Der Bahnhofsarchitekt Christoph Ingenhoven hat vergangen Woche ein Musterstück der Kelchstützen besichtigt. Für die Gründung des Bahnhofs fehlt ihm allerdings noch die Freigabe Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Der Eindruck, die Planungen für den Tiefbahnhof erfolgten unkoordiniert, weil Genehmigungen fehlen, sei ungerechtfertigt, ließen Vertreter der Bahn am Dienstag wissen. „Hier sind keine Idioten tätig“, sagte der Bahnanwalt Peter Schütz.

Stuttgart - Vertreter der Bahn haben am Dienstag vor dem Technikausschuss des Gemeinderats allerdings Zeitdruck beim Projekt Stuttgart 21 eingeräumt. Die lauten Tunnelbauarbeiten in Wangen „zur Schonung der Bevölkerung in der Nacht zu unterbrechen geht auf die Zeit, die haben wir natürlich nicht“, sagte der Bahn-Anwalt Peter Schütz. „Wir brauchen den 24-Stunden-Betrieb.“

 

Beim Tiefbahnhof-Bau im Schlossgarten fehlt der Bahn die Genehmigung für das Fundament. Die Ausführungsplanung sei aufwendig, der Prozess, die Statik erst nach dem Baustart zu liefern, sei „völlig normal“ sagte Florian Bitzer. Er ist bei S 21 für Umweltbelange zuständig. Man habe „viele Gegensteuerungsmaßnahmen im Köcher, um auf die geplante Inbetriebnahme im Dezember 2021 hinzusteuern“, so Bitzer. Bei der Planung seien „keine Hasardeure und Idioten“ tätig, echauffierte sich Schütz. Die fehlende Statik sei „kein Pfusch, sondern ein normaler Prozess“.

OB Fritz Kuhn (Grüne) hatte sich über fehlende Nachweise gewundert. „Statt sich selbst zu loben, sollten die Bahn und ihre Planer lieber ihre Hausaufgaben machen“, sagt er. Der OB erwartet im November eine „belastbare Darstellung, wie es bei der Baustelle im Hauptbahnhof weitergeht und welche Folgen die fehlenden Nachweise auf den Zeitplan zur geplanten Fertigstellung haben“.

Der Erdaushub kommt künftig mit Förderband zum Zug

Beim Tunnelbau in Wangen will die Bahn ihr Angebot für Hotelübernachtungen auch dann beibehalten, wenn von der bisherigen Meißeltechnik auf nächtliches Sprengen umgestellt werden dürfe, sagte Bitzer. Die Bahn hat beim Landesbergamt einen entsprechenden Antrag gestellt. Gabriele Munk (Grüne) forderte, nachts nur Abraum aus dem Tunnel zu schaffen. Dass die Arbeiten 30 Meter unter der Nähterstraße zu „erheblichen Belästigungen“ in den Wohnräumen führten, räumte der für den Immissionsschutz zuständige Ingenieur Peter Fritz ein.

Beim Thema Lärmbegrenzung muss der Schienenkonzern an mehreren Stellen nachbessern. Bei der Baustelle am Pragtunnel werden inzwischen 350 Häuser mit Lärmschutzfenstern ausgerüstet, außerdem wird die vor dem Tunnelportal gelegene Fläche bis Anfang 2016 mit einem 15 Meter hohen Dach überspannt. Der Erdaushub soll künftig nicht mit Lastwagen, sondern per Förderband direkt in die Bahnwaggons gekippt werden. Weil die Abfuhr zu laut ist, muss er nachts jetzt im Tunnel zwischengelagert werden. Das hemmt den Baufortschritt.

An der Baustelle beim Wagenburgtunnel wird das Förderband zum Schossgarten laut Bitzer noch nicht genutzt, weil noch zu wenig Aushub aus den dortigen Tunneln anfalle. Auch dort wird überdacht. Hier und oberhalb der Sängerstraße erhalten 70 Betroffene Lärmschutzfenster, der Aufwand für den Schallschutz steige um neun Millionen Euro, sagt Bitzer.