Der Verkehr auf der Schiene soll bis 2030 stark wachsen, der S-21-Fahrplan sieht in der Hauptverkehrszeit bisher viele Doppelbelegungen an den Bahnsteigen vor.
Stuttgart - Die Grünen im Stuttgarter Gemeinderat fordern eine unterirdische Ergänzungsstation zum Bahnprojekt Stuttgart 21. An diese Station solle die Panoramabahn angeschlossen werden. Die größte Fraktion im Gemeinderat will außerdem geprüft haben, ob Züge der Gäubahn auch nach 2025 in einer Interimszeit in den Kopfbahnhof fahren können.
Ende 2025 soll der Tiefbahnhof in Betrieb gehen. Die Gäubahn wird zu diesem Zeitpunkt in der City bereits seit einigen Monaten abgehängt, ihre neue Zuführung über den Flughafen dann aber noch nicht fertig sein. Die Grünen wollen von der Stadtverwaltung aufgezeigt bekommen, wann im neuen Rosensteinviertel – den heutigen Gleisanlagen – an welchen Stellen gebaut werden soll. Die Forderungen aus den Landkreisen mit Gäubahn-Anschluss seien ernst zu nehmen. Entlang der Strecke protestieren zahlreiche Kommunen dagegen, den direkten Anschluss an den Stuttgarter Hauptbahnhof für unbestimmte Zeit zu verlieren.
Fragen zur Gäubahn hat der Gemeinderatsausschuss zu Stuttgart 21 am Dienstag ausgeblendet. Das könne Thema der nächsten Sitzung sein, so Baubürgermeister Peter Pätzold (Grüne), man wolle Vertreter der Bahn dazu einladen. Nächster Sitzungstermin des Ausschusses ist am 28. April. Die bisherigen Pläne sehen vor, dass für die Gäubahnzüge ab Mitte 2025 in Stuttgart-Vaihingen Endstation ist. Ihre zum Kopfbahnhof führenden Gleise sollen im Talkessel für die neue S-Bahn-Zuführung gekappt werden. Umwelt- und Verkehrsverbände bezweifeln allerdings, dass diese Trennung baulich zwingend nötig ist. Aus ihrer Sicht könnte die Gäubahn mit geringem Aufwand auch nach 2025 in den Kopfbahnhof fahren, bis der Anschluss am Flughafen fertig ist.
Hauptteil des Verkehr bleibt auf der Straße
Der S-21-Ausschuss hat am Dienstag eine Verkehrsuntersuchung diskutiert, die bis 2030 enorme Fahrgastzuwächse auf der Schiene prognostiziert. Basis ist das Jahr 2010. „Es werden viel mehr Menschen fahren, und sie werden mehr Kilometer zurücklegen“, so Jürgen Wurmthaler, Leiter des Bereichs Infrastruktur beim Verband Region Stuttgart (VRS). Für den Regionalverkehr auf der Schiene ist bei den Personenkilometern in der Region Stuttgart ein Wachstum von 223 Prozent prognostiziert. Busse und Bahnen würden bis 2030 deutlich mehr genutzt als heute. Ihr Anteil wird allerdings mit 21,3 Prozent weiterhin stark hinter dem des Autoverkehrs zurückbleiben, der den Großteil aller Wege abdeckt.
Laut Wurmthaler kann die S-21-Infrastruktur den Zuwachs bis 2030 aufnehmen, der achtgleisige Hauptbahnhof reiche dazu aus. Das wird von der Linksfraktion im Rat bestritten. In den Hauptverkehrszeiten zeige das bisherige Fahrplankonzept Mängel der Infrastruktur auf. So gebe es 15 Doppel- und vier Dreifachbelegungen (zwei oder drei Züge gleichzeitig auf einem Gleis) sowie 26 Haltezeiten unter drei Minuten. „Damit kann man nicht zufrieden sein“, so Fraktionschef Hannes Rockenbauch. Am Ende werde die neue Infrastruktur zehn Milliarden Euro kosten, aber nicht leistungsfähiger sein als der Kopfbahnhof, so der erklärte S-21-Gegner Rockenbauch.
Der Fahrplan sei noch nicht fertiggestellt, er werde „in enger Abstimmung mit dem Land erstellt“, teilte die Bahn auf Anfrage der Linksfraktion in einer schriftlichen Stellungnahme, die im Ausschuss verteilt wurde, mit. Die Bahn weist außerdem darauf hin, dass das „politische Ziel der Verdopplung des Bahnverkehrs auf den Betrieb über einen ganzen Tag hinweg“ ausgerichtet sei, „nicht explizit auf die Spitzenstunde“. Auch das wird von Rockenbauch kritisiert.
Noch kein Notfallkonzept für S-Bahn
Ein Knackpunkt bei S 21 ist das Notfallkonzept für die S-Bahn. Diese Züge können heute bei Störungen im S-Bahn-Tunnel die Gäubahngleise nach Vaihingen nutzen. Mit S 21 sollen sie im Notfall durch den neuen Fildertunnel zum Flughafen fahren. Detaillierte Notfallkonzepte für die S-Bahn könnten erst erarbeitet werden, wenn der Fahrplan zur Inbetriebnahme von S 21 abgestimmt sei, teilt die Bahn mit. Das Konzept für die S-Bahn solle in der Regionalversammlung besprochen werden, so Pätzold, denn diese Züge fahren unter Regie des VRS.