Die Zukunft des Filderbahnhofs bei Messe und Flughafen (auf dem Foto die bestehende Haltestelle) sorgt für Diskussionen Foto: dpa

Fast durchweg positive Reaktionen gibt es auf die Zusage von Landes-Verkehrsminister Winfried Hermann im Interview mit den Stuttgarter Nachrichten, beim Filderbahnhof bessere Lösungen anzustreben. Nur die Schutzgemeinschaft Filder lästert: „Sind die denn alle durchgeknallt?“

Stuttgart - Wenn an diesem Freitagmittag in Berlin ein Spitzentreffen mit Bahn-Infrastrukturvorstand Volker Kefer stattfindet, dann wird dort neben Hermann und Stuttgarts OB Fritz Kuhn auch Regionalpräsident Thomas Bopp am Tisch sitzen. Und er ist sehr zufrieden, dass der Minister wie alle anderen Verantwortlichen „an einer besseren Lösung arbeiten wollen“. Die Entscheidung werde nicht sofort fallen, aber zeitnah – ich habe schon mehrfach gesagt, dass wir bis Ostern durch sein müssen, sonst ist die Bahn auch schon zu weit mit ihrer Antragstrasse.“

Das sich abzeichnende Umdenken, so Volkmar Krämer, Sprecher der Flughafen-Gesellschaft, „ist für uns ermutigend“. Aber: „Es muss jetzt auch wirklich eine Entscheidung kommen, wie man weitermachen will. Jedes weitere Aufschieben behindert uns in der Entwicklung von Projekten, weil wir nichts anpacken können.“ Der Flughafen habe einen Masterplan, „aber wie sollen die Investoren dort bauen, wenn sie und wir nicht wissen, in welchem Maße welche Straße aufgerissen wird?“ Klar müsse auf jeden Fall sein, dass Stuttgart 21 und der Flughafenbahnhof „gemeinsam am Start sind“.

In Leinfelden-Echterdingen ist man „sehr froh über die Wandlung des Ministers“. Allerdings kam dies nicht ganz überraschend, so die Erste Bürgermeisterin Eva Noller. Denn sie und Leinfelden-Echterdingens OB Roland Klenk sind Hermann bei diversen Neujahrsempfängen auf den Fildern – wo der grüne Minister bekanntlich auch Landtagsabgeordneter werden will – mehrfach begegnet. „Wir freuen uns, dass er sich engagiert und die Chance sieht, mit dem Bahnhof da oben die Zukunft zu gestalten“. Denn die Verbesserung des Regionalverkehrs sei nicht nur für Leinfelden-Echterdingen äußerst wichtig – sei es in südliche Gefilde in den Raum Tübingen und Reutlingen, sei es östlich, also ins Neckartal. „Diese Chance wäre mit dem Antragsbahnhof verbaut.“

Auch der politische Gegner begrüßt, „dass die Landesregierung nun endlich Gespräche für eine bessere Lösung aufnimmt“, so die Geislinger CDU-Landtagsabgeordnete und Verkehrsexpertin Nicole Razavi. „Es ist aber auch höchste Zeit, dass Minister Hermann seine Verweigerungshaltung aufgibt.“ Allerdings: „Ich habe mir die Augen gerieben, als ich den Halbsatz in seinem Interview gelesen habe.“ Razavi deutet Hermanns Ausführungen so, dass dieser die Finanzierung von höheren Kosten durch zusätzliche Verbesserungen nicht mehr ausschließt.

Allerdings seien durch die Blockadehaltung mehr als zwei Jahre verloren gegangen. „Sonst wären wir mit der Planung deutlich weiter und hätten Geld gespart“. Ihr Fazit: „Hermanns Einsicht kommt, aber sie kommt sehr spät.“ Ähnlich sieht dies SPD-Landtagsfraktionschef Claus Schmiedel. „Es ist bedauerlich, dass Minister Hermann so spät zur Einsicht kommt, wir haben sehr viel Zeit eingebüßt“. Gut sei, dass nun offenbar die Blockade weiterer Landesgelder für bessere Lösungen aufgegeben werde.

Scharfe Kritik an den „unausgegorenen Vorschlägen“ äußert hingegen Steffen Siegel, Vorsitzender der Schutzgemeinschaft Filder. Er spricht von „neuen Murks-Varianten“ durch den Minister und kommentiert drastisch: „Sind denn alle durchgeknallt? Man doktert jetzt nachträglich an einzelnen Stellen herum, ohne zu erkennen, dass das System auf den Fildern insgesamt so niemals zu retten ist.“ Denn weiterhin werde der Kostendeckel gesprengt, zudem sei die bisher angenommene zeitliche Umsetzung „nie und nimmer einzuhalten“.

Als Reaktion auf Hermanns Interview in den Stuttgarter Nachrichten hat die SPD-Gemeinderatsfraktion am Donnerstag beantragt, dass OB Kuhn „zeitnah“ im Technikausschuss über die Gespräche in Berlin berichtet, so Fraktionschef Martin Körner. Kuhn selbst wollte am Donnerstag, so kurz vor dem Treffen in der Bundeshauptstadt, auf Nachfrage keinen Kommentar zu dem Thema abgeben.

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