Die S-21-Tunnel werden gegraben, doch wer wieviel daran zahlt, ist noch unklar. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Noch vor Weihnachten beginnt ein Klagemarathon der S-21-Projektpartner untereinander: Jeder gegen jeden, nur der Bund fehlt. Der könnte aber auch zahlen, meint Konstantin Schwarz.

Stuttgart - Am Freitag wird Vorstandschef Rüdiger Grube für die Bahn die Projektpartner von Stuttgart 21 auf die Zahlung von zwei Milliarden Euro Mehrkosten verklagen. Ausgenommen ist der Bund. Die Klage ist einmalig. Der Bau, der noch rund sieben Jahre dauern wird, steht damit unter einer schweren Hypothek.

Alle Partner versichern sich in der Öffentlichkeit gegenseitig einer vertrauensvollen Zusammenarbeit. Sie spielen die Doppelrolle eines verständigen Baupartners und, im Fall von Grube, eines unerbittlichen Anklägers. Schwer vorstellbar, dass das auf Dauer gelingt. Seit Monaten wird jedes Wort abgewogen. Grube soll jüngst gesagt haben, er hätte S 21 nicht gemacht. Projektchef Manfred Leger sagte, nicht die Bahn habe sich „diesen Luxusbahnhof ausgedacht“. Die Nerven liegen zuweilen blank.

Es wird schmutzige Wäsche gewaschen

Es wird viel schmutzige Wäsche gewaschen werden. Darin ist sich der von der Stadt beauftragte Anwalt sicher. Grube hat bereits 180 Seiten, die den Anspruch auf Mitzahlung untermauern sollen, auf den Schreibtisch von Stuttgarts OB Fritz Kuhn gelegt. 2018 ist mit einer ersten Gerichtsentscheidung zu rechen. Dann könnte die Klagewelle richtig losgehen: Land gegen Stadt und weitere Projektpartner oder diese zusammen mit dem Land gegen die Bahn wegen Versäumnissen. Alle Parteien sammeln fleißig.

Vom Bund, wo Kanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Wolfgang Schäuble die DB-Aufsichtsräte 2013 bei den Mehrkosten auf Linie brachten, hört man nichts. Jene, die den Weiterbau zur Schicksalsfrage über die Zukunftsfähigkeit Deutschlands erhoben, sind abgetaucht. Auch der Bund könnte mitzahlen.

konstantin.schwarz@stzn.de