Der manipulierte Baum beim Rosensteinpark. Hier fanden die Arbeiter eine Flasche mit Käferresten. Foto: dpa

Ein Fall zum Lachen und doch wiederum nicht. Die Manipulation an einem Baum im Rosensteinpark könnte dem Artenschutz schaden, meint Lokalchef Jan Sellner.

Stuttgart - Während die Menschen in Florida um die Opfer des jüngsten Schulmassakers trauern, die Olympischen Winterspiele in Südkorea auf die Halbzeit zusteuern und in der Türkei der Journalist Deniz Yücel nach einjähriger Haft freikommt, wird in Stuttgart unter einem gefällten Baum mit der Nummer 100163 im Rosensteinpark eine Flasche gefunden, die Teile von Rosenkäfern enthält, deren Existenz ihrerseits auf Juchtenkäfer hindeutet. So verrückt ist die Welt.

Und so kurios ist Stuttgart. Die an Besonderheiten und Absonderlichkeiten reiche Stadt bringt eine weitere skurrile S-21-Geschichte hervor. Angeblich haben Unbekannte mithilfe der manipulierten Flasche versucht, eine falsche Juchtenkäfer-Spur zu legen, um notwendige Baumfällarbeiten und damit das Projekt insgesamt zu verzögern. Das Tatwerkzeug, besagte Flasche, könnte dem oder den Unbekannten entglitten und in ein tiefes Astloch gerutscht sein. Beim Fällen des Baumes stießen Arbeiter darauf. Hallo „Tatort“: Das hat Krimi-Qualität!

Der Vorgang könnte Argwohn schüren

Nach der ersten Aufregung scheint klar: Die Käfer-Manipulation war nicht ursächlich für die jahrelangen Verzögerungen der Arbeiten beim Rosensteinpark. Jedenfalls zählte Baum Nummer 100163 nicht zu den sechs „Juchtenkäfer-Verdachtsbäumen“, deretwegen die Bahn die EU um Genehmigung der Baumfällarbeiten ersuchen musste. Der Fall ist zum Lachen und doch wiederum nicht, denn er könnte dem Artenschutz schaden. So umstritten die Verhältnismäßigkeit mancher Ausgleichsmaßnahmen war – siehe Eidechsen-Umsiedlung für Tausende Euro pro Exemplar –, der Artenschutz selbst wurde bisher nicht infrage gestellt. Der Käfer-Krimi vom Rosensteinpark allerdings hat das Potential, Argwohn zu schüren. Ein Bärendienst für Juchti & Co.

jan.sellner@stzn.de