Das Gelände oberhalb des Neckars ist bereits eingezäunt. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Das Eisenbahn-Bundesamt hat am Freitag die Genehmigung zur Fällung von sechs Bäumen am Rande des Rosensteinparks erteilt. Dort werden Juchtenkäfer vermutet. Die sind im Park stärker verbreitet als gedacht.

Stuttgart - Seit Dienstag ist klar, dass vonseiten der EU nichts mehr gegen das Fällen von sechs Bäumen am Rande des Rosensteinparks spricht. Dort wird der streng geschützte Juchtenkäfer vermutet. Am Freitag hat nun auch das Eisenbahn-Bundesamt (Eba) offiziell die Genehmigung erteilt. Damit kann die Bahn im Zuge des Projekts Stuttgart 21 am Hang zwischen dem Schloss Rosenstein und dem Neckar rund hundert Bäume fällen. Das hatte sich wegen der Käfer um mehrere Jahre verschoben. Das Eba urteilt nun in der Planänderung, dass es zum Abholzen der Bäume „keine zumutbare Alternative“ gebe. Deshalb werde die Ausnahmegenehmigung erteilt.

Die Bahn muss die Fällarbeiten bis Ende Februar abschließen, weil dann die Vegetationsphase beginnt. Man gehe davon aus, das auch zu schaffen, sagte ein Projektsprecher am Freitag. Das Gelände ist bereits seit mehreren Tagen eingezäunt.

104 Brutbäume in Schlossgarten, Rosensteinpark und am Neckar

Falls auf dem Areal Juchtenkäfer oder Käferlarven gefunden werden, müssen sie eingesammelt werden. Die Bahn muss als Ausgleichsfläche ein Waldstück im Schönbuch herrichten und ist zudem verpflichtet, alle drei Jahre, beginnend im nächsten November, über „Maßnahmen mit Bedeutung für den Juchtenkäfer“ zu berichten. Ob die Käfer am Rosensteinhang überhaupt vorkommen, ist indes zweifelhaft: In einem Gutachten, das den gesamten Park und angrenzende Flächen untersucht hat, kommen Experten zu dem Schluss, es handle sich bei dem Hang wegen der Verschattung und der Ostausrichtung um „lediglich suboptimal ausgestaltete Lebensräume“.

Das lässt sich über den restlichen Park nicht sagen. Der wird in der umfangreichen Untersuchung positiv gesehen. Der Erhaltungszustand des Juchtenkäfers sei dort „sehr gut“. Dementsprechend wurden mehr der Tiere gefunden als vermutet. Das Gutachten zählt im gesamten Gebiet 66 Brutbäume der Käfer auf. Dazu kommen weitere 515 sogenannte Potenzialbäume. Dort ist nicht auszuschließen, dass es Juchtenkäfer gibt. 357 davon zählen zur ersten Ordnung, weisen also eine höhere Wahrscheinlichkeit auf. Weitet man die Untersuchungsfläche auf den Schlossgarten und das Neckarufer aus, kommen die Experten insgesamt sogar auf 104 Brutbäume.