Auch wenn noch einmal umgeplant werden muss: Die Tage der alten Stadtbahn-Haltestelle Staatsgalerie unter der Willy-Brandt-Straße sind gezählt. Foto: Leif Piechowski

Stadtbahn-Umbau muss neu genehmigt werden – Für Abschnitt Hauptbahnhof 13. Änderungsantrag.

Stuttgart - Die Stuttgarter Straßenbahnen AG muss die Verlegung ihrer Haltestelle Staatsgalerie und der Zulaufgleise neu planen. Und das, obwohl die Verschiebung der Station im Zusammenhang mit dem Bahnprojekt Stuttgart 21 bereits 2005 genehmigt worden war.

Der heutige Halt in der Nähe der Staatsgalerie und dessen Zufahrtsgleise aus Richtung Süden kollidieren mit dem unterirdischen Weichenfeld des Tiefbahnhofs. Die SSB muss den Weichen also weichen und soll Haltestelle und Zulaufgleise nach oben rücken. Die Bauarbeiten dafür hatte der städtische Nahverkehrsbetrieb bereits ausgeschrieben. Nun musste er die Ausschreibung jäh stoppen.

Grund der Vollbremsung sind Auflagen des Eisenbahn-Bundesamtes (Eba). Die Bonner Genehmigungsbehörde war Ende 2011 einer Klage des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND) zum Artenschutz im Schlossgarten unterlegen. Das trifft nun die SSB. „Wir haben inzwischen zusätzliche Auflagen des Eba, die unseren Bau so nicht mehr realisierbar machen“, sagt Winfried Reichle. „Wir dürfen unsere neuen Tunnel nicht mehr wie geplant bauen, weil einer davon südöstlich des Ferdinand-Leitner-Stegs in den Schlossgarten einschneidet und dort ein paar Bäume weg müssten.“ Diese Bäume aber hat das Eba unter strengsten europäischen Schutz gestellt. „Die sind ein Habitat“, so der Ingenieur Reichle knapp, „wegen der Juchtenkäfer.“ Mit einer frühzeitigen Untersuchung hätte die Bahn das vielleicht schon vor Jahren feststellen können. Doch erst nach der erfolgreichen Klage des BUND gewann der Artenschutz bei dem Bundesunternehmen Priorität.

Zwölfter Änderungsantrag für den vor sieben Jahren genehmigten Tiefbahnhof

Die SSB muss nun neu planen. Sie will dabei nicht nur auf den vom Aussterben bedrohten Juchtenkäfer, sondern auch auf Wünsche der Bahn Rücksicht nehmen. Deren Planer erwägen, bei der Verlegung eines riesigen Abwasserrohrs, in dem auch der Nesenbach läuft, und eines Dükers unter ihrem Tiefbahnhof ein paar Meter zu sparen.

Das bestehende, rund 35 Jahr alte Abwasserrohr liege in der Schillerstraße „direkt auf unserem Stadtbahntunnel“, so Reichle. Noch ist nicht entschieden, ob das so bleibt oder künftig auch der neue Stadtbahntunnel unterquert wird. Weil die SSB den Schlossgarten an der Ecke Schillerstraße / Willy-Brandt-Straße nun anders als vorgesehen umkurven muss, könnte es an dieser Stelle in den Stadtbahnzügen später ein wenig ruckeln. „Wir müssen mit den neuen Gleisen von der Staatsgalerie aus eine längere Strecke geradeaus Richtung Königin-Katharina-Stift, dadurch bekommen wir einen ungünstigen Radius für den Abzweig in Richtung Hauptbahnhof“, beschriebt der SSB-Mann die Malaise. Aus der zuvor langgezogenen wird eine scharfe Kurve.

Ihre neuen Pläne will die SSB zügig beim Eisenbahn-Bundesamt einreichen. Es wäre der bereits zwölfte Änderungsantrag für den vor sieben Jahren grundsätzlich genehmigten Tiefbahnhof des Projekts Stuttgart 21. Die alternative Verlegung des Abwasserrohrs würde die Nummer 13 erhalten.

Ob das Eisenbahn-Bundesamt für die SSB den Turbo zuschaltet ist fraglich

„Die neunte und zehnte Änderung haben wir veranlasst, wir haben für unseren neuen Tunnel unter dem Kriegsberg an der Heilbronner Straße eine Gradiente und eine andere Ausführung der Baugrube geplant, die Genehmigung ging ganz schnell“, zeigt sich Reichle zuversichtlich: „In vier bis fünf Monaten könnten wir die Genehmigung haben.“ Außerdem müsse die Bahn erst das Segment Nummer 22 ihres Tiefbahnhofs „unter unsere neue Haltestelle Staatsgalerie bringen“, so Reichle.

Ob das Eisenbahn-Bundesamt für die SSB den Turbo zuschaltet ist allerdings fraglich. Bei der Behörde bedecken noch die Änderungsanträge Nummer sieben (die verdoppelte Grundwasserentnahme aus dem Schlossgarten) und Nummer acht (Umsiedlung von Zauneidechsen von der zentralen Baulogistik am Nordbahnhof ins Mussenbachtal bei Mühlhausen ) die Schreibtische. Außerdem beantragt die Bahn eine Änderung an der Gründung ihres neuen Tiefbahnhofs.

„Unsere Genehmigung könnte vielleicht auch ein Jahr dauern“, räumt Reichle ein. „Das wäre der schlimmstmögliche Fall“, sagt er, „das heißt aber nicht zwangsläufig, dass sich bei Stuttgart 21 alles verzögert.“