder neue Großaufträge vergeben. De facto käme das einem Baustopp gleich.