Bahnvorstand Volker Kefer bei der Pressekonferenz in Stuttgart. Foto: dpa

Bahnvorstand Kefer: Baustopp bis zur Veröffentlichung der Resultate nicht vorstellbar.

Stuttgart - Die Bahn rechnet nicht vor Mitte kommenden Jahres mit einem Ergebnis des sogenannten Stresstests für das Milliarden-Bauvorhaben Stuttgart 21. Es handele sich um eine tiefgreifende, komplexe Untersuchung der Leistungsfähigkeit des geplanten Tiefbahnhofes, erläuterte Bahnvorstand Volker Kefer am Mittwoch in Stuttgart.

Er halte aber einen Baustopp bis zur Veröffentlichung der Resultate, wie von den Grünen gefordert, nicht für vorstellbar. Einen konkreten Termin für die Fortsetzung der Bauarbeiten nannte Kefer nicht, betonte aber: „Es gibt aus meiner Sicht keinen Grund, nicht mit den Baumaßnahmen weiterzumachen.“ Er kündigte an, über den weiteren Baufortgang öffentlich zu informieren.

Bäume verpflanzen statt fällen

Auf dem Bauprogramm der Bahn steht das wegen der Schlichtung unterbrochene Grundwassermanagement, für das nun 17 Kilometer Leitung oberirdisch im Stadtkern verlegt werden müssen. Auch das unterirdische Technikgebäude an der Nordseite des Bonatz-Baus müsse gebaut werden. Dafür seien auch Bäume zu entfernen, die die Bahn aber nicht mehr fällen, sondern größtenteils verpflanzen will.

An einer für die geplante Neubaustrecke nach Ulm benötigten Brücke wird nach Angaben Kefers weitergebaut.

Die Bahn hat nach Kefers Worten eine Maximalkapazität von 60 Zügen pro Stunde im Tiefbahnhof errechnet - und zwar auf Basis von acht Minuten für das Hereinfahren in den Tiefbahnhof, den Aufenthalt und die Ausfahrt.

Die im Stresstest untersuchte Grenze für die Leistungsfähigkeit liegt bei 49 Zügen pro Stunde. Das ist deutlich unter dem Planwert der Bahn, aber 30 Prozent mehr als beim heutigen Kopfbahnhof. Der Schlichterspruch hat den Test noch auf die Spitzenzeit zwischen sieben und acht Uhr morgens eingegrenzt. Die Bahn hatte bisher von einer Leistungssteigerung um 30 Prozent über den gesamten Tag hinweg gesprochen.

Kefer: "Gehen davon aus, dass wir die Anforderungen erfüllen"

Der von der Bahn finanzierten Computersimulation der Schweizer Firma SMA wird der vom Land Baden-Württemberg gewünschte Fahrplan zugrunde gelegt. Kefer: „Es ist die echte Konstruktion eines Fahrplan im Voraus. Wir gehen absolut davon aus, die Anforderungen des Landes zu erfüllen.“ Das Resultat will Kefer mit den Kritikern von Stuttgart 21 öffentlich erörtern. Sie hatten durchgesetzt, dass der Test im Schlichterspruch zu dem 4,1 Milliarden Euro teuren Projekt verankert wird. Kefer betonte: „Ziel ist, die Diskussion um die Leistungsfähigkeit des Tiefbahnhofs final abzuschließen.“

Falls der Wert von 49 Zügen pro Stunde nicht erreicht wird, muss laut Schlichterspruch nachgebessert werden. Um mögliche Engpässe zu vermeiden, muss nach den Worten Kefers nicht der Tiefbahnhof um ein neuntes und zehntes Gleis erweitert werden; vielmehr müssten dessen Zuläufe verbessert werden, etwa durch die Anbindung der bestehenden Ferngleise von Norden an einen neuen Tunnel von Osten. Die Kosten dafür hatte Verkehrsministerin Tanja Gönner (CDU) mit 150 Millionen Euro angegeben.

Kefer versprach, die Durchgänge zwischen Rolltreppen und Bahnsteigkanten auf den Bahnsteigen von derzeit 2,05 Meter zu verbreitern und die Barrierefreiheit sowie den Brandschutz im geplanten Tiefbahnhof nochmals unter die Lupe zu nehmen. Mit der Stuttgarter Feuerwehr werde man die bestmöglichen Notfallmechanismen in den Tunneln diskutieren.