Die ICE-Neubaustrecke bei Kirchheim/Teck Foto: Google Maps/StN-Bearbeitung Lange

Problem Lärmschutz: Die Bahn ändert Abschnitt der ICE-Trasse bei Kirchheim/Teck.

Kirchheim/Teck - Seit langem fordert die Stadt Kirchheim/Teck einen Lärmschutz an der Autobahn. Die elegante und preisgünstige Lösung, dort mit dem Gestein aus dem zukünftigen Voralbtunnel einen Wall aufzuschütten, ist am Widerstand der Landwirtschaft gescheitert. Stadt und Bahn haben deshalb neu geplant.

Bei den Plänen, die von diesem Montag an im Kirchheimer Rathaus ausliegen, handelt es sich um Änderungen bei einem Abschnitt der Neubaustrecke, die zum größten Teil aus einem Tunnel besteht. Und dennoch spielt der Lärmschutz dabei eine entscheidende Rolle. Spielte sollte es besser heißen, denn die veränderte Planung zielt darauf ab, den Lärmschutz entlang der Autobahn vom Tunnelbau abzukoppeln.

In der ersten Version hatte die Bahn vorgeschlagen, Erde und Steine, die beim Graben des Voralbtunnels anfallen, zu einem großen Teil an Ort und Stelle abzulagern. Der Tunnel liegt mit einer Länge von 8,2 Kilometern in dem insgesamt elf Kilometer langen Streckenabschnitt zwischen Wendlingen und Kirchheim-Ost. Von dort führt der nächste, bereits genehmigte Abschnitt weiter bis zum Albaufstieg bei Aichelberg.

Der Protest der Landwirtschaft

Die ursprünglichen Pläne der Bahn für den Tunnel bei Kirchheim sahen vor, 1,9 Millionen Kubikmeter Abraum (die Gesamtmenge beträgt 3,2 Millionen Kubikmeter) unweit der Baustelle entlang der Autobahn zu verteilen. Die Menge hätte ausgereicht, um einen elf Meter hohen Damm aufzuschütten. Der Wall hätte einen effektiven Lärmschutz für die Stadt Kirchheim und speziell für deren Stadtteile Nabern und Ötlingen abgegeben.

Der Protest der Landwirtschaft hat diese Idee allerdings zu Fall gebracht. Die Vertreter der Esslinger Kreisbauernschaft rechneten dem Bauherrn und der Genehmigungsbehörde, dem Stuttgarter Regierungspräsidium, vor, dass die Aufschüttung rund 20 Hektar wertvolle Ackerböden entlang der Autobahn vernichtet. "Der Flächenverlust hätte dem einen oder anderen Bauern die Existenz kosten können", ist Florian Dangel, der Geschäftsführer des Esslinger Kreisbauernverbands, überzeugt. Die betroffenen Landwirte hegten diese Befürchtung, weil es für den Verlust der Kirchheimer Flächen in der näheren Umgebung keine Ausgleichsmöglichkeiten gegeben hätte.

Das neue Konzept der Bahn für den Abtransport der Gesteinsmassen sieht in den geänderten Plänen vor, das Material in ausgediente Braunkohlegruben in Sachsen-Anhalt zu transportieren. Damit die dafür notwendigen unzähligen Lastwagen nicht durch bewohnte Gebiete entlang der Neubaustrecke rollen, verbindet die Bahn einen der Tunnelausgänge mit einer Zu- und Abfahrt zur Autobahn. Zu den Überlegungen der Bahn gehört auch, für den Tunnelaushub zeitweise Zwischenlager einzurichten. Wenn dafür landwirtschaftliche Flächen in Anspruch genommen werden sollten, macht Kreisbauern-Geschäftsführer Dangel darauf aufmerksam, dass "dann den Landwirten eine Entschädigung zusteht".

Lärmschutzwand inklusive einer Fotovoltaik-Anlage

Von der Bahn war am Freitag und über das Wochenende nicht zu erfahren, welchem Konzept sie den Vorzug gibt. Das Regierungspräsidium geht allerdings davon aus, dass der Aushub ohne Umwege weggekarrt wird. Gegen Zwischenlager gebe es große Bedenken. So habe sich der Landkreis Esslingen bereits dagegen verwehrt, dass für den Tunnelabraum die Erddeponie Weißer Stein bei Plochingen in Anspruch genommen wird.

Betroffen von der Planänderung ist auch die Stadt Kirchheim. Sie hat einen preisgünstigen Lärmschutzwall entlang der Autobahn verloren. Die ersten Vorstellungen für einen Ersatz gibt es aber bereits. Die Stadt denkt daran, denn Wall kleiner zu gestalten und auf die Krone eine Lärmschutzwand inklusive einer Fotovoltaik-Anlage zur Stromgewinnung zu setzen. Spruchreif wird das Ganze allerdings erst 2013. Dann steht fest, ob der Gemeinderat die Idee mitträgt und die Mittel für die Grundstückskäufe genehmigt. Zudem stehen dann noch Verhandlungen mit der Bahn an. Sie soll dann wieder einen Teil des Tunnelabraums abgeben - natürlich möglichst kostenlos.